Zur Erfüllung der Reporting-Pflichten müssen Unternehmen immer mehr Daten sammeln und veröffentlichen. Der Umfang sei mittlerweile überbordend, betonte GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen auf der Regulierungskonferenz des Verbandes in Berlin.
Die in Deutschland tätigen Versicherer dringen auf Erleichterungen bei der Dokumentation von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten. „Wir stehen voll und ganz hinter Nachhaltigkeit – schon aus Eigeninteresse. Schließlich wollen wir in einer Umwelt leben, die lebenswert ist – und versicherbar“, sagte Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), auf der Regulierungskonferenz am 04. Juli 2023 in Berlin. Ob die europäische Regulierung in ihrer Komplexität die Ziele unterstützt, sei aber zumindest unklar. „Wir wünschen uns eine leistbare Nachhaltigkeitsberichterstattung.“
Die EU-Kommission erarbeitet aktuell die European Sustainability Reporting Standards (ESRS), mit denen die Inhalte der Nachhaltigkeitsberichte festgelegt werden. Es geht um konkrete Berichtsvorgaben zu Umwelt- und Sozialaspekten sowie der Unternehmensführung (Environment, Social, Governance; ESG). Die Vorgaben sollen für alle Wirtschaftssektoren gleichermaßen gelten und erstmals in den Nachhaltigkeitsberichten für 2024 anzuwenden ein. „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt, um Vereinfachungen umzusetzen“, so Asmussen.
Transitionspläne sektorübergreifend regeln
Der GDV-Hauptgeschäftsführer verwies in dem Zusammenhang auf die Ankündigung von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, die Berichtspflichten um ein Viertel zu reduzieren. „Wir sind dankbar für diese Initiative. Sie ist angesichts der Regulierungsdichte fast überfällig“, so Asmussen. Der Verband werde sich mit eigenen Vorschlägen in die Diskussion einbringen.
Kritisch sieht der GDV beispielsweise eine gesonderte Verankerung von Transitionsplänen im europäischen Versicherungsaufsichtssystem Solvency II – sollte sie so kommen. Eine Berichterstattung über solche Pläne, mit denen Unternehmen ihren konkreten Fahrplan hin zur Klimaneutralität aufzeigen müssen, ist bereits in der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainable Reporting Directive; CSRD) verankert, die für alle Branchen gilt. „Transitionspläne sind sinnvoll. Sie funktionieren aber nur, wenn sie für alle Sektoren gleichermaßen gelten – und folgerichtig sektorübergreifend geregelt werden“, betonte Asmussen.
Proportionalität stärken
Der GDV-Hauptgeschäftsführer pocht zudem auf Erleichterungen für kleinere Versicherer. So gelten die umfangreichen ESG-Berichtspflichten für alle europäischen Unternehmen, die zwei der drei Kriterien (Bilanzsumme: >20 Mio. Euro, Nettoumsatz: >40 Mio. Euro, Mitarbeiter: >250) erfüllen. Diese Definition passe jedoch nur auf die Realwirtschaft.
„Ein mittelständischer Versicherer mit regionalem Geschäft müsste die gleichen Berichtspflichten erfüllen wie ein globaler Konzern“, kritisierte Asmussen. Versicherer mit weniger als 250 Beschäftigten sollten daher vereinfachte Berichtsstandards nutzen dürfen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
GDV regt Vertiefung der Kapitalmarktunion an
Die deutsche Versicherungswirtschaft appelliert an die künftige EU-Kommission, den Finanzsektor nicht mit weiteren Vorgaben zu belasten. Um Regulierungen effizienter zu gestalten, sollten diese auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene besser koordiniert werden.
GDV macht Vorschläge zum Bürokratieabbau
Die EU-Kommission will ein Viertel aller Berichtspflichten in der EU abbauen. Die Versicherer beteiligen sich mit eigenen Vorschlägen am sogenannten Call for Evidence der EU-Kommission. Besonders im Visier haben sie dabei die Berichtspflichten zu Nachhaltigkeit und Solvency II.
Versicherer benötigen mehr Spielraum für Investitionen
Solvency II hat sich seit seiner Einführung für den nachhaltigen Umbau der Wirtschaft bewährt. Der GDV warnt aber davor, dass zu strenge Anforderungen kaum Luft lassen für Investitionen in die so wichtige Transformation.
GDV fordert Anpassungen bei Nachhaltigkeitsberichterstattung
Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) begrüßt die Initiative der Europäischen Kommission zur Vereinfachung der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Mit dem geplanten Omnibus Simplification Package, das am 26. Februar 2025 vorgestellt werden soll, strebt die EU eine Bündelung bestehender Berichtspflichten an, um Unternehmen zu entlasten.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Lebensversicherung: Unsicherheit bremst laufende Beiträge
Die Lebensversicherung zeigt sich trotz globaler Handelskonflikte stabil – doch die Erwartungen für das Neugeschäft mit laufenden Beiträgen sind eingetrübt. Welche Faktoren jetzt Wachstumspotenzial bieten, verrät ein Blick auf den ifo-Konjunkturtest.
Schaden- und Unfallversicherung: Geschäftsklima erreicht Höchststand
Die Schaden- und Unfallversicherer blicken so optimistisch in die Zukunft wie seit Langem nicht mehr. Das Geschäftsklima liegt über dreißig Punkten – doch welche Faktoren stützen die positive Stimmung, und wo bleibt Unsicherheit?
Klimarisiken: Unternehmensbewertungen als Kompass in stürmischen Zeiten
Extreme Wetterereignisse stellen die Versicherungswirtschaft vor eine Zeitenwende. Eine solide Kapitalbasis reicht nicht mehr – gefragt ist Anpassungsfähigkeit. Warum unabhängige Stabilitätsbewertungen gerade jetzt zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden könnten, erklärt Abdulkadir Cebi, Bereichsleiter bei Assekurata.
„Krisen sind der Nährboden für Ideen“
Der Industrieversicherungsmarkt steht 2025 im Zeichen von Klimawandel, geopolitischen Konflikten und Cyber-Bedrohungen. Der neue Aon Marktreport zeigt, wie sich die Branche aufstellt – und warum Datenanalyse und HR-Strategien entscheidend werden.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.