Fehlendes Finanzwissen kostet viel Geld und Selbstvertrauen

© photoschmidt – stock.adobe.com

Geringe Finanzkompetenz kann einen durchschnittlichen Haushalt in Deutschland jedes Jahr rund 2.300 Euro kosten – das hat eine neue Studie der ergeben. Über einen Zeitraum von 10 Jahren könnten sich die finanziellen Folgen geringer Finanzkompetenz demnach auf bis zu 36.663 Euro aufaddieren.

Im Rahmen der Studie wurden jeweils mehr als 1.000 Personen in Deutschland und in sechs weiteren Ländern befragt, um ihr Wissen über finanzielle Grundlagen wie Zinssätze, Inflation sowie Anlagerisiken und -erträge zu testen.

Beunruhigenderweise zeigen die Ergebnisse, dass mehr als ein Viertel oder 28 Prozent der Deutschen nur eine „geringe Finanzkompetenz“ aufweist. Sie verfügen demnach nicht über das Wissen und die Fähigkeiten, um solide finanzielle Entscheidungen zu treffen. 56 Prozent haben der Studien nach ein durchschnittliches Finanzwissen, und nur 16 Prozent der Testpersonen zeigten ein hohes Finanzwissen. Dies entspricht in etwa den Ergebnissen in den anderen untersuchten Ländern. Interessant: zwei Drittel (66 Prozent) der global Befragten schätzen ihr Wissen über Finanzmärkte und Investieren geringer ein als das des Durschnitts.

Kosten fehlender Finanzkompetenz

Aber was kostet sie diese Wissenslücke eigentlich? Ausgehend von der Höhe des Finanzvermögens, das ein durchschnittlicher Haushalt besitzt, hat Allianz errechnet, dass sich die Unterschiede bei den Renditen von Investitionen jeder Art zwischen Menschen mit geringer, durchschnittlicher und hoher Finanzkompetenz drastisch unterscheiden können.

Eine Person mit hoher Finanzkompetenz kann damit rechnen, 2.690 Euro zusätzlich zu verdienen, was mehr als dem durchschnittlichen Monats-Nettolohn in Deutschland entspricht[1]. Im Laufe von 30 Jahren summiert sich das zu der gewaltigen Summe von 196.502 Euro.

„Geringe Finanzkompetenz tut richtig weh“, sagt Ludovic Subran, Chefökonom der Allianz. „Über lange Anlagezeiträume, zum Beispiel beim Sparen für den Ruhestand, kann es Sie buchstäblich ein Vermögen kosten. Die gute Nachricht aber ist: Kluge Finanzentscheidungen zu treffen, ist keine Raketenwissenschaft ist. Wenn man sich grundlegende Kenntnisse und Fähigkeiten aneignet, kann man bereits von einer geringen zu einer durchschnittlichen Finanzkompetenz gelangen und deutlich mehr Geld im Portemonnaie haben.“

Große Unterschiede beim Selbstvertrauen

Angesichts des schwierigen Wirtschaftsklimas wurden die Teilnehmer der Studie auch nach ihren Erwartungen in Bezug auf ihre finanzielle Zukunft gefragt. Während sechs von zehn Befragten die wirtschaftlichen Aussichten für Deutschland als eher schlecht bis sehr schlecht einschätzen, ist der Anteil derjenigen mit geringer Finanzkompetenz, die das Gleiche über ihre eigenen wirtschaftlichen Aussichten sagen, etwas höher (66 Prozent). Demgegenüber sind nur etwa 14 Prozent der Befragten mit hoher Finanzkompetenz sehr zuversichtlich, was ihre eigene finanzielle Situation angeht.

Dieser Mangel an Selbstvertrauen ist in den meisten der betrachteten Länder vor allem bei den Frauen bemerkenswert. In Deutschland sind es hingegen eher die Männer, denen es an Vertrauen in Finanzangelegenheiten fehlt: 62 Prozent von ihnen sind nicht sicher, was ihre finanzielle Situation angeht. Die Studie stellte auch fest, dass in Deutschland mehr Männer als Frauen ein geringes Finanzwissen aufweisen (37 Prozent der Männer gegenüber 20 Prozent der Frauen), wobei Frauen häufiger auf eine oder mehrere Fragen des Quiz zum Finanzwissen mit „weiß nicht“ antworteten. Dies deutet auch auf ein geringes Vertrauen in ihr Finanzwissen und ihre Entscheidungsfähigkeit hin.

Finanzkompetenz nimmt im Alter zu

Ähnlich verhält es sich auch mit der Kluft zwischen den Generationen. Die Studie zeigt, dass Finanzkenntnisse und -fähigkeiten mit dem Alter zunehmen, wobei der Anteil der Personen mit hoher Finanzkompetenz bei den Babyboomern (21 Prozent) höher ist als bei der Gen Z (6 Prozent) und den Millennials (11 Prozent) zusammengenommen.

„Typischerweise konzentrieren sich Programme zur Vermittlung von Finanzwissen auf die Förderung von Rechenfertigkeiten. Dabei ist Finanzwissen ist mehr als Mathematik“, sagt Patricia Pelayo Romero, Senior Economist bei der Allianz und Mitautorin der Studie. „Jede erfolgreiche Maßnahme zur Vermittlung von Finanzwissen, insbesondere solche, die sich an Frauen und junge Menschen richten, sollte mit der Stärkung des Selbstvertrauens beginnen.“

Gleiche Voraussetzungen für alle

Um die Lücke in der finanziellen Allgemeinbildung zu schließen und gleiche Voraussetzungen für alle zu schaffen, hat die Allianz eine Online-Plattform für finanzielle Allgemeinbildung eingerichtet. Dort findet man leicht verständliche Informationen und Erklärungen, kann interaktive Budgetierungswerkzeuge nutzen und sich für ein kostenloses Coaching durch Experten der Allianz anmelden. Weitere Informationen finden Sie hier: Financial Literacy hub

Darüber hinaus hat die Allianz vor kurzem die Kampagne The Squared Ball ins Leben gerufen, um ein Schlaglicht auf die Herausforderungen zu werfen, mit denen Fußballerinnen konfrontiert sind, und talentierten jungen Spielerinnen zu helfen, ihre Ziele mit Selbstvertrauen und finanziellem Know-how zu erreichen. Für weitere Informationen siehe: https://www.allianz.com/squared-ball

Anmerkungen:

[1] Im Jahr 2022 betrug der Durchschnitt der monatlichen Nettolöhne/ Nettogehälter je Arbeitnehmer in Deutschland 2.245 Euro. Das Nettogehalt stellt das Gesamtgehalt nach Abzug von Steuern und dem Arbeitnehmeranteil der Sozialversicherungsbeiträge dar.“ Statista, J. Rudnicka, 02.06.2023