Bisher wurden Non-Fungible Token fast ausschließlich als Sammlerstücke genutzt. Sie werden als eine Art Kunstwerk behandelt, mit dem man seinen Reichtum preisgeben kann. Doch anscheinend reicht das den Besitzern jetzt nicht mehr aus.
Ein Beitrag von Jacqueline Lehmann ist CEO von Ledger21 AG, einer Tochtergesellschaft von Green Capital & Beteiligungen AG
So hat Porsche zuletzt die Produktion der eigenen NFT-Kollektion abgebrochen. Der Grund dafür: Die Nutzer haben keinen Use-Case in den NFTs gesehen. Doch weshalb ist das überhaupt wichtig? Und wie kann ein Use-Case bei NFTs aussehen?
Die Wichtigkeit von Use-Cases
Ein Non-Fungible Token (NFT) ist im Gegensatz zu anderen digitalen Assets wie beispielsweise Kryptowährungen einzigartig und kann nicht durch ein anderes ausgetauscht werden. Kein NFT gleicht dem anderen. Aufgrund dessen kann man damit ideal digitale Kunstwerke, Spielgegenstände, virtuelle Immobilien und andere Sammlerstücke darstellen.
Aber auch die Darstellung als physische Immobilie oder Kunstwerk ist möglich. Solange der Hype anhält, findet man immer mehr Arten von NFTs auf dem Markt. Das geht von Gaming- und Kunst-NFTs bis zu verschiedenen Zertifikaten. Aktuell steigt vor allem der Wert von NFTs aus den Bereichen Gaming und Metaverse. Jedoch erlangen auch diese noch lange nicht den hohen Wert der beliebtesten Form von Non-Fungible Token - den sogenannten Collectibles, also Sammlerstücken.
Zu den Collectibles zählen auch die Utility-NFTs, welche im dritten Quartal 2022 im Segment "Sales Volume" einen Wertanstieg von 60 Prozent verzeichnen konnten. NFTs haben nur dann einen Sinn, wenn sie in irgendeiner Weise mit echten Vermögenswerten oder einem Nutzen verbunden sind.
Im Immobilienbereich können sie beispielsweise genutzt werden, um Anteile einer Immobilie als NFT abzubilden. So können Investoren von den Profiten, wie zum Beispiel den Mieteinnahmen, profitieren. Bei jedem Projekt sollten jedoch die Smart Contracts sowie der regulatorische Rahmen geprüft werden. Nur so ist es möglich, den tatsächlichen Mehrwert, aber auch die Echtheit des NFTs nachweisen und gewährleisten zu können.
Die Top Use-Cases im Jahr 2023
Die Musikbranche ist einer der größten Bereiche, in denen NFTs Anwendung finden. Künstlern ist es möglich, die eigenen Singles und Alben zu tokenisieren, also als digitale Version zu veröffentlichen und verkaufen. Auch Merchandising kann in Form von NFTs angeboten werden. Musiker können den NFT-Eigentümern ebenfalls eine Anteilnahme am Gewinn der Streams überlassen. Das wird durch sogenannte Royalties ermöglicht.
Weiterhin wird in der Modebranche derzeit mit NFTs experimentiert. Hier fungieren sie entweder als herkömmliche Collectibles oder auch als virtuelle Kleidungsstücke. Zum Beispiel hat die Luxusbrand Gucci eine "digital-only"-Tasche auf den neuen Markt gebracht und im Metaverse für 4.115 US-Dollar verkauft.
Zudem findet man NFTs zu Haufe auch beim Gaming. Sie sollen die Spiele für die Nutzer aufregender und vielfältiger gestalten. Vor allem Play-to-earn-Games sind beliebt. Dabei erhält man Gewinne während des Spiels. Ein Beispiel dafür ist Axie Infinity, welches sind mit dem Klassiker Pokemon vergleichen lässt.
Hier können die Spieler kleine Monster, die sogenannten Axies, sowie Gegenstände und Landschaften sammeln. Jedes dieser digitalen Assets wird als NFT dargestellt und auf der Blockchain des Besitzers gespeichert. Eine Möglichkeit im Spiel Geld zu verdienen ist es, seltene Axies zu erhalten und weiterzuverkaufen. Dieses Grundprinzip findet sich auch bei anderen Play-to-earn-Spielen wieder.
Damit sind drei große Branchen genannt, die NFTs bereits auf verschiedene Art und Weise für sich nutzen. Doch auch in anderen Bereichen spielen die Token mit Hinblick auf ihre Einzigartigkeit eine bedeutende Rolle. Auch in der Weinindustrie können sie zum Beispiel hilfreich sein und jede Weinflache authentifizieren. Und in der Eventbranche können sie eingesetzt werden, um Tickets in digitaler Form wiederzugeben und so Betrug zu vermeiden. Das könnte sogar dem Schwarzmarkt ein Ende bereiten.
Porsche stellt NFT-Produktion ein
Nach der Ankündigung einer NFT-Kollektion der Automarke Porsche waren die Erwartungen hoch. Diese basiert auf den legendären 911-Sportwagen. Jedoch wurde diese Kollektion nach der Einführung zu einem Flop und die Enttäuschung der Fans war groß.
So enthalten die NFTs nämlich keinen weiteren Nutzen, sie dienen lediglich als Sammlerstücke. Und nicht nur das, ein NFT weist auch den stolzen Preis von 0.911 ETH auf, das sind aktuell etwa 1.480 US-Dollar. Gerade während der Inflation sorgt ein solcher Preis für Empörung.
Die Fans haben bei all den vielen Möglichkeiten und auch für diesen Preis viel mehr erwartet. Porsche trieb die eigene Kollektion also in den Ruin. Ihr eigentliches Ziel war es, den eigenen Fans das Eigentum eines raren Sammlerstücks zu gewähren. Und nicht ein finanzielles Investment in den Vordergrund zu stellen.
Fazit
Die Möglichkeiten von Non-Fungible Token sind vielfältig. Lange wurden sie lediglich als Sammlerstücke verwendet. Ohne Use-Case jedoch haben sie heute kaum noch einen Wert. Das zeigt auch der Misserfolg der Porsche-Kollektion.
Diese konnte keinen sinnvollen Zweck aufweisen und wurde zusätzlich zu einem überteuerten Preis angeboten, was die Fans zurückschrecken ließ. Das lässt erkennen, dass nicht alle NFT-Projekte erfolgreich sein müssen, auch die von Luxusmarken nicht.
Daher sollte es jedem Unternehmen klar sein, dass man NFTs nicht nur für den eigenen finanziellen Nutzen anbieten sollte. Es ist unabdinglich, auch seinen Fans und Käufern einen Mehrwert mit jedem Projekt bereitzustellen.
Zur Autorin
Jacqueline Lehmann ist CEO von Ledger21 AG, einer Tochtergesellschaft von Green Capital & Beteiligungen AG, die auf die Anlagen in dem aufstrebenden Markt für Kryptowährungen spezialisiert ist.
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