Chef sein ohne Superkräfte?

Einmal ganz oben stehen und den Ton angeben – wer hat nicht schon einmal davon geträumt, im Chefsessel zu sitzen und das Zepter zu schwingen? Doch kaum ist die Karriereleiter erklommen, zerplatzt die Blase häufig.

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Mitarbeiterführung, neue Aufgaben, Streitschlichtungen sowie fehlende Akzeptanz holen Träumer schnell auf den Boden der Realität zurück. „Niemand wird zum Chef geboren“, weiß Leadership-Coach Robert Häckl von der Executive Mediation GmbH. „Wer in eine Führungsposition wechselt, muss seine neue Rolle innerhalb des Managements sowie gegenüber den Mitarbeitern erst verorten.“ Um allen Anforderungen gewachsen zu sein, scheinen an der ein oder anderen Stelle Superkräfte gefordert. Robert Häckl verrät, wie der Einstieg in eine neue Position gelingt und welche Eigenschaften nützlich sind.

Verbiegen vs. Authentizität

Bürodrache oder Best Buddy? „Wer eine Führungsposition bekleidet, sitzt häufig zwischen den Stühlen“, weiß Kommunikationsexperte Robert Häckl. Leitende Mitarbeiter müssen sich in ihrer neuen Rolle erst zurechtfinden.Um keine Sympathien einzubüßen und es allen recht zu machen, nehmen sich viele Führungspersonen Elastigirl zum Vorbild und verbiegen sich in alle Richtungen.

Robert Häckl, Leadership-Coach, Executive Mediation GmbH

Doch mit wachsender Verantwortung gehen früher oder später auch Entscheidungen einher, die nicht überall auf Zustimmung treffen. „Wer sein Fähnchen nach dem Wind hängt, kommt mittel- und langfristig in die Bredouille, nicht ernst genommen zu werden“, berichtet Robert Häckl. „Nur wer sich selbst treu bleibt, strahlt die notwendige Sicherheit und Verlässlichkeit aus, an der sich Mitarbeiter gern orientieren.“

Panzer als Schutzschild

Schlechte Quartalszahlen, fehlgeschlagene Projekte und eskalierende Konflikte – Chefs müssen für vieles den Kopf hinhalten, denn mit einer höheren Position tragen sie auch mehr Verantwortung. Hier haben sie nicht immer Verbündete. Inspiriert von der Ausrüstung der Ninja Turtles, lassen sich viele Manager mit der Zeit eine Art Panzer wachsen, an dem alles abprallt. „Führungskräfte tun gut daran, Konflikte nicht zu nah an sich heranzulassen“, erläutert der Kommunikationsexperte. „Dabei gilt es eine gute Balance zu finden, aber auch das eigene Verhalten zu reflektieren – schließlich sind Chefs auch nur Menschen.“

Eiserne Härte?

„Führungspersonen müssen nicht nur Nerven aus Stahl haben, sondern auch in ihrem Handeln konsequent sein“, weiß der Leadership-Coach. Insofern sind Ironmans Superkräfte sehr gefragt, wenn es darum geht, Regeln durchzusetzen. „Neben dem Setzen von Grenzen und Sanktionieren von Verstößen kommt Führungskräften die Aufgabe zu, stets mit gutem Beispiel voranzugehen“ ergänzt Robert Häckl.

„Chefs müssen sich bewusst sein, dass sie immer als Vorbild fungieren und damit die akzeptierte Verhaltensnorm definieren.“ Spezielle Workshops und Coachings helfen daher neuen Managern, ihre Einstellungen und ihr Verhalten zu reflektieren und an ihrem Führungsverständnis zu arbeiten.

Delegieren gewünscht

Ein Geschäftstermin folgt auf den nächsten und kaum im Büro angekommen, lauern auch schon die eigenen Mitarbeiter mit aktuellen Anliegen vor der Tür. Für viele Menschen bedeutet eine Beförderung ein Plus an Arbeit. Da käme die Fähigkeit blitzschnell von A nach B zu kommen, um überall mit anzupacken, gerade recht. Für alle, denen es noch nicht gelungen ist, in die Rolle von Flash zu schlüpfen, hat Robert Häckl folgenden Tipp parat:

„In führender Position fällt es oft schwer, loszulassen und Aufgaben zu delegieren. Dabei unterschätzen viele den positiven Effekt: Denn neben der eigenen Arbeitsentlastung wirkt ein Vertrauensvorschuss gleichzeitig als Motivationsspritze.“

Offenes Ohr

In Zeiten flacher Hierarchien und einer ausgeglichenen Work-Life-Balance bildet Empathie ein Schlüsselelement für modernes Management. Der Anspruch an sich selbst, die eigenen Mitarbeiter und deren Bedürfnisse zu kennen, verlangt von so manchem Chef geradezu telepathische Fähigkeiten. Wer allerdings keine Superkräfte à la Professor X besitzt, kann auf andere Methoden zurückgreifen. „Ständige Gesprächsbereitschaft sowie regelmäßiges Feedback helfen nicht nur den Mitarbeitern, sondern bringen auch die Führungsperson auf den aktuellen Stand“, weiß der Kommunikationsexperte. „Niemand ist in der Lage, Gedanken zu lesen. Nur durch aktive Gesprächsangebote lässt sich langfristig eine Kultur des Austauschs im Unternehmen etablieren.“

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