Ein Fondsauszahlplan, eine sogenannte Fondsrente, bietet deutlich höhere Renditechancen sowie mehr Flexibilität als eine lebenslang garantierte Leibrente und ist dabei nur unwesentlich riskanter. Das belegt eine Studie des deutschen Fondsverbands BVI. Auch die Politik hat das erkannt. Der Gesetzentwurf zur Reform der privaten Altersvorsorge wird voraussichtlich die Empfehlungen der Fokusgruppe umsetzen und den Zwang zur Verrentung kippen.
Künftig sollen Fonds auch in der Auszahlphase staatlich gefördert werden können. „Das jahrzehntelange Mantra, dass nur Rentenversicherungen Altersvorsorge sind, gilt nicht mehr. Dieser Paradigmenwechsel ist notwendig, damit die Sparer höhere Renditen als bei Riester-Verträgen erzielen und ihren Lebensstandard im Alter einigermaßen halten können“, sagt Thomas Richter, BVI-Hauptgeschäftsführer.
Risiko der Fondsrenten gering
Das Risiko, dass eine Fondsrente vorzeitig aufgebraucht wird, ist gering. Die BVI-Analyse zeigt, dass das Geld in rund 96 von 100 Fällen bis zum Lebensende reicht. Selbst wenn das Kapital vorzeitig aufgezehrt wird, deckt die Fondsrente den größten Teil des Ruhestands ab: Nur in rund einem Prozent der Fälle ist das Kapital für eine private Zusatzrente fünf oder mehr Jahre zu früh verzehrt.
In der Simulation investiert jeder Bürger des Geburtsjahrgangs 1958 zu Beginn der Rentenphase in einen Mischfonds, der zu 70 Prozent in deutsche Anleihen und zu 30 Prozent in deutsche Aktien anlegt. Die laufenden Kosten entsprechen den von der EU-Regulierungsbehörde ESMA ermittelten Durchschnittswerten für in Deutschland aufgelegte Mischfonds. Das in den Fonds eingezahlte Startkapital beträgt 35.200 Euro, also den Medianwert des Finanzvermögens deutscher Privathaushalte von 65- bis 74-Jährigen. Die jährlichen Auszahlungen belaufen sich zu Beginn auf 1.260 Euro und orientieren sich damit an den Auszahlungen einer privaten Rentenversicherung mit einer bis zum Tod garantierten Leibrente bei gleichem Startkapital. Um die erwartete Inflation auszugleichen, steigt die Fondsrente jedes Jahr um 2 Prozent. In den nächsten 20 Jahren wächst der jährlicher Auszahlbetrag damit auf knapp 1.900 Euro.
Hohe Renditechancen ermöglichen Fondsrentnern Flexibilität
Dem geringen Risiko des vorzeitigen Aufzehrens des Fondskapitals stehen beträchtliche Renditechancen gegenüber, weil die Kosten für die Verrentung entfallen und der Fonds somit mehr in ertragreiche Anlagen wie Aktien investieren kann. Die BVI-Berechnung zeigt, dass bei der Fondsrente am Lebensende erhebliche Beträge übrigbleiben. Vom angenommenen Startkapital von 35.200 Euro sind es inflationsbereinigt im Schnitt 24.000 Euro – mehr als zwei Drittel. Das bietet den Fondsrentnern Flexibilität: Sie können ihre jährlichen Auszahlungen nach guten Börsenjahren erhöhen, ohne das Kapital mit deutlich höherer Wahrscheinlichkeit vorzeitig aufzubrauchen. Dies ist mit einer privaten Rentenversicherung nicht oder nur eingeschränkt möglich.
Die häufig vorgebrachte Befürchtung, Rentner, bei denen die Fondsrente nicht bis zum Lebensende reicht, würden „dem Staat auf der Tasche liegen“, ist daher unbegründet. „Außerdem ist die Fondsrente eine Zusatzrente zur Sicherung des Lebensstandards. Die Existenzsicherung ist Aufgabe des Staates und der gesetzlichen Rente. Wer die Notwendigkeit zusätzlicher staatlicher Transferleistungen heraufbeschwört, scheint davon auszugehen, dass es keine gesetzliche Rente mehr gibt oder dass sie nicht zum Leben reicht“, sagt Richter.
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