Photo credit: depositphotos.com
In seiner Kritik an der EU-Kleinanlegerstrategie (Retail Investment Strategy – RIS) sieht sich der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) durch die kürzlich veröffentlichte Studie des Centrums für Europäische Politik (cep) bestätigt.
„Nun haben wir es auch von diesem europapolitischen Thinktank schwarz auf weiß, dass die RIS mit ihren partiellen Provisionsverboten einen falschen Ansatz verfolgt, Kleinanlegern bessere Zugangsmöglichkeiten zum Finanzmarkt zu eröffnen“, konstatiert BVK-Präsident Michael H. Heinz.
„Denn selbst partielle Provisionsverbote seien abzulehnen, sagt die Studie. Denn sie verzerren den Wettbewerb um das beste Vertriebsmodell und fokussieren auf Tätigkeiten, bei denen die Risiken für das Entstehen von Interessenkonflikten vergleichsweise gering ausfallen. Das Resümee der cep-Studie ‚viel Schatten, wenig Licht‘ ist daher eindeutig. Die von der EU-Kommission vorgelegten Maßnahmen werden als ordnungspolitisch mehr als fragwürdig identifiziert.“
Die cep-Studie „Die neue EU-Kleinanlegerstrategie“ kritisiert außerdem, dass die Festlegung von Kriterien zu akzeptablen Produktkosten einer „staatlichen Kostenkontrolle sehr nahe kommt“. Dort heißt es weiter: „Ein solcher Eingriff in die freie Preisgestaltung von Wertpapierfirmen, Versicherungen und Versicherungsvermittlern hat in einer Marktwirtschaft in der Regel nichts zu suchen und insbesondere nicht im Finanz- und Versicherungsvertrieb, der von intensivem Wettbewerb geprägt ist.“ Die Berichterstatterin des Europäischen ECON-Ausschusses Stéphanie Yon-Courtin hatte in diesem Zusammenhang ihre Bedenken in Bezug auf die Benchmarks in der RIS geäußert.
Darüber hinaus bezweifelt die cep-Studie, dass die vorgeschlagene Offenlegung von Kosten Verbrauchern überhaupt eine adäquate Orientierung bei ihrer Anlageentscheidung geben könne. Vielmehr würden solche „granularen“ Kosteninformationen nicht zu besseren Anlageentscheidungen führen.
Dennoch sieht die cep-Studie auch ein wenig Licht. Positiv – und in Übereinstimmung mit der Einschätzung des BVK – sieht das cep den Verzicht auf flächendeckende Provisionsverbote. Begrüßt werden auch Ansätze zur Bereitstellung von digitalisierten Informationen und die Bemühungen zur Stärkung der Finanzkompetenzen von Kleinanlegern.
Themen:
LESEN SIE AUCH
BVK: Kein Courtageverbot für Makler!
Der BVK sieht sich durch Äußerungen der EU-Kommission in seiner Auffassung bestätigt, dass die EU-Kleinanlegerstrategie kein Courtageverbot für deutsche Versicherungsmakler vorsieht. Um mehr Klarheit in die Debatte zu bringen, hat der Verband ein Rechtsgutachten in Auftrag gegeben.
BVK begrüßt Trilog zur EU-Kleinanlegerstrategie – Hoffnung auf Entbürokratisierung
Die EU-Kleinanlegerstrategie geht in die entscheidende Phase. Der BVK sieht im gestarteten Trilogverfahren eine Chance, bürokratische Hürden abzubauen und Vermittlerinteressen besser zu wahren. Auch ein möglicher Kurswechsel zugunsten der geplanten EU-Spar- und Investitionsunion steht im Raum.
Provisionsverbot: Europäische Interessenvertretung des BVK wirkt
Dass die Vorstöße des BVK bereits Früchte tragen, zeigen kritische Äußerungen der Berichterstatterin des ECON-Ausschusses Stéphanie Yon-Courtin: Sie äußerte sich kritisch zu Provisionsverboten und sprach sich gegen Benchmarks aus. Auch bemängelte sie zu viele delegierte Rechtsakte seitens der EU.
Wann darf mit unabhängiger Beratungsbasis geworben werden?
Viele Makler befürchten, dass sie künftig aufgrund der geplanten Kleinanlegerstrategie keine Provisionen mehr nehmen dürfen und deshalb Honorarberater werden müssen und dann auch sonst keine Provisionen für übrige Produkte vom Anbieter erhalten. Ein Irrtum?
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Goldpreis erreicht neuen Rekordwert
Der Goldpreis hat mit 3.600 US-Dollar je Feinunze ein neues Allzeithoch erreicht. Welche Faktoren die Rallye treiben – und warum Analystin Sarah Schalück von der apoBank den Trend noch lange nicht am Ende sieht.
Globale Renditeanstiege: Langläufer geraten unter Druck
Die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen steigen weltweit auf neue Höchststände. Der Kapitalmarkt signalisiert: Die Phase fiskalischer Schonung ist vorbei. Emissionsdruck, politische Unsicherheiten und strukturelle Zweifel an der Schuldentragfähigkeit erzwingen eine Neubewertung. Was Anleger jetzt erwarten – und Staaten herausfordert.
KI-Aktien: Ist der Hype überschritten – oder beginnt Europas Chance?
Die KI-Euphorie hat die Börsen im Griff – doch wie tragfähig sind die Bewertungen von Nvidia, Microsoft & Co.? Während US-Tech dominiert, eröffnen sich in Europa Chancen abseits des Rampenlichts. Mike Judith, Partner und Chief Sales Officer bei TEQ-Capital, ordnet den Markt ein – und zeigt, wo Anleger jetzt genau hinschauen sollten.
Depotbanken verwahren fast 3 Billionen Euro
Die Verwahrstellen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2025 fast 3 Billionen Euro für Fonds verwahrt – ein neuer Rekord. Doch hinter dem Wachstum steht auch eine deutliche Marktkonzentration: Fünf Anbieter dominieren fast 70 Prozent des Geschäfts.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.