Das größte Thema in der Versicherungs-IT ist und bleibt die Digitalisierung. Dies zeigte sich auf dem Messekongress „IT für Versicherungen“ der Versicherungsforen Leipzig.
Im Fachprogramm und auf der Ausstellermesse diskutierten über 400 Spezialisten aktuelle Branchenfragen.
Vor allem in Unternehmen hat die Digitalisierung weitreichende Auswirkungen. Denn die IT-Abteilungen müssen nicht nur die neueste Technik im Blick haben, sondern auch ihre bestehenden Systeme fit für die Zukunft halten.
Balance zwischen Legacy
Dr. Rainer Sommer, COO und CIO der Generali Deutschland AG, sieht in der Balance zwischen Legacy und Moderne aktuell eine der größten Herausforderungen der IT. Angesichts der steigenden Innovationsgeschwindigkeit seien vor allem die Kosten für die Legacy-Systeme lähmend.
Gleichwohl müssen mit dem vorhandenen Budget an vielen Stellen der Wertschöpfungskette signifikante IT-Umbauten vorgenommen werden, um zukunftsfähig zu bleiben. Legacy-Management und Innovationen sieht Dr. Rainer Sommer zwar als Widerspruch, allerdings gibt es auch Punkte, an denen sich beides gut ergänzt. Die Herausforderung ist, hier richtig zu priorisieren.
Dies sieht Dr. Rainer Sommer als Aufgabe des Vorstands, der diese Priorisierung auf Basis der Geschäftsstrategie treffen muss. Um den Herausforderungen der Digitalisierung zu begegnen, setzt die Generali neben der Priorisierung noch auf die Themen Technologie und Skills. Mit diesem Dreiklang lassen sich die parallelen Herausforderungen der kommenden Jahre gut im Blick behalten.
Zusammenarbeit von IT und Fachbereichen als Erfolgsfaktor
Dr. Susanna Poth von Gothaer Systems betonte, dass ein wichtiger Erfolgsfaktor in der Zusammenarbeit von IT und Fachbereichen liegt. Dafür müssen Ziele auf der Basis eines Masterplans für die digitale Transformation festgelegt werden. Dadurch, dass die IT-Abteilungen jedoch Vorreiter sowie auch Enabler der Digitalisierung sind, resultiert laut Dr. Susanna Poth eine große Verantwortung.
Wettbewerbsvorteile durch Datenauswertung
Christian Baudis, Gründer von MyDigital und ehemaliger Google-Deutschlandchef, ging in seiner Keynote davon aus, Die Veränderungen durch die Digitalisierung noch lange nicht abgeschlossen sind. Deswegen sei es für Unternehmen wichtig, sich vorzubereiten, um den anstehenden Wandel nicht zu verschlafen.
Christian Baudis führte zudem aus, dass die GAFA-Unternehmen, die aktuell als Bedrohung der Assekuranz gesehen werden, im eigentlichen Sinne nicht besser sind als andere, nur ihre Daten besser zu nutzen wissen. Auf Basis der intelligenten Auswertung und Nutzung dieser erarbeiten sie sich Wettbewerbsvorteile. Dies müssen auch Versicherungsunternehmen lernen.
Als größte Gefahr der Digitalisierung sieht Christian Baudis jedoch, dass Menschen und Unternehmen „eine Verweigerungshaltung“ einnehmen. Unsicherheiten und Risiken können seiner Meinung nach nur reduziert werden, wenn Unternehmen sich Neuem nicht verschließen. Auch die Politik ist gefragt, die richtigen Rahmenbedingungen zu setzen.
KI sowie 5G als Katalysatoren
Nach Meinung von Prof. Dr. Volker Gruhn, Universität Duisburg-Essen, sind die aktuellen Entwicklungen im Bereich KI sowie 5G entscheidende Katalysatoren. Dass es durch die technischen Entwicklungen der letzten Jahre möglich ist, enorme Datenmengen zu generieren, ist dabei genauso entscheidend wie die sinkenden Kosten für Speichertechnologie und zunehmende Leistungsfähigkeit der Plattformen und Algorithmen.
Einen entscheidenden Hemmfaktor sieht er jedoch darin, dass wirklich lösungsbezogene Anforderungen leider schlecht formuliert werden können.
IT durch Einkauf schlank halten
Dr. Frank Simon (Zurich Deutschland) erklärte, dass sich ein großer Teil der IT-Systeme von Versicherungen mittels APIs anbinden ließe und nicht selbst vorgehalten werden müsste. So machen es derzeit auch Start-ups, die mit eingekauften Systemen ihre eigene IT schlank halten. Dadurch können einzelne Programme und Systeme agil und schnell ausgetauscht werden, wenn sie den Anforderungen nicht mehr entsprechen. Dies bietet auch für Versicherer Potenziale und die AXA, die Allianz und auch die Zurich experimentieren bereits damit.
Durch die Öffnung der Systeme sieht Dr. Frank Simon vor allem Chancen: Versicherer können sich als Plattformen positionieren und nicht nur IT-Systeme für den eigenen Betrieb anbinden, sondern auch weitere Services, mit denen den Kunden Mehrwerte geboten werden können, entwickeln. Darüber ließe sich das Kerngeschäft der Versicherer erweitern.
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