Bei der Stromversorgung aus Wind- und Solarenergie gibt es sowohl in Deutschland als auch in der Europäischen Union eine erhebliche Bedarfslücke, die sich in den kommenden Jahren weiter vergrößern wird. Um Photovoltaik- und Windkraftanlagen zu errichten, stehen als Kapitalgeber institutionelle wie auch privatwirtschaftliche Investoren zur Verfügung, die mittels Fonds in Anlagen zur Stromgewinnung investieren wollen.
Gerade Fondsmanager, die bislang im klassischen Immobilienbereich tätig waren, sehen in Investments in Erneuerbare Energien eine Möglichkeit, ihre Produktpalette um eine ESG-taugliche Anlageklasse mit guten Ertrags- und Renditeaussichten zu erweitern. Die Anlagen entstehen zum einen auf eigens dafür gepachteten Flächen. Zum anderen lassen sich auch Dachflächen und Fassaden bestehender Immobilien nutzen. Für Planung, Bau und Betrieb der Anlagen gilt es allerdings rechtliche und regulatorische Hürden zu nehmen.
Dies sind die Kernergebnisse der heutigen Online-Pressekonferenz „Investments in Erneuerbare Energien – Chancen und Risiken einer Assetklasse“, an der Prof. Dr. Andreas Löschel, Inhaber des Lehrstuhls für Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit an der Ruhr-Universität Bochum, Kristof Krull, Head of Infrastructure der HIH Invest Real Estate, Michael Sorg, Leiter Erneuerbare Energien bei GARBE Industrial Real Estate, und Dr. Alexander Koch, Rechtsanwalt und Partner bei Hogan Lovells International teilnahmen.
Erhebliche Bedarfslücke bei Solar- und Windkraftanlagen
Erneuerbare Energien sind ein integraler Bestandteil der europäischen Energiewende, wobei in Deutschland Solarenergie und Windkraftanlagen an Land die weitaus größte Rolle bei der Stromerzeugung spielen. Im Zuge des Ukraine-Krieges ist der Bedarf an grünem Strom noch einmal erheblich gestiegen.
War bislang vorgesehen, bis 2030 knapp zwei Drittel des Stroms aus Erneuerbaren Energien zu gewinnen, seien die ohnehin schon hohen Ausbauziele seit dem sogenannten Osterpaket der Bundesregierung in diesem Jahr nun mit 80 Prozent noch einmal viel ambitionierter geworden, so Prof. Dr. Andreas Löschel.
Um das neue Ziel zu erreichen, müssen bei Windenergie an Land Anlagen für zusätzliche 10 Gigawatt pro Jahr errichtet werden, bei der Solarenergie von 22 Gigawatt pro Jahr. Bereits 2035 soll die Stromversorgung in Deutschland nahezu vollständig auf Erneuerbaren Energien beruhen.
Stabile und planbare Erträge
Doch wer stellt das Kapital für den Erneuerbaren-Energien-Ausbau zur Verfügung? Fonds und Banken gehören bereits jetzt zu den größten drei Eigentümergruppen von Erneuerbare-Energien-Anlagen, so Löschel. Kristof Krull, Head of Infrastructure, erläutert, dass solche Assets für Investmentfonds zunehmend interessant werden, denn sie erwirtschaften gute Renditen:
Das liegt vor allem an stabilen und planbaren Erträgen, denn Sonneneinstrahlung und Windaufkommen sind gut abschätzbar.
Das Marktpreisniveau für Strom werde auch zukünftig auf einem hohen Niveau verbleiben, während die Kosten für die Stromerzeugung beherrschbar bleiben. Das liege vor allem daran, dass Solar- und Windanlagen end- und kostenlos verfügbare Ressourcen nutzen, so Krull weiter. Außerdem kommen bei großvolumigen Photovoltaik- und Windprojekten Skalierungseffekte zum Tragen, die die Bau- und Betriebskosten der Anlagen senken.
Die HIH Invest hat in diesem Jahr den Fonds „HIH Green Energy Invest“ aufgelegt, der in Photovoltaik- und Windkraftanlagen in ausgewählten europäischen Märkten investiert und für den durchschnittlich 5,50 Prozent Ausschüttungsrendite pro Jahr avisiert sind.
Wertsteigerung durch Photovoltaikanlagen auf Dächern und Fassaden
Welches erhebliche Potential in den großen Dach- und schlichten Fassadenflächen von Logistikimmobilien steckt, um sie für die Gewinnung von Solarstrom zu nutzen, erläuterte Michael Sorg, Leiter Erneuerbare Energien bei GARBE Industrial Real Estate. Das Unternehmen ist dabei, seinen verwalteten Logistikimmobilienbestand mit Photovoltaik-Anlagen auszustatten, und sieht dabei ein Flächenpotential von sechs Millionen Quadratmetern.
Damit ließe sich zwischen 400 und 600 Megawatt PV-Leistung zur nachhaltigen Stromproduktion installieren, so Sorg. Der Eigenbedarf der Mieter sei mit 10 bis 20 Prozent vergleichsweise niedrig, so dass viel Strom eingespeist werden könne. Je 10.000 Quadratmeter Dachfläche können rechnerisch etwa 330 Haushalte mit grünem Strom versorgt werden.
Die Eigentümer der Immobilien hätten die Möglichkeit, ihre Rendite zu steigern, weil sie Mietzahlungen für die Nutzung der Dachflächen erhalten, und können eine Wertsteigerung ihrer Objekte durch die bessere Elektro-Infrastruktur erzielen.
Planungsrecht und Genehmigungsverfahren als Hemmnisse
Hindernisse für den Ausbau der Erneuerbaren Energien liegen in den rechtlichen und regulatorischen Rahmenbedingungen. Dr. Alexander Koch, Rechtsanwalt und Partner bei Hogan Lovells International, sagt:
Das Planungsrecht beziehungsweise die Flächenausweisung stellen insbesondere für Windenergie an Land eine große Herausforderung dar, nicht zuletzt weil enorm viel Abstand zu Siedlungen einzuhalten ist.
Genehmigungsverfahren seien zum Teil langwierig und umfangreich, auch weil Rechtsschutzmöglichkeiten von Nachbarn und Verbänden zu langjährigen verwaltungsrechtlichen Verfahren führen können. Für die Zukunft zeigt sich Koch zuversichtlich, denn der Ausbau der Erneuerbaren Energien sei mittlerweile von überragendem öffentlichen Interesse und gewinne daher gesteigertes Gewicht im Rahmen juristischer Abwägungsprozesse. Die rechtlichen und regulatorischen Hürden für Onshore-Windanlagen werden gesenkt, und die Vergütung von Solarenergie werde attraktiver.
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