Sind grüne Altersvorsorgeprodukte eine Chance mehr Menschen – und vor allem Frauen – zu erreichen? Ja! Denn mehr als jeder zweiten Frau ist das Thema Nachhaltigkeit wichtig. Aber: Nur 6 Prozent der Frauen besitzen tatsächlich ESG-konforme Investments. Für Vermittler*innen gibt es hier noch viel Potenzial zu heben.
„ESG-konforme Investments haben das Potenzial, Renditen zu ermöglichen und gleichzeitig die Menschen effektiv an der nachhaltigen Transformation der Wirtschaft zu beteiligen. Das Interesse ist zwar grundsätzlich da, nur leider gibt es zu wenig Produkte, bei denen ein signifikanter Nachhaltigkeitsbeitrag ausgewiesen wird“, erklärt Jörg Arnold, Geschäftsleiter bei Swiss Life Deutschland anlässlich der Vorstellung der repräsentativen Umfrage, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag des Finanz- und Vorsorgeunternehmens durchgeführt hat. Und weiter: „Vor allem Frauen ist Nachhaltigkeit ein besonderes Anliegen und grüne Finanzprodukte könnten einen wertvollen Beitrag zur Schließung der Vorsorgelücke leisten.“
Bisher interessiert sich nur rund jede dritte Frau in Deutschland generell für Finanzthemen (31 Prozent), während sich von den befragten Männern fast jeder Zweite für das Thema grundsätzlich begeistern kann (45 Prozent). Auf Nachhaltigkeit im Allgemeinen hingegen legt mehr als jede zweite Frau (54 Prozent) wert (Männer: 46 Prozent). Nachhaltigkeit kann damit ein Weg sein, mit mehr Frauen über Finanzthemen ins Gespräch zu kommen.
Fast die Hälfte wünscht sich ein größeres ESG-Produktangebot
Seit August 2022 müssen im Rahmen der Offenlegungspflichten der Europäischen Union (EU) in Finanzberatungsgesprächen die Nachhaltigkeitspräferenzen der Verbraucherinnen und Verbraucher abgefragt werden. Doch besitzen laut Umfrage nur wenige Befragte – bei den Männern sind es 10 Prozent, bei den Frauen sogar nur 6 Prozent – tatsächlich ESG-konforme Geldanlagen. Und das, obwohl mehr als jede dritte Frau (34 Prozent) angibt, dass ihr Nachhaltigkeit, auch bei ihren Finanzen, wichtig ist.
„Grundsätzlich haben die Menschen, und vor allem Frauen, Interesse an nachhaltigen Finanzprodukten, schließen diese aber noch nicht ab. Mit einem größeren Produktangebot und einheitlichen, wie nachvollziehbaren Nachhaltigkeitskriterien könnten wir die Zurückhaltung bei Sparerinnen und Sparern auflösen“, kommentiert Jörg Arnold.
Das untermauern die Studienergebnisse: Im Schnitt wünschen sich 47 Prozent der Befragten eine breitere Auswahl an nachhaltigen Finanzprodukten (Männer: 48 Prozent, Frauen: 46 Prozent). Bei den Personen, bei denen ein grundsätzliches Nachhaltigkeitsinteresse besteht, sind es sogar 65 Prozent (Männer: 71 Prozent, Frauen: 61 Prozent). 59 Prozent sind sich darin einig, dass einheitliche Standards und Kriterien bei Nachhaltigkeitsaspekten vorliegen sollten.
„Wir brauchen gemeinsame Standards bei der Definition und Auslegung von Nachhaltigkeit, um ein einheitliches Verständnis sicherzustellen. Gemeinsam mit der Politik und dem Kapitalanlagesektor muss definiert werden, was nachhaltig ist und was nicht. Wichtig dabei ist, zu berücksichtigen, wie Verbraucherinnen und Verbraucher über das Thema Nachhaltigkeit denken“, appelliert Jörg Arnold.
Mit nachhaltigen Finanzanlagen ließen sich schließlich gesellschaftlich wünschenswerte Entwicklungen steuern: Jeder dritten an nachhaltigen Geldanlagen interessierten Frau (33 Prozent) ist beispielsweise wichtig, mit grünen Finanzprodukten Unternehmen zu unterstützen, die ökologisch und ethisch verantwortungsvoll handeln (Männer in derselben Gruppe: 28 Prozent). Hauptentscheidungskriterium bleibt bei den männlichen Befragten mit 34 Prozent der kontinuierliche Vermögensaufbau (Frauen: 30 Prozent).
Beratung in der Pflicht
Die Umfrage deutet darauf hin, dass ESG-Geldanlagen trotz der starken Nachhaltigkeits-Präferenz bei Frauen bisher eher die männlichen Befragten überzeugen. Die Studienergebnisse zeigen auch, dass noch Aufklärungsarbeit geleistet werden muss, um die Chancen zu nutzen. Dabei liegt gerade in der Ansprache von Frauen viel Potenzial: Die Hälfte (48 Prozent) der Studienteilnehmerinnen ist sich über die Wirkung nachhaltiger Geldanlagen noch nicht im Klaren, ein Viertel der Frauen macht dazu keine Angabe.
Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der Frage, ob nachhaltige Geldanlagen einen Beitrag zur Vermeidung von Altersarmut leisten können. Daran glauben eher die männlichen Befragten (32 Prozent) – bei den Frauen sind es 26 Prozent. Gut ein Viertel der Frauen (26 Prozent) gibt auch hier keine Antwort. Das lässt vermuten: Frauen kennen die Vorteile ESG-konformer Anlagen noch nicht.
Umso bedeutender wird eine Finanzberatung zum Thema, die im Schnitt 46 Prozent der Befragten wichtig finden (Männer: 48 Prozent und Frauen: 45 Prozent). Von den Personen, die eine Finanzberatung in Anspruch genommen haben, besitzen 12 Prozent (Männer 14 Prozent und Frauen 10 Prozent) ein nachhaltiges Produkt. Stark beeinflusst wird der Abschluss ESG-konformer Investments vor allem davon, wer die Kundschaft beraten hat.
Mit weiblicher Finanzberatung ESG-konforme Anlagen verbreiten
Lediglich 28 Prozent der Frauen, die eine Finanzberatung in Anspruch genommen haben, werden von Personen beraten, die ihnen in Alter, Geschlecht und Herkunft ähnlich sind – bei den Männern sind es mit 41 Prozent deutlich mehr. 63 Prozent der weiblichen Befragten gaben an, keine ähnliche Lebenssituation mit ihrem Berater zu teilen.
Demgegenüber fühlen sich 71 Prozent der Frauen, die von einer ihnen ähnlichen Person beraten wurden, besser verstanden und in Finanzthemen aufgeklärt. Das wirkt sich positiv auf die Vorsorgesituation aus: 65 Prozent von ihnen haben sich dann auch für eine Geldanlage entschieden. Damit überholen sie sogar die männlichen Befragten (60 Prozent). Knapp ein Fünftel der Frauen, die durch eine ihr ähnliche Person beraten wurden, besitzen mindestens ein ESG-konformes Finanzprodukt.
„Werden Frauen auf ihren Vorsorgebedarf durch Personen aufmerksam gemacht, die sich authentisch in ihre Lage hineinversetzen können, steigt die Chance, dass sie sich mit ihrer finanziellen Zukunft beschäftigen. Das ist Chance und Herausforderung zu gleich. Die Finanzberatungsbranche muss jünger und diverser werden. Auch wenn wir mehr und mehr Frauen für eine Tätigkeit in der Finanzbranche gewinnen können, müssen wir unsere Anstrengungen intensivieren“, erläutert Jörg Arnold, CEO Swiss Life Deutschland.
Menschen vertrauen schließlich Expertinnen und Experten ihre Finanzen dann an, wenn sie sich in ihrer individuellen Lebenswirklichkeit verstanden fühlen. Durch eine Vielfalt in der Beratung können Menschen erreicht werden, die sich heute noch nicht ausreichend unterstützt fühlen.
Die verwendeten Daten beruhen auf einer durch Swiss Life Deutschland beauftragten Online-Umfrage der YouGov Deutschland GmbH, an der 2.032 Personen im Mai 2023 teilnahmen. Die Ergebnisse wurden gewichtet und sind repräsentativ für die deutsche Bevölkerung ab 18 Jahren.
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