Mehr Einigkeit in der Gewerbe- und Industrieversicherung

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In der Gewerbe- und Industrieversicherung gibt es ein Mindset-Problem. Doch entgegen so vielen Behauptungen handelt es sich dabei nicht um mangelnden Digitalisierungswillen. Vielmehr handelt es sich um Protektionismus: Zu oft halten Marktteilnehmer an eigens entwickelten Insellösungen fest, zu wenig wird auf Austausch und Vernetzung gesetzt.

So auch im Bereich Data Analytics. Dabei sind die Potenziale insbesondere in diesem Bereich riesig – das zeigen die HDI Versicherung und das Frankfurter Scale-up Thinksurance eindrucksvoll mit ihrer Partnerschaft.

Dr. Timm Weitzel, Chief Information und Finance Officer, Thinksurance GmbH

Daten sind das neue Gold für Unternehmen – das bestreitet heutzutage niemand mehr. Aber haben Daten auch das Potenzial, die Gewerbe- und Industrieversicherungsbranche zu integrieren und Win-win-win-Situationen für Kunden, Makler und Versicherer zu schaffen? Eine berechtigte Frage in einem Sektor, in dem öfter vermeintliche Grabenkämpfe zu beobachten sind als fruchtbare Zusammenarbeit.

Viel zu oft heißt es: Kunde gegen Makler gegen Versicherer. Mit datengetriebenen Entscheidungen und einer datenbasierten Produktentwicklung lassen sich diese Fronten abbauen – das beweisen der renommierte Versicherer HDI und das Frankfurter Scale-up Thinksurance bereits seit einiger Zeit.

Aber zurück zum Anfang. Das Gewerbe- und Industriegeschäft ist seit jeher datengetrieben: Auf Grundlage zahlreicher Daten des zu Versichernden wurden und werden Risiken eingeschätzt. Im modernen Datenzeitalter kommt hier allerdings das erste Mal Sand ins Getriebe.

Denn häufig sind die Daten unstrukturiert, nur selten digital und teils sogar veraltet. Dies wiederum macht es für Versicherer herausfordernd, für das spezifische Risikoprofil ein passendes Angebot abzugeben. Aber auch allgemein geht sehr viel Potenzial verloren: Unstrukturierte und unvollständige Daten, etwa über Risikosituationen von Unternehmen oder auch das Nachfrage- und Abschlussverhalten von Maklern, verhindern eine am Markt ausgerichtete Produktentwicklung.

Hinzu kommt, dass die meisten Daten in kleinen Pfützen mehr oder weniger ungenutzt vor sich hindümpeln. Es findet kaum eine branchenübergreifende Vernetzung, Aggregation, Nutzung und Interpretation statt.

Dabei sind, technologisch gesehen, längst alle Untiefen für einen Data Lake – den großen Datensee – umschifft. Auch abseits der Amazons, Googles und Facebooks dieser Welt gibt es zahlreiche Beispiele, wie erfolgreich mit Daten gearbeitet werden kann und deutlich komplexere Probleme gelöst werden, als sie in der Gewerbe- und Industrieversicherung entstehen.

In diesem Bereich besteht allerdings ein Mindset-Problem. Entgegen manchen überstrapazierten Aussagen bezieht sich dieses in der Gewerbe- und Industrieversicherung jedoch nicht auf eine Digitalisierungsaversion oder datenschutzbezogene Regulatorik. Kritisches Hinterfragen technologischer Entwicklungen und Schutz von sensiblen Daten sind mehr als nur sinnvoll und angeraten.

Womit die Branche ein Problem hat, ist „Daten-Protektionismus“. In weiten Teilen fehlt es noch immer an Verständnis, dass es Vernetzung und Zusammenarbeit braucht, um die Daten für alle – Kunden, Makler und Versicherer – wertstiftend nutzbar zu machen.

Nötig sind technologische Modelle zur Zusammenführung möglichst vieler Datenpunkte aus der Branche sowie smarte und neutrale Kompetenzen zur Aufbereitung, Analyse und Interpretation ebendieser. Technologieanbieter mit einem Plattformgeschäftsmodell, wie zum Beispiel Thinksurance aus  Frankfurt am Main, arbeiten an einem dahingehenden Wandel und bekommen dabei Unterstützung von einem der renommiertesten Gewerbeversicherer der Branche: der HDI Versicherung.

Thinksurance positioniert sich als Nahtstelle zwischen Versicherern und Vermittlern. Die Frankfurter bieten eine ganzheitlich gedachte Plattform für die Beratung von Gewerbe- und Industrieversicherungen an.

Makler können damit den gesamten Beratungsprozess digital durchführen, von der Risikoerfassung über den Tarifvergleich sowie die Ausschreibung komplexer Risiken bis hin zum Abschluss und der IDD-konformen Dokumentation. Versicherer können ihre Tarife online verfüg- und abschließbar machen und im Falle von Ausschreibungen Angebots- und Abschlussprozesse komplett digitalisieren.

Dabei hinterlässt jede Eingabe von Risikodaten, jede getroffene Maklerentscheidung über einen Abschluss oder Nichtabschluss, jedes einzelne Tarifmerkmal eines jeden Tarifs von zahlreichen Versicherern eine pseudonymisierte und aggregierte Datenspur, die Thinksurance analysiert und auf unterschiedliche Weisen für Makler und Versicherer nutzbar macht. Data Analytics nennt das Scale-up diesen Prozess.

HDI steuert dabei nicht nur seit Langem zahlreiche Tarife bei, sondern arbeitet auch aktiv mit den datengetriebenen Erkenntnissen. Dr. Timm Weitzel, der bei Thinksurance den Bereich Data Analytics verantwortet und Teil der Geschäftsführung ist, erklärt:

Mit Partnern wie HDI betrachten wir Marktgeschehnisse, sodass diese in Relation zu Versicherungsprodukten gesetzt werden können.

Der Geschäftsführer veranschaulicht an einem allgemeinen Beispiel: Auf Basis der Marktgeschehnisse lassen sich nicht nur Schlüsse dazu ziehen, welche Tarife besonders einer starken Nachfrage unterliegen, sondern auch warum. Meistens sind spezifische Deckungsinhalte hier das ausschlaggebende Kriterium, etwa Deckungssummen-Selbstbehalt-Kombinationen. Hier gibt es einfach beliebtere und weniger beliebte Kombinationen. Mit dieser Erkenntnis können Versicherer ihre Tarife hinterfragen und im Sinne der Makler und Kunden verbessern.

Ein anderes Beispiel für die Potenziale von Data Analytics ist auch die Analyse von sogenannten Anfragelücken: Zu welcher Betriebsart oder auch zu welchen Risiken fehlt ein passender digital rechenbarer Tarif, obwohl die Nachfrage seitens der Makler groß ist? Das sind nur einige Bereiche, in denen Daten einen echten Unterschied machen.

Als digitaler Vorreiter weiß man bei der HDI Versicherung um die Potenziale. Bereits seit Mitte 2019 nutzt der Versicherer Methoden zur Datenanalyse auf Basis der Technologie des Frankfurter Scale-ups Thinksurance, um Entscheidungsprozesse zu optimieren und Versicherungsprodukte maßgeblich zu verbessern.

Andreas Adenäuer, bei HDI verantwortlich für die Zusammenarbeit mit Thinksurance erklärt, dass gemeinsam mit Thinksurance die HDI ein übersichtliches Dashboard entwickelt habe, das für den Versicherer relevante Informationen und Erkenntnisse systematisch aufbereite. Christian Kussmann, Bereichsvorstand Geschäftsfeld Firmen und Freie Berufe der HDI Versicherung, erläutert:

Die Datenanalysen und -interpretationen erlauben es uns, genauer hinzuschauen und datenbasierte Entscheidungen zu treffen, etwa bei Deckungsinhalten ausgewählter Tarife. So können wir letztlich unsere Produkte kontinuierlich weiterentwickeln und unseren Kunden ein noch besseres Angebot machen.

Das Beispiel HDI und Thinksurance zeigt: Denkt man Datenanalysen groß, im vorliegenden Falle branchenweit, lassen sich enorme Potenziale heben. Das gilt insbesondere für die Produktentwicklung: Kunden bekommen Tarife, die tatsächlich auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind. Makler können ihren Kunden Angebote unterbreiten, die ihre Beratung erfolgreicher machen. Und Versicherer wiederum profitieren von einem besseren Kundenverständnis und daraus resultierend mehr Abschlüssen.

Und damit ist die Zeit vorbei, in der die Beteiligten gegeneinander arbeiten. Vielmehr erreicht man durch Data Analytics einen Zustand, der für alle Beteiligten durchaus vorteilhaft ist und der Harmonie anstatt Grabenkämpfe verspricht.

 

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