Nach dem Zusammenschluss mit softfair Analyse legt ASCORE zwei Wochen nach dem veröffentlichten ASCORE PKV-Unternehmensscoring nach und veröffentlicht den 2019er Jahrgang des ASCORE LV-Unternehmensscorings.
Das neue Verfahren vereint die besten Ansätze aus zwei Analysewelten. Insgesamt 68 Lebensversicherungsgesellschaften wurden dabei untersucht: 10 Mal wurde die Spitzenwertung „Herausragend“ (sechs ASCORE-Kompasse) vergeben. In drei Fällen reichte es nur für zwei Kompasse („Ausreichend").
Scoring-Verfahren setzt sich durch
Auch im LV-Bereich fällt die Entscheidung bei der Punktevergabe auf ein lineares Verfahren zu verzichten. Verwendet wird ein Scoring-Verfahren, bei dem die einzelnen Kennzahlen im Vergleich zum Markt bewertet beziehungsweise mit Scores von 0, 0,5 und 1 bewertet werden. Die subjektive Gewichtung einzelner Kriterien beziehungsweise bewerteter Kennzahlen entfällt. Eine indirekte Gewichtung ergibt sich durch die Anzahl der bewertungsrelevanten Kriterien in den einzelnen Wertungsbereichen.
4 Bewertungscluster
Analog dem PKV-Unternehmensscoring gibt es im LV-Unternehmensscoring vier Wertungsbereiche: „Erfahrung“, „Sicherheit“, „Erfolg“ und „Bestand“. Dahinter stehen 16 bewertungsrelevante Kennzahlen sowie 24 nicht-bewertungsrelevante Kennzahlen und sechs reine Info-Kennzahlen wie zum Beispiel die Ergebnisse anderer Ratinghäuser.
Die Kennzahlen wurden überwiegend über einen Zeitraum von drei Jahren ohne eine Gewichtung ermittelt. Für jedes erfüllte Kriterium wird ein oder ein halber Punkt zugewiesen. Pro Kriterium wurden eine Benchmark und eine Toleranz definiert. Die Benchmark orientiert sich am Marktdurchschnitt sowie an der Spannweite des Datensatzes des jeweiligen Kriteriums. Eine positive Wertung mit 1 Score erfolgt bei Überschreiten (oder Erreichen) der Benchmark innerhalb der einfachen Toleranz, eine positive Wertung mit 0,5 Score erfolgt bei Überschreiten (oder Erreichen) der Benchmark innerhalb der doppelten Toleranz. Es entsteht somit eine Gesamtpunktzahl, die auf sechs Kompasse umgelegt und in Kompassen dargestellt wird.
Kennzahlen von ASCORE und softfair berücksichtigt
Die verwendeten Kennzahlen stammen teilweise aus dem LV-Unternehmensrating von softfair analyse Berechnung der Wachstumskennzahlen nach dem sogenannten „Wurzelansatz“, Quote der festgelegten RfB (bewertungsrelevant), Überschussreservefaktor (nicht bewertungsrelevant), Sicherheitsmittelquote (nicht bewertungsrelevant) und teilweise aus dem bisherigen ascore LV-Unternehmensscoring zum Beispiel. Eigenmittelquote (bewertungsrelevant), SCR-Quoten (bewertungsrelevant sind nur die Netto-SCR-Quote sowie die SCR-Quote unter Berücksichtigung von eventuellen Volatilitätsanpassungen), Ergebnis-Quote (bewertungsrelevant), Gewinn-Zuführungs-Quote (bewertungsrelevant) .
Neue Kennzahlen
Für den aktuellen Scoring-Jahrgang wurden auch völlig neue Kennzahlen, wie zum Beispiel die „modifizierte Nettoverzinsung unter Berücksichtigung von Sondereffekten auf Grund der Zinszusatzreserve“ entwickelt. Wurde im letzten Jahr noch eine bereinigte Nettoverzinsung bewertet (entspricht der um den gesamten Aufwand für die Zinszusatzreserve bereinigten Nettoverzinsung), berücksichtigt die neu entwickelte Kennzahl auch weitere Finanzierungsquellen der Zinszusatzreserve beziehungsweise das Risiko- und übrige Ergebnis. Bei der modifizierten Nettoverzinsung wird die Zinszusatzreserve als zusätzliche Belastung des gesamten Rohergebnisses betrachtet. Insbesondere in den Jahren des Abbaus von der Zinszusatzreserve wird die modifizierte Nettoverzinsung höher ausfallen als die Nettoverzinsung.
Neu ist auch die „Eigenmittelquote inklusive ergänzender Eigenmittel“ – eine Erweiterung der Eigenmittelquote nach der GDV-Formel. Damit sollten zusätzlich zu den Eigenmitteln, die der Jahresbilanz entnommen werden können (Eigenkapital, freie RfB, SüAF und eigenmittelfähiger Teil von den nachrangigen Verbindlichkeiten und Genussrechtskapital), auch weitere oder ergänzende Eigenmittel berücksichtigt werden, die von der jeweiligen Gesellschaft verfügbar oder einforderbar und in der Bilanz nicht unbedingt ersichtlich sind.
Analog zum ASCORE PKV-Unternehmensscoring wird nun zusätzlich zur Netto-SCR-Quote die SCR-Quote inklusive Volatilitätsanpassungen bewertet, da diese eine realistischere Abbildung der berücksichtigten Risiken des Versicherers – vor allem bei der Verwendung interner Modelle – erlaubt. Der Netto-SCR-Wert wird nur zusätzlich als Mindestgröße ≥ 100 Prozent betrachtet.
Die Verknüpfung zweiter Welten
Durch die Verbindung von zwei etablierten Rating-Verfahren konnte ein neuer Bewertungsansatz entwickelt werden, damit noch belastbarere Aussagen zur Geschäfts- und Finanzierungslage der deutschen Lebensversicherer getroffen werden können.
Effekt des Korridorverfahrens
Durch das „Korridorverfahren“ des Bundesfinanzministeriums für die Berechnung des Referenzzinses der Zinszusatzreserve war branchenweit ein viel niedrigerer Aufwand für die Zinszusatzreserve zu beobachten. Die Gesellschaften mussten somit weniger von den Bewertungsreserven realisieren, um die Zinszusatzreserve finanzieren zu können. So hat sich die Zinszusatzreserve bei zwei Gesellschaften durch Auflösung der Zinszusatzreserve insgesamt sogar im Vergleich zum Vorjahr reduziert. Dadurch ist die Nettoverzinsung von 4,52 Prozent in 2017 auf 3,57 Prozent in 2018 gesunken. Dieser Effekt ist auch an der neu eingeführten modifizierten Nettoverzinsung abzulesen: sie betrug 3,31 Prozent in 2017 bzw. 3,20 Prozent in 2018. Das Kapitalanlageergebnis wurde insgesamt weniger durch die ZZR belastet.
Als Folge ist die Ergebnis-Quote, die den Gesamtüberschuss inklusive Direktgutschrift an der Summe von den gebuchten Bruttobeiträgen und Nettoerträgen aus Kapitalanlagen misst, von 8,48 Prozent in 2017 auf 9,68 Prozent 2018 gestiegen. Auch den Versicherten konnte insgesamt mehr von dem Rohüberschuss zugeführt werden: 85,39 Prozent in 2018 nach 81,14 Prozent in 2017.
Die vollständige Ergebnisliste des ASCORE LV-Unternehmensscorings kann ab sofort auch auf www.dasscoring.de/scorings abgerufen werden. Anwender des ASCORE Navigators können die Einzel- und Detailergebnisse direkt im Programm einsehen. Zudem werden die Unternehmenswertungen ab November in den LV-Vergleichslösungen von softfair als qualitativer Filter innerhalb der Berechnungsvorgaben nutzbar sein.
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