Unser nachhaltiges Versicherungsbüro

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Wie gestaltet sich Nachhaltigkeit ganz handfest im Maklerbetrieb? Braucht es große Konzepte oder viele kleine Hands-on-Lösungen? Offenkundigerweise muss jedes Maklerbüro seine eigene zukunftsgerechte Gesamtlösung finden. Der digitale Maklervertrieb Finsurancy aus Berlin punktet klar bei Kunden durch seinen digitalen, nachhaltigen Service. Ein Best-Practice-Beispiel.

André Disselkamp, Co-Founder, Finsurancy – Finance & Insurance UG

Büro ist ein gutes Stichwort, denn ein richtiges Büro gibt es bei uns gar nicht. Wer wir sind? Wir von Finsurancy sind ein digitaler Versicherungsmakler aus Berlin, der sich zum Ziel gesetzt hat, die etwas eingestaubten Vorgehensweisen in der Versicherungsbranche moderner zu denken und Nachhaltigkeit in den Fokus unserer Arbeit zu rücken.

Zu unseren Kunden zählen vor allem Start-ups und digitale Unternehmen, welche wir im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge umsorgen. Nachhaltigkeit und Digitalisierung in den Mittelpunkt zu setzen, kommt bei unseren Kunden gut an und wird auch oft proaktiv bei der Versichererwahl vom Kunden angesprochen, ist aber nie der alleinige Grund, sich für uns zu entscheiden. Denn Personalleiter*innen und Geschäftsführer*innen haben gar nicht die Kapazitäten, um sich den ganzen Tag mit bAV zu beschäftigen, weshalb vor allem umfangreicher Service und Verlässlichkeit einen hohen Stellenwert bei unserer Zielgruppe haben. Man kann also sagen, das Gesamtpaket muss stimmen.

Und warum kommen ausgerechnet wir ohne Geschäftsräume aus?

Von Anfang an haben wir uns dazu entschlossen, dass Co-Working-Spaces und Homeoffice für uns die nachhaltigsten Optionen sind – und das schon weit vor der Corona-Pandemie. Wir sehen aber Nachhaltigkeit nicht nur in den eingesparten Heiz- und Stromkosten, dem nicht benötigten Büromobiliar oder der absenten 24-Stunden-Leuchtwerbung. Zu dem „Nichtverbrauchen“ stellt sich ein weiterer Effekt ein: der „Nichtbesetzen“-Effekt. Mietet man keine Bürofläche für sich ganz allein an, sondern nutzt eine Räumlichkeit gemeinsam, wie bei den Co-Working-Spaces, steht diese eingesparte Fläche für andere bereit. Und wenn insgesamt weniger Fläche durch Mehrfachnutzung als Bürofläche belegt wird, stehen freiliegende Grundstücke oder Räumlichkeiten für eine andere Nutzung zur Verfügung. Zum Beispiel für dringend benötigte Wohnräume. Natürlich ist uns klar, dass wir damit allein keinen Riesenimpact haben werden, aber wenn jeder seinen Teil beisteuert, ist eine Menge getan.

Von Anfang an haben wir uns dazu entschlossen, dass Co-Working-Spaces und Homeoffice für
uns die nachhaltigsten Optionen sind – und das schon weit vor der Corona-Pandemie.

Digital in der Versicherungsbranche, geht das?

Die vermutlich einzig positive Folge der Pandemie ist, dass jetzt so gut wie jeder in der Lage ist, einem Webmeeting beizutreten. Für die meisten Vermittler dürfte das eine gute Nachricht sein, denn ich bin vermutlich nicht der Einzige, der viele Stunden in seinem Auto verbracht hat, um von Kunde A nach Kunde B zu fahren. Sich hingegen kurz „einzuklinken“, spart Unmengen an CO2, Zeit und – alle, die
den Berufsverkehr kennen, wissen dies – auch Nerven. Wir betreuen überwiegend digitale Unternehmen und Start-ups im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge, welche offenkundig sehr aufgeschlossen für digitale Prozesse sind.

Mittlerweile haben aber auch unsere eher konservativen Kunden aus der Baubranche die Möglichkeit von Online-Konferenzen entdeckt und freuen sich sogar über einen virtuellen Austausch. Jetzt denkt ihr euch vielleicht: Aber was ist mit der persönlichen Ebene, die ist doch so wichtig in der Versicherungsbranche? Nun, es ist erstaunlich, wie viel Persönlichkeit und positive Emotionen man eben dann doch in einem Webmeeting austauschen kann.

Außerdem haben wir uns entschieden, das viele „Benzingeld“ in „Beziehungsgeld“ zu reinvestieren, und so laden wir unsere Kunden quartalsweise in ein neues, hippes und oft veganes (ich weiß, auf Fleisch zu verzichten, ist nicht für jeden etwas, hilft aber der Umwelt) Restaurant zum Essen ein. Dabei geht es nie um Versicherungen, sondern einfach darum, gemeinsam zu lachen und sich die neusten Geschichten zu erzählen. Ich würde mal sagen: „Persönlicher Kontakt: Check!“

Abgesehen vom Webmeeting spielt der Papierverzicht bei uns noch eine große Rolle. Sämtliche Dokumente, die unsere Kunden und wir erhalten, landen in unserer Maklersoftware und können sowohl am Laptop als auch via App über das Smartphone eingesehen werden. Jetzt würde ich gerne behaupten, dadurch arbeiten wir zu 100 Prozent papierlos, aber leider stimmt das nicht.

Die Versicherungsgesellschaften machen zwar Fortschritte in Sachen Digitalisierung und können die Dokumente digital bereitstellen. Dennoch werden viele davon parallel immer noch per Post versendet.
Warum? Zum großen Teil sind dafür unsere etwas veralteten Gesetze der Grund. Diese machen den Papierversand zumindest im Bereich LV noch erforderlich. Wir würden uns sehr über eine Reform freuen, denn deutsche Versicherungsgesellschaften zählen zu den größten Papierverschwendern in Deutschland und viele Versicherer arbeiten sehr intensiv daran, eine komplette Digitalisierung technisch zu ermöglichen.

Lässt sich Nachhaltigkeit auch in Versicherungsprodukten widerspiegeln?

Ja, durchaus, und zwar auf ganz verschiedene Art und Weise. Da wir unseren Fokus auf dem Bereich der betrieblichen Altersvorsorge haben, beschäftigt uns das Thema LV natürlich am meisten. Wenn man als Versicherungsmakler seinen Kunden eine nachhaltige bAV anbieten möchte, fängt es nicht bei dem Produkt, sondern schon bei der Versicherungsgesellschaft an. Wir achten bei der Auswahl unserer Versicherer darauf, dass das Sicherungsvermögen und die Kapitalanlagen nach ESG-Kriterien investiert werden. Die Milliardenanlagen der deutschen Versicherer lassen sich leider nicht von heute auf morgen in solche umschichten, aber man kann sich den Leitlinien für nachhaltige Entwicklung verpflichten und sich zukünftig danach ausrichten.

Wir achten bei der Auswahl unserer Versicherer darauf, dass das Sicherungsvermögen und die
Kapitalanlagen nach ESG-Kriterien investiert werden.

Wir achten darauf, dass Nachhaltigkeit gemessen und transparent berichtet wird und im Unternehmen
verankert ist. Hat eine Versicherungsgesellschaft lediglich ein, zwei nachhaltige Nischenprodukte, steckt die Nachhaltigkeit des gesamten Unternehmens oft erst noch in den Kinderschuhen. Auch ist es uns wichtig, dass der tägliche Geschäftsbetrieb des Versicherers nachhaltig organisiert ist, also Fokus auf Digitalisierung und Papierverzicht. Es ist das Gesamt-Engagement der Gesellschaft, das schlüssig sein soll: Wir sind der Ansicht, dass ein Versicherer, dem Nachhaltigkeit am Herzen liegt, dies in sämtlichen
Bereichen seines Wirtschaftens widerspiegelt. Natürlich ist es nicht immer leicht, die Spreu vom Weizen zu trennen und Greenwashing zu identifizieren.

Doch wenn Kfz-Versicherer in Ihrem „Green-Tarif“ einen Baum pro Vertrag pflanzen, ist das erst mal ganz nett. Ist der Tarif dann aber so viel teurer, dass man mit dem Mehrbeitrag nicht nur alleinig den Baum finanziert hat, sondern auch noch einen Extraobulus für den guten Willen zahlt, dann wird unserer Ansicht nach das Label grün für ganz andere Zwecke als den der Nachhaltigkeit missbraucht. Aber kommen wir noch einmal zu dem gepflanzten Baum zurück: Tatsächlich wäre lediglich ein Baum pro Auto nicht ausreichend. Um den kompletten CO2-Ausstoß eines durchschnittlichen Autos (acht Liter auf 100 Stundenkilometer) mit 12.000 Kilometern im Jahr zu kompensieren, braucht es 4,5 Bäume.
Den Versicherungsmaklern, die bisher nicht viel von nachhaltigen Anlagestrategien gehalten haben, dürfte spätestens jetzt durch den Krieg in der Ukraine und die damit verbundene Situation mit Russland bewusst werden, dass erneuerbare Energien uns als Thema der nächsten Jahrzehnte treu begleiten werden. Unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen öffnet Tür und Tor für eine politische Erpressbarkeit. Nachhaltige Energien sind Friedensenergien, wie Christian Lindner so schön sagte.

Was kann man noch machen?

Wer sich wirklich und nachhaltig engagieren möchte, dem stehen Tür und Tor offen zu nachhaltigen oder sozialen Organisationen, denen man einen Teil seines Gewinns spenden kann. Wir von Finsurancy spenden pauschal 20 Prozent unseres Gewinns an Organisationen, die unserer Meinung nach wirklich einen großen Beitrag für den Umweltschutz leisten, wie Sea Shepherd, oder sich einer sozialen Verantwortung stellen, wie der Bundesverband Kinderhospiz. Auch holen wir uns Vorschläge unserer Kunden ein, um diese an dem Prozess zu beteiligen. Damit verändern wir die Welt nicht komplett, aber machen sie hoffentlich ein wenig besser. Wir nennen das unternehmerische Verantwortung.
Challenge accepted?

Bild (2): © Finsurancy – Finance & Insurance UG