Kann eine Gewerbeversicherung wirklich nachhaltig sein?

© j-mel – stock.adobe.com

Deutschland möchte bis 2045 klimaneutral werden, hinkt seinen Zielen aber weit hinterher. Daher hat Wirtschaftsminister Robert Habeck kürzlich das Tempo beim Klimaschutz massiv verschärft und zahlreiche Sofortmaßnahmen präsentiert. Im Bereich KMU ist das Thema Nachhaltigkeit bereits angekommen.

Eine große Zahl kleiner und mittelständischer Unternehmen sieht die Notwendigkeit des Klimaschutzes und misst dem Thema Nachhaltigkeit dabei eine äußerst wichtige Rolle zu. Dies zeigt die Zurich KMU-Analyse, die die Zurich Gruppe Deutschland gemeinsam mit infas quo im Marktsegment der kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) durchgeführt hat (wir berichteten).

Johann Wastian, Leiter Underwriting / Vertrieb (SHUK Privat und Gewerbe), die Bayerische

Daraus ging unter anderem hervor, dass gelebte Nachhaltigkeit 41 Prozent der KMU Chancen für Investments öffnet. Dies bekräftigen vor allem Befragte aus dem Bereich Handwerk und Baugewerbe.

Auch sind Nachhaltigkeitsmaßnahmen bei vielen in Planung oder bereits gängige Praxis wie beispielsweise der Bezug von Ökostrom, die Herstellung eigener Energie per Fotovoltaik oder Geothermie oder die Senkung des Energieverbrauchs des Gebäudes.

Nachhaltige Vorsorge nimmt immer mehr an Fahrt auf

Doch nicht nur in diesen Bereichen ist es für Unternehmer möglich, nachhaltig zu wirtschaften. Auch bei der finanziellen Absicherung kommt dem Thema eine immer bedeutsamere Rolle zu. Beispielsweise in Form einer nachhaltigen Gewerbeversicherung. Eine Gewerbeversicherung ist gerade für KMU essenziell. Ein falscher Handgriff, eine durchgebrannte Leitung und schnell liegt die Produktion im Unternehmen lahm – mit oft existenzbedrohenden Folgen. Doch kann eine Gewerbeversicherung wirklich nachhaltig sein?

Die Versicherungsgruppe die Bayerische stellt bereits seit geraumer Zeit den Umweltschutz in den Fokus und bietet mit ihrer nachhaltigen Marke Pangaea Life zahlreiche Versicherungslösungen an, die Absicherung mit Klimaschutz vereinen. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen die erste nachhaltige Gewerbeversicherung auf den Markt gebracht.

Neuer Ansatz: Das beinhaltet die nachhaltige Police

Die Gewerbeversicherung der Bayerischen enthält einen Nachhaltigkeitsbaustein, mit dem Kunden nach einem Schaden Mehrleistungen von bis zu 20 Prozent für nachhaltig produzierte Ersatzprodukte wie Bodenbeläge, Farben sowie technische, elektrische oder elektronische Produkte in einer höheren Energieeffizienzklasse in Anspruch nehmen können. Ein Beispiel: Greift bei einem Kunden die Inhaltsversicherung, weil sein Geschäft abbrennt, und er möchte beim Wiederaufbau nachhaltige Aspekte beachten, deckt das die Gewerbepolice der Bayerischen ab.

Auch Mehrkosten, die entstehen, wenn Kunden anerkannt nachhaltige oder CO₂-zertifizierte Unternehmen beauftragen, sind über die Gewerbeversicherung abgedeckt. Dies umfasst auch bis zu 20 Prozent höhere Leistungen bei Betriebsunterbrechungen, wenn durch die Beauftragung eines solchen
Unternehmens eine längere Ausfallzeit entsteht.

Der Entwicklungsprozess war für uns mit zahlreichen Herausforderungen verbunden. Aufgrund der Neuheit des Produkts fehlte die Vergleichbarkeit auf dem Markt. Wir hatten daher keine Ansatzpunkte, an denen wir uns orientieren konnten. Zudem wollten wir auch Themen wie den CO₂-Ausgleich im Brandfall berücksichtigen und haben dabei eng mit externen Experten und Dienstleistern zusammengearbeitet. Johann Wastian, Spezialist für die Gewerbeversicherung bei der Bayerischen, erläutert:

Kommt es zu einem Brand, gleicht die Bayerische das durch das Feuer freigesetzte CO₂ auf Basis des Regulierungsbetrages aus, um eine Klimaneutralität herzustellen. Gleiches gilt in der betrieblichen Haftpflichtversicherung, wenn es zu einer versicherten Beeinträchtigung von Luft, Wasser, Boden
oder Biodiversität kommt. Der Ausgleich erfolgt durch Unterstützung eines zertifizierten Klimaschutzprojektes. Für jeden abgeschlossenen Gewerbe-Vertrag pflanzt die Bayerische gemeinsam mit WeForest außerdem einen Baum in einem von extremer Abholzung bedrohten Gebiet.

Weitere Leistungen wie die Besserstellungsklausel ebenfalls enthalten

Neben nachhaltigen Leistungen bietet die Bayerische aber auch beispielsweise eine Besserstellungsklausel an und hat diese auf einen Betrag bis 500.000 Euro angehoben. Der Kunde erhält im Schadenfall auf Wunsch Entschädigungsleistungen nach den Bedingungen seines Vorvertrages, falls diese besser oder höher gewesen wären. Ein weiterer Aspekt ist die Forderungsausfalldeckung in der Betriebshaftpflichtversicherung. Grundsätzlich gilt: Wer anderen Menschen einen Schaden zufügt, muss zahlen. Problematisch wird es, wenn derjenige nicht zahlen kann. In diesem Fall springt die Forderungsausfalldeckung ein und übernimmt den finanziellen Schaden.

All-Risk-Deckung in der Inhaltsversicherung

In der Inhaltsversicherung bietet die Bayerische Unternehmern zusätzliche Sicherheit durch die All-Risk-Deckung. Konkret bedeutet es für Kunden: Alles, was nicht explizit in den Bedingungen ausgeschlossen ist, ist grundsätzlich mitversichert. Mit der Allgefahrendeckung der Gewerbe-Police dreht sich die Beweislast im Schadenfall zugunsten des Kunden um und die Bayerische muss nachweisen, dass der Schaden nicht versichert ist.

Gerade arbeitet der Münchner Versicherer zudem an einem Update der Gewerbeversicherung für Juni. „Wir möchten neue Zielgruppen wie beispielsweise Gebäudereiniger, Elektriker, Garten- und Landschaftsbauer, Heilnebenberufe, Einzelhandel oder auch Gaststätten und Hotelbetriebe erschließen und werden im Zuge dessen eine überarbeitete Version der Inhalts- und Betriebshaftpflicht mit zielgruppenoptimierten Prämien und Bedingungen anbieten. Zudem werden wir die gewerbliche Gebäudeversicherung, zum Beispiel für Büro- und Ärztehäuser, oder auch die Bündelung von mehreren Gebäudeversicherungen in einem Vertrag als Neuerung einführen“, erklärt Wastian.

Besonders für Vermittler interessant: Die Bayerische arbeitet mit der Firma Thinksurance zusammen und offeriert Beratern damit ein besonderes Unterstützungsangebot bei der Risikoerfassung, Angebotserstellung und dem direkten Abschluss. Thinksurance ist eine digitale Plattform, die Marktteilnehmer der Gewerbe- und Industrieversicherungen verbindet. Im Rahmen dessen bietet die Bayerische online Beratungen mit Spezialisten an, um beispielsweise Risiko-Besichtigungen durchzuführen und im Anschluss daran fallabschließende Zusagen zu erteilen.

Bild (2): © die Bayerische