Die Anforderungen an das Aktuariat hinsichtlich einer aktuariell fundierten, aber auch marktgängigen Produktentwicklung sind hoch. Dies betrifft bei biometrischen Produkten mit Sofortüberschussbeteiligung insbesondere die Höhe und Stabilität der Überschussbeteiligung. Denn jedes Absenken der Überschussbeteiligung hat bei diesen Produkten unmittelbar eine Erhöhung des Zahlbeitrags für den Kunden zur Folge.
Damit ergeben sich auch aus vertrieblicher Sicht besondere Anforderungen an die Produktentwicklung. Deshalb sollte das Thema Beitragsstabilität bereits bei der Tarifentwicklung von Biometrieprodukten, insbesondere Berufsunfähigkeitsversicherungen (BU), adressiert werden.
Aufgrund der großen Bedeutung der Beitragsstabilität in der BU haben Assekurata und ifa im Jahr 2020 ein BU-Stabilitätsrating entwickelt, welches in einer am Markt einzigartigen Tiefe die voraussichtliche Beitragsstabilität von BU-Tarifen analysiert.
Dabei wird sich nicht an herkömmlichen Preis-Leistungs-Vergleichen orientiert, sondern die kalkulatorische, prozessuale und bilanzielle Qualität des BU-Geschäfts gesamthaft auf den Prüfstand gestellt. Neben Rückwirkungseffekten aus dem BU-Bestand und der unternehmerischen Ertragssituation des Unternehmens insgesamt werden dort insbesondere konkrete BU-Tarife hinsichtlich ihrer langfristigen Tragfähigkeit analysiert.
Konstruktives Feedback zur Produktentwicklung
Ein Versicherer, der sich dem BU-Stabilitätsrating unterzieht, profitiert so nicht nur von einem glaubwürdigen Qualitätsnachweis, der als vertrauensbildendes Element gegenüber Vermittlern und Endkunden genutzt werden kann, sondern erhält auch ein tiefgehendes, fachlich fundiertes und konstruktives Feedback zu seiner Produktentwicklung.
Zum Abschluss des Ratingprozesses erhält der Versicherer von Assekurata und ifa detaillierte Rückmeldungen zu allen Rating-Kategorien. In jeder Kategorie wird dabei anhand zahlreicher Einzelkategorien der Vergleich mit einem „Idealzustand“ vorgenommen und im Zuge eines Abschlagsverfahrens bewertet. Damit ist ein detailliertes Benchmarking möglich, wie gut ein Tarif aufgestellt ist und wo es für die künftige Produktentwicklung noch Verbesserungspotenziale gibt.
Profitabilität
Zu den Aspekten, die wir uns im Ratingprozess ansehen, zählt beispielsweise der Profit-Test. Dabei wird betrachtet, inwieweit der beim Versicherer bestehende Profit-Test eine sinnvolle Analyse erlaubt, ob die Kalkulation der BU-Versicherung tragfähig ist.
Bei angemessener Modellierung kann nicht nur festgestellt werden, wie groß die Margen bezüglich der Profitabilität sind, sondern auch welche Margen zur Verfügung stehen, um ein etwaiges Absenken der Überschussbeteiligung abzuwenden zu können.
Ebenfalls werden Sensitivitätsanalysen berücksichtigt, die einen Rückschluss darauf zulassen, wie sich ein Tarif unter Veränderung wesentlicher Annahmen verhält. Dabei fällt es positiv ins Gewicht, wenn die Bestandszusammensetzung des Neugeschäfts in Bezug auf Laufzeit, Versicherungssumme und Berufsgruppe in der Profitabilitätsanalyse ausreichend Berücksichtigung findet.
Auch die Frage, ob ein angemessenes Controlling implementiert ist, welches als Frühwarnsystem dienen kann, wird im Rating betrachtet. Über ein kontinuierliches Neugeschäftsmonitoring sollte laufend geprüft werden, ob und wie die Ist-Bestandszusammensetzung von den getroffenen Annahmen abweicht.
Zu diesen und zahlreichen weiteren Kriterien bekommt der Versicherer Feedback zu seinem Entwicklungsstand und konstruktive Ansätze für Verbesserungen. Entscheidungsträger erhalten durch den neutralen Blick von außen zusätzlich eine unabhängige Einschätzung zur Positionierung des BU-Geschäfts im Wettbewerb.
Dem BU-Stabilitätsrating von Assekurata und ifa hat sich die Alte Leipziger aktuell zum zweiten Mal gestellt und dabei erfolgreich abgeschnitten.
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infima: BU-Prämien im Bestand weiterhin konstant
Zusammenfassend stellt das Analysehaus fest, dass Beitragsanpassungen, die zu höheren Zahlbeiträgen für die Kunden geführt haben, in der BU die Ausnahme waren und immer noch sind. Im Hinblick auf künftige Weiterentwicklungen der Produktpalette halten sich die Gesellschaften eher bedeckt.
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