Optimismus trotz Rückgang der weltweiten M&A-Deals

© Dilok – stock.adobe.com

Globale Mergers and Acquisitions (M&A) outperformten in den ersten drei Monaten des Jahres 2023 den Gesamtmarkt zum dritten Mal in Folge. Das zeigt die Studie „Quarterly Deal Performance Monitor“ (QDPM) von WTW. Basierend auf der Aktienkursentwicklung übertrafen Unternehmen, die M&A-Deals tätigten, den breiteren Markt um +1,0 PP (Prozentpunkte) für Akquisitionen im Wert von über 100 Millionen US-Dollar zwischen Januar und März 2023. Dies folgt einer positiven Performance von +5,2 PP im Vorquartal.

Die in Zusammenarbeit mit dem M&A Research Center der Bayes Business School erhobenen Daten zeigen, dass die leicht positive Performance des ersten Quartals 2023 von der Transaktionsaktivität im asiatisch-pazifischen Raum angetrieben wurde. Dort übertrafen die Käufer ihren regionalen Index um +13,8 PP. Mit 43 abgeschlossenen Deals im ersten Quartal 2023 verzeichnete die Region einen Volumenrückgang von sieben Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2022.

Weniger M&A-Deals weltweit

Die M&A-Aktivität weltweit verlangsamte sich deutlich und verzeichnete mit 150 abgeschlossenen Deals im ersten Quartal 2023 den niedrigsten Wert für den vergleichbaren Zeitraum seit 2010. Im entsprechenden Quartal 2022 waren es noch 220 Deals.

Martin Theo Carbon, M&A Koordinator Deutschland bei WTW, sagt: „Nach einem wirklich außergewöhnlichem Jahr 2021 und dem folgenden sehr starken Jahr 2022 ist es verständlich, dass die Anzahl der Deals wieder abnimmt.“ Teilweise kommen die Unternehmen bei den Integrationen nicht nach und wollen zunächst wieder etwas Stabilität etablieren, erklärt Carbon. Weiterhin gebe es zahlreiche makroökonomische und geopolitische Herausforderungen, die bei den Unternehmen die Risikofreude deutlich reduziere.

Deals in Europa haben sich halbiert

In Nordamerika wurden lediglich 77 Deals gezählt. Das ist ein deutlicher Rückgang gegenüber den 116 Deals, die noch im ersten Quartal 2022 verzeichnet wurden. Außerdem war die Performance mit -3,9 Prozentpunkten erneut negativ. In den letzten zwei Quartalen lag diese mit 4,5 Prozentpunkten und 9,4 Prozentpunkten noch deutlich im positiven Bereich.

In Europa hat sich die Zahl der Deals nahezu halbiert. Im Vergleich zu den 49 gezählten Deals im ersten Quartal 2022 waren es für den gleichen Zeitraum in 2023 nur 29 abgeschlossene Transaktionen. Die Performance in Europa bleibt auch im fünften Quartal in Folge negativ und liegt bei -7,4 Prozentpunkten .

Der Raum Asia-Pacific folgt jedoch anderen Regeln. Die Anzahl der Deals veränderte sich kaum. Im Vergleich der letzten vier ersten Quartale der Jahre 2020 bis 2023 liegt die Anzahl der Deals zwischen 41 und 46. Die Performance zeigt konstant positive Zahlen seit sieben Quartalen. Sibylle Kampschulte, WTW-Leiterin M&A in der DACH-Region, erläutert:

In Europa ist der Einfluss der wirtschaftlichen Unsicherheit auf Deal-Entscheidungen sehr deutlich zu sehen und führt häufig zu einer eher abwartenden Haltung beim Abschluss von potentiellen Transaktionen.

Anzahl der branchenübergreifenden Deals hat zugenommen

Die Notwendigkeit, neue Technologien zu nutzen und daher auch neue Talente zu rekrutieren, sowie Lieferketten neu zu erfinden, um die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, hat zu mehr branchenübergreifenden Deals geführt. Sie erreicht mit 43 Prozent aller Transaktionen ihren höchsten Stand seit Beginn der M&A-Studie im Jahr 2008.

Die WTW-Daten zeigen auch, dass der prozentuale Anteil der Deals mit mehr als 70 Tagen Durchlaufzeit weiter gestiegen ist. 71 Prozent aller Deals benötigen mindestens 70 Tage bis zum Abschluss. Das ist der höchste bislang gemessene Wert.

„Wenn man bedenkt, dass sogenannte „Quick Deals“ in der Vergangenheit statistisch erfolgreicher waren, ist das keine gute Entwicklung“, gibt Carbon zu bedenken. „Wenn sich allerdings auch die Art der Deals hin zu branchenübergreifenden Aktivitäten verändert und man die gleichen Prozesse nutzt, liegt es auf der Hand, dass die Deals mehr Zeit in Anspruch nehmen.“

Kampschulte ergänzt: „Tatsächlich ist die Anzahl der Deals, die wir in der Pipeline sehen, nicht gesunken. Aber viele brauchen länger bis zum Abschluss oder haben pausiert, da die Käufer den Markt kritischer beobachten und abwarten. Gleichzeitig sehen wir, dass viele kleine Akquisitionen getätigt werden.“

Die weitere Professionalisierung der M&A Aktivitäten sollte daher im Zentrum des Interesses der Unternehmen stehen. Für Käufer, die in dem derzeit unsicheren Wirtschaftsklima Transaktionen anstreben, wird es wichtiger denn je sein, eine disziplinierte Due Diligence durchzuführen. Zudem sollten sie sich eingehender mit potenziellen Schwächen sowie den besonderen Herausforderungen der künftigen Integration eines Ziels befassen.

„Das Halten und Integrieren neuer Mitarbeitenden nach Abschluss eines Deals ist ebenfalls entscheidend für die Wertsteigerung der Akquisition“, rät Kampschulte. Insbesondere dann, wenn qualifizierte Mitarbeiter im Rahmen von sogenannten AcquiHires der eigentliche Business Case hinter der Akquisition waren. In der Folge sollten gut gestaltete Bindungsanreize höchste Priorität für Unternehmen haben, die über den rein monetären Ansatz hinausgehen.

QDPM-Methodik

  • Alle Analysen werden aus der Perspektive des Erwerbers durchgeführt.
  • Die Aktienkursentwicklung innerhalb der vierteljährlichen Studie wird als prozentuale Veränderung des Aktienkurses von sechs Monaten vor dem Ankündigungsdatum bis zum Ende des Quartals gemessen.
  • Alle Transaktionen, bei denen der Erwerber nach der Übernahme weniger als 50 Prozent der Aktien des Zielunternehmens besaß, wurden entfernt. Daher wurden keine Minderheitskäufe in Betracht gezogen. Alle Transaktionen, bei denen der Erwerber vor der Übernahme mehr als 50 Prozent der Zielaktien hielt, wurden ebenfalls entfernt. Daher wurden keine verbleibenden Käufe berücksichtigt.
  • Nur abgeschlossene M&A-Transaktionen mit einem Wert von mindestens 100 Millionen US-Dollar, die die Studienkriterien erfüllen, werden in diese Untersuchung aufgenommen.
  • Geschäftsdaten stammen von Refinitiv