Klima, Gesundheit und Geldanlage beeinflussen einander mehr als viele vermuten. Was zur Eindämmung des Klimawandels nötig ist und welche Chancen das birgt, darüber diskutierte der 5. Expertenzirkel der Fondsanlagegesellschaft Apo Asset Management GmbH (apoAsset), unter anderem mit dem wissenschaftlichen Beirat und dem Fondsmanagement des Unternehmens. Rund 200 Interessierte waren im Klimahaus Bremerhaven und per Live-Stream dabei.
Laut Claus Sendelbach, Geschäftsführer der apoAsset, will das Unternehmen mit ihrem jährlichen Expertenzirkel Denkanstöße zu wichtigen Themen geben, die sie sonst nur intern diskutieren. Beim letzten Expertenzirkel stand Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt, dieses Mal der Klimawandel. Sendelbach betont:
Unsere Welt muss enkel- und kindergerechter werden, und sei es durch viele kleine Schritte. Dafür sind wir alle mitverantwortlich, auch als Fondsanlagegesellschaft.
Geopolitik vor Klima?
Alexander Müller, Vorstandsmitglied der apoBank, die mehrheitlich an der apoAsset beteiligt ist, äußerte sich zu den Zusammenhängen von Klimawandel und Geldpolitik mit folgender Einschätzung:
Mit dem Krieg in der Ukraine treten derzeit andere Themen in den Hintergrund. Aber der Klimawandel wird langfristig wohl von noch elementarerer Bedeutung für uns sein.
Prof. Dr. Eckart von Hirschhausen, Wissenschaftsjournalist, Honorarprofessor der Universität Marburg und neu im wissenschaftlichen Beirat der apoAsset, ging in seiner Rede noch einen Schritt weiter und stellte heraus, dass auch der Klimawandel Kriege verursachen könne.
Klimaschutz ist Gesundheitsschutz
Um das Klima ist es schlecht bestellt, was auch eng mit unserer Gesundheit verwoben ist. Prof. Dr. Hirschhausen hob hervor, dass man nicht das Klima retten müsse, sondern uns. Der Klimawandel sei ein medizinischer Notfall und das dickste Brett, dem man sich widmen müsse. Das zeigten etwa der Climate Countdown der medizinischen Fachzeitschrift Lancet, der Risikobericht des Weltwirtschaftsforums und viele andere Analysen. Außerdem fügt er hinzu:
Gesundheit betrifft im 21. Jahrhundert nicht mehr nur ein Land. Das schaffen wir nur gemeinsam oder gar nicht.
Tropische Krankheiten in Europa
Ein Beispiel für die Folgen des Klimawandels zeigte Dr. Uwe Färber, Diplom-Biologe und Finanzanalyst. Mittlerweile existierten stabile Populationen tropischer Insekten auch in Deutschland. Mit steigenden Temperaturen können sich zum Beispiel Dengue-Viren in der asiatischen Tigermücke optimal vermehren. Damit steige auch hier die Gefahr tropischer Krankheiten. Dr. Färber verdeutlicht:
Bereits jetzt infizieren sich weltweit 390 Millionen Menschen pro Jahr mit dem Dengue-Virus. Die heißeren Sommer bieten dafür ideale Bedingungen. Es ist daher nicht die Frage, ob die nächste Pandemie in Europa kommt, sondern nur wann.
Wie sich die Gesundheitsbranche umstellen muss
Ob tropische Krankheiten oder steigende Hitze – ein präventives Umdenken in der gesamten Medizin sei das Gebot der Stunde, sagte Prof. Dr. Ferdinand Gerlach, Vorsitzender des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und ebenfalls im Beirat der apoAsset. Die Folgen des Wandels seien bereits jetzt sichtbar:
2018 hatte Deutschland in absoluten Zahlen weltweit die meisten Hitzetoten nach China und Indien.
Bei steigenden Temperaturen müsse man besonders ältere Menschen schützen, chronisch Kranke, allein Lebende oder Menschen, die bestimmte Medikamente bekommen. Zum Beispiel müssten zahlreiche Medikamente bei Hitze anders dosiert werden. Hitzeaktionspläne wie in Frankreich seien ebenfalls ein Vorbild. Zudem fügt Gerlach hinzu:
Auf erneute Hitzewellen sind wir überhaupt noch nicht vorbereitet.
Nachhaltige Strategien sind gefragt
Das Gesundheitswesen müsse darüber hinaus wie alle anderen Bereiche überlegen, wie es selbst nachhaltiger haushalten könne. Ein wichtiges Beispiel dafür sind die Emissionen von Kliniken, wie Prof. Dr. Hirschhausen erläuterte:
Jedes Krankenhausbett hat derzeit den Energieverbrauch eines Einfamilienhauses, und bei jeder großen OP entstehen im Durchschnitt etwa 100 kg Abfall.
Dass es bereits positive Beispiele gibt, zeigte Theresa Lentes, Referentin für Healthcare Solutions der apoBank. In einer Studie waren dazu 500 Praxen und Apotheken befragt worden. Die meisten gaben an, bereits auf nachhaltige Entsorgung und Energie zu achten. Die Ergebnisse zeigten aber auch, dass es durchaus Bereiche gebe, die noch nicht primär im Fokus stehen, wie etwa die Gebäudetechnik. Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery, Vorstandsvorsitzender des Weltärztebundes sagt:
Viele Ärzte haben daran ein großes Interesse.
Die Umstellung sei auch eine politische Herausforderung. Das deutsche Public-Health-System sei bisher nicht so etabliert wie zum Beispiel in angelsächsischen Ländern. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe gute Chancen, das in Deutschland aufzubauen. Zudem müsse jeder bei sich selbst anfangen. Prof. Dr. Frank Ulrich Montgomery fordert auf:
Wir können es nicht per Zwang verordnen, sondern müssen die Leute überzeugen.
Innovative Unternehmen gefragt
Überzeugungsarbeit und Innovationen müssten dabei Hand in Hand gehen, wie Dr. med. Markus Müschenich, Startup-Investor, Digital-Health-Unternehmer und Gründer von Eternity.Health erläuterte:
Wir brauchen die Gretas dieser Welt, die auf die Straße gehen und jedem klarmachen, wie wichtig das Thema ist. Und wir brauchen die Unternehmen, die dafür neue Technologien entwickeln und damit Geld verdienen wollen. Beides ist notwendig.
Das Gesundheitswesen stehe hier vor riesigen Herausforderungen, die Hunderte von Milliarden Euros an Investitionen erfordern.
Folgen und Chancen für die Geldanlage
Dabei kann der Kapitalmarkt eine wichtige Rolle spielen. Kai Brüning, Senior Portfolio Manager Healthcare der apoAsset, berichtete:
Wir sehen in unseren Gesprächen mit Gesundheitsunternehmen, dass das Thema an Fahrt gewinnt. Erst kürzlich hat ein großes Klinikunternehmen komplett auf nachhaltige Stromversorgung umgestellt. Viele Unternehmen, die wir kritisch beobachten, sind sich der Sache bereits sehr bewusst.
Für die klimaschonende Entsorgung von Medizinmüll gebe es zum Beispiel bereits heute spezialisierte Unternehmen, die dazu beitragen könnten. Eine Herausforderung bleiben Lieferketten, Materialien und Abläufe.
In ihren Gesundheitsfonds integriert die apoAsset systematisch verschiedene Nachhaltigkeitsaspekte. Kai Brüning erläutert, man habe insgesamt rund 1.700 Gesundheitsunternehmen auf dem Radar, die man mit Hilfe der Ratingagentur Sustainalytics entsprechend analysiere. So werden zum Beispiel Unternehmen direkt aussortiert, die gegen den UN Global Compact verstoßen. Im vergangenen Jahr habe man sich aufgrund dieser Maßgaben bereits von Beteiligungen getrennt. Magdalena Fest, Portfolio Managerin für die Multi-Asset-Fonds der apoAsset, spannte den Bogen noch breiter:
Wir investieren vor allem in drei Schwerpunkte, die miteinander verbunden sind: Gesundheit, Klimaschutz und Technologie. Dafür nutzen wir überwiegend Aktien-, Misch- oder Rentenfonds. Ein Beispiel dafür ist etwa ein Aktienfonds mit Unternehmen, die in besonderer Weise zum Schutz der Meere beitragen. Dies ermöglicht uns, Rendite, Stabilität und Nachhaltigkeit in unseren Portfolios zu verbinden.
Die apoAsset setzt bei den Gesundheitsfonds demnach weitere Ausschlusskriterien ein und steuert das Nachhaltigkeitsprofil mittels des Sustainalytics-Risikomaßes.
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