Kritisch: Krypto-Empfehlungen von Promis

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Paris Hilton, Kevin Hart, Post Malone, Madonna und viele weitere berühmte US-Promis werden aktuell in Verbindung gebracht mit einem NFT-Betrug von Bored Ape Yacht Club. Sie alle sollen den Preis für den digitalen Comic-Affen, dessen Erwerb als Ticket zu exklusiven Partys dienen soll, in die Höhe getrieben haben und stehen jetzt vor einer Sammelklage.

Ein Beitrag von Jacqueline Lehmann ist CEO von Ledger21 AG, einer Tochtergesellschaft von Green Capital & Beteiligungen AG.

Jacqueline Lehmann, CEO, Ledger21 AG © thani9412

Der Fall erinnert an die Werbeaussagen einiger Promis für die Krypto-Börse FTX, welche mittlerweile insolvent ist. Wie seriös ist die Kombination von Promis und Krypto? Was sind die Risiken? Wie vertrauenswürdig sind diese Empfehlungen?

NFT als Ticket zum Bored Ape Yacht Club

Popstar Madonna, Rap-Ikone Eminem, Star-Fußballer Neymar Jr. und mehr als 30 weitere US-Stars wurden zu Fürsprechern der NFT-Kollektion Bored Ape Yacht (BAYC) von der Marke Yuga Labs. Mit dem Erwerb eines NFTs in Form eines digitalen Affen erhielten sie exklusiven Zugang zu Events und Partys. Dabei wurde die BAYC-Mitgliedschaft von allen Prominenten offen preisgegeben, um ihre Fans von der NFT-Kollektion zu überzeugen.

Neymar Jr. investierte 189,69 ETH – zu dem Zeitpunkt über 570.000 US-Dollar – für den digitalen Comic-Affen Ape #5269. Für seinen zweiten NFT, Ape #6633, zahlte er weitere 159,99 ETH – rund 374.000 Dollar. Auch Madonna gab ihre Zugehörigkeit zum Club auf Instagram bekannt: Mit ihren damaligen 17,8 Millionen Followern teilte sie ein Bild von ihrem ersten Ape #4988, einem animierten Comic-Affen mit pinkem Fell und schwarzem Outfit.

Doch so cool und funky die Affen auch sind, so bitter ist auch der Preis für Schleichwerbung. Im Dezember vergangenen Jahres wurde eine Sammelklage seitens der US-Kanzlei Scott + Scott in Kalifornien gegen Yuga Labs eingereicht.

Dabei richtet sich die Sammelklage nicht nur gegen den Entwickler der NFT-Kollektion, sondern auch gegen die Stars, die sie unterstützten. Ihnen wird nun vorgeworfen, die Preise für die NFTs mit künstlichen Mitteln in die Höhe getrieben zu haben.

Die US-Promis verzichteten nämlich darauf, ihre Äußerungen als Werbung zu kennzeichnen. Ihnen wird vorgeworfen, dass sie für ihre NFT-Käufe von Yuga Labs bezahlt wurden. Yuga Labs hingegen streitet diese Vorwürfe ab, mit der Aussage, dass keiner der Prominenten für den Beitritt in den Club bezahlt wurde.

Diese Stars standen schon vor Gericht

Das ist nicht das erste Mal, dass Stars ins Visier von Anwaltskanzleien in Bezug auf Krypto geraten. Auch Kim Kardashian musste sich aufgrund einer Sammelklage vor Gericht rechtfertigen. Ihr wurde vorgeworfen, den Preis für den Krypto-Token EthereumMax in die Höhe getrieben und dabei selbst profitiert zu haben. In der Zwischenzeit wurde die Sammelklage abgewiesen. Kim Kardashian musste dennoch für den gleichen Fall in einem anderen Urteil eine Vergleichszahlung von über 1,2 Millionen Dollar zahlen.

Dass Prominente sich mit ihrer Krypto-Werbung auf dünnem Eis bewegen, ist klar. Im Falle von dem Konkurs der Kryptobörse FTX waren es Topmodel Gisele Bündchen und NFT-Superstar Tom Brady, die noch immer für ihre Äußerungen geradestehen müssen. In einem Werbespot im Jahr 2021 überzeugten sie womöglich Tausende Menschen mit dem Slogan „FTX. You in?“.

Dass Ex-CEO Bankman-Fried wegen „Betrug epischen Ausmaßes“ schon zwei Jahre später vor Gericht stehen und sie ebenfalls angeklagt werden würden, wussten sie zu dem Zeitpunkt noch nicht. Sie und weitere Prominente müssen nun das Urteil für ihre, laut dem Anwalt, „verzerrenden und voller wichtiger Auslassungen“ Aussagen, abwarten.

Die Sammelklage wurde eingereicht, da die prominenten Unterstützer mit FTX gemeinsam darauf abzielten, Vertrauen zu wecken und potenzielle Kunden zu überzeugen. Gemäß der Anklageschrift ähnelt diese Methodik, Menschen als Anleger zu gewinnen, stark einem betrügerischen Schneeballsystem.

Was hinter den Krypto-Empfehlungen der Promis wirklich steckt

Viele inspirierte Anleger sind überzeugt, dass auch Stars wie Madonna oder Justin Bieber beim NFT-Hype mitfiebern. Dass dahinter eine Marketingstrategie steckt, bemerken viele Fans erstmal nicht. Dabei geht es den Prominenten in den meisten Fällen darum, auf den Krypto-Zug zu springen und ihren Namen ordentlich in den Vordergrund zu bringen.

Auch in der Welt der Kryptos existiert Influencer Marketing. Trends werden verfolgt, Werbestrategien für die jeweiligen Partner entwickelt und die Werbung als ein vermeintliches „Hobby“ der Stars vermittelt.

Und genau aus diesem Grund ist Vorsicht geboten: Hinter den Krypto-Aussagen der Promis steckt viel mehr als persönliches Interesse. Dass Musik- oder Fußballstars plötzlich in den Tech-Bereich kommen, sollte die Menschen zum Nachdenken bringen.

Üblicherweise agieren hinter diesen Werbungen die Organisation der Managements der Stars, die einen Deal mit den Krypto-Entwicklern oder Börsen eingehen. Weder Madonna noch Paris Hilton wären dazu bereit, kostenfrei Postings zu NFT-Kollektionen zu erstellen oder anderweitig ein Loblied zu singen.

Natürlich kann nicht ausgeschlossen werden, dass einige Stars auch selbst Interesse an Kryptowährungen haben, mit ihnen traden oder die digitalen Werke sammeln. In den meisten Fällen jedoch stehen Verträge dahinter, die eine Win-Win-Situation für beide Seiten hergeben. Anleger sollten dementsprechend mit Vorsicht agieren und nicht jeder Krypto-Versprechung der Stars trauen.

Fazit

In der Promi-Welt von Glanz und Glamour finden nun auch NFTs Platz. Doch nicht alles, was glänzt, ist Gold. Während einige Prominente im Falle von FTX und Bored Ape Yacht Club noch immer auf ihr Urteil warten, musste Kim Kardashian bereits über eine Million US-Dollar als Strafe für ihre Schleichwerbung zahlen.

Fans und interessierte Anleger dürfen sich nicht von den vielen Versprechungen ihrer Vorbilder irreführen lassen. Die oftmals vermeintliche Begeisterung ist nur eine Marketingstrategie und kann, wie im Falle des FTX-Konkurses, sogar zum Geldverlust führen. 

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