125-Jahre: LVM feiert Jubiläum

Die Gründungsurkunde der LVM Versicherung vom 6. Oktober 1896. / Weiterer Text über ots und www.presseportal.de/nr/20033 / Die Verwendung dieses Bildes ist für redaktionelle Zwecke unter Beachtung ggf. genannter Nutzungsbedingungen honorarfrei. Veröffentlichung bitte mit Bildrechte-Hinweis. © LVM Versicherung

Die LVM Versicherung feiert diesen Oktober ihr 125-jähriges Bestehen. Am 6. Oktober 1896 ging in Münster eine Urkunde ein, die die Gründung eines „Versicherungs-Vereins gegen Haftpflicht für Landwirthe der Provinz Westfalen“ erlaubte. 

Lange hatten sich die Bauern in der Region für eine eigene Versicherung eingesetzt. Denn Unfälle kamen in der Landwirtschaft häufiger vor. Wenn Pferde scheuten oder Rinder austraten, waren die Folgen in der Regel noch glimpflich.

Im ausgehenden 19. Jahrhundert stieg jedoch auch die Zahl schwerer Unfälle: Die Betriebe setzten vermehrt Mäh- und Dreschmaschinen ein, sie nutzten Dampfpflüge und andere mit Dampf betriebene Maschinen. Viele Arbeitskräfte waren damit nicht vertraut und verletzten sich.

Haftpflichtschäden konnten die Existenz bedrohen

Das Reichshaftpflichtgesetz hatte 1871 festgelegt, dass Bergwerks- und Fabrikbesitzer für die Schäden ihrer Arbeitskräfte hafteten, es entstanden die ersten Haftpflichtversicherungen. Die gesetzliche Unfallversicherung befreite 1888 zwar Landwirte von der Haftung für Unfälle auf ihrem Hof.

Es gab jedoch auch weiterhin existenzbedrohende Unfälle. So erzählte man sich, dass 1890 im ostwestfälischen Rahden ein ausschlagendes Pferd bei einer Tierschau einen Preisrichter verletzt hatte.

Dieser erhob dermaßen hohe Haftungsforderungen, dass der Besitzer des Pferdes seinen Betrieb verkaufen musste. Dieses Szenario war so erschreckend, dass der Westfälische Bauernverein beriet, wie man sich am besten bei „Haftpflicht bei Unglücksfällen in landwirtschaftlichen Betrieben“ schützen konnte.

Von Landwirten für Landwirte

Die Landwirte beschlossen, einen Versicherungsverein zu gründen. So konnten sie die Beiträge selbst festlegen und bestimmen, nur Landwirte als Mitglieder aufzunehmen, die dem Bauernverein angehörten.

Ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit war ein bewährtes Modell, um Schutz für einen festgelegten Personenkreis in einem überschaubaren Gebiet zu leisten. Das nutzten auch die Gründer in Münster: Sie konnten die Risiken auf den Betrieben der Umgebung gut einschätzen und ihren Mitgliedern günstige Konditionen bieten.

Innerhalb weniger Monate traten 3.000 Landwirte dem neu gegründeten Verein bei. Dem Versicherungsverein fehlte nur noch die Genehmigung der Aufsichtsbehörden in Berlin – Westfalen war eine preußische Provinz.

Kurz drohte das Vorhaben am ausreichenden finanziellen Polster zu scheitern. Als die eigenen Mittel nicht reichten, übernahm der Provinzialverband – ein Vorläufer des heutigen Landschaftsverbands – eine Bürgschaft. Der Versicherungsverein brauchte sie jedoch nie, schon wenige Jahre nach der Gründung hatte er mehrere tausend Mitglieder und eine solide Reserve.

Mit Vertrauen wachsen

Den Vertrieb übernahmen sogenannte Vertrauensmänner, zumeist Landwirte, die in der Nachbarschaft und in ihren Dörfern für den Verein warben. Sie kassierten die Beiträge und betreuten die Mitglieder bei der Regulierung von Schäden. Sie genossen vor Ort Vertrauen – eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg. Bis zum Ersten Weltkrieg 1914 hatte der Verein mehr als 20.000 Mitglieder.

Wie sehr der Versicherungsverein sich auf die Landwirte einstellte, bewies er 1923 mit der sogenannten Roggenwährung. Als das Geld in der Inflation rasant an Wert verlor, bezahlten Landwirte ihre Beiträge mit Säcken voller Roggen. Diese Ersatzwährung bewährte sich in der Krise und sorgte mit dafür, dass der Versicherungsverein sich in den 1920er-Jahren etablierte.

Die Zahl der Mitglieder stieg weiter, in der Geschäftsstelle in einer Villa in der Südstraße in Münster waren schon rund 30 Mitarbeiter beschäftigt. Selbstbewusst warb man in Zeitungen, es gebe für westfälische Landwirte nur eine Haftpflichtversicherung: die des Versicherungsvereins.

Landwirtschaft und Versicherung im Wandel

Nach den auch für die LVM einschneidenden Kriegsjahren wuchs der Verein vor allem in den Jahren des „Wirtschaftswunders“ enorm. Er versicherte nicht nur Autos und Motorräder der westfälischen Landwirte, sondern vor allem Schlepper.

Die Landwirtschaft veränderte sich durch die Motorisierung grundlegend: Zwischen 1950 und 1965 wurden in Westdeutschland rund 800.000 Schlepper angeschafft, gleichzeitig wanderten viele Arbeitskräfte in die Industrie ab.

Der „Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster“ trat inzwischen als LVM auf und beschloss 1965, sich zu öffnen. Nach und nach kamen neue Regionen hinzu, der Kreis der versicherbaren Personen erweiterte sich stetig und die Zahl der Produkte aus dem Hause LVM wuchs.

Mittlerweile ist die LVM ein Rundum-Versicherer mit allen Produkten für Privatkunden sowie kleine und mittlere Gewerbekunden. Trotz dieser Größe bewahrt das Unternehmen durch das Netz von Vertrauensleuten sein vertrautes Gesicht.

Bis heute ist die LVM ein Verein auf Gegenseitigkeit, jedes Mitglied des Vereins ist Versicherter und Versicherer zugleich – also Versicherungsnehmer und Träger des Vereins. Die Interessen der Mitglieder stehen im Vordergrund, die Vergütung von Schadensfällen bestreitet ein Gegenseitigkeitsverein aus den Mitgliedsbeiträgen.

 

Bild: © LVM Versicherung