Die Zahl der Geldwäsche-Verdachtsmeldungen durch Notare im Immobilienbereich ist massiv gestiegen. Das ergibt sich aus dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht 2020 der FIU (vgl. Zoll online - Pressemitteilungen - FIU-Jahresbericht 2020).
Lag die Zahl der Meldungen 2019 noch im zweistelligen Bereich, erhöhte sie sich allein im letzten Quartal 2020 auf über 1.600.
Damit haben Notare im Jahr 2020 mit fast 60 Prozent mit Abstand die meisten Meldungen aus dem Nichtfinanzsektor abgegeben. Es folgen die Güterhändler mit etwa 430 Meldungen, Immobilienmakler haben 135 Meldungen erstattet.
Der Präsident der Bundesnotarkammer, Prof. Dr. Jens Bormann, kommentierte die Entwicklung so:
"Die FIU-Zahlen belegen, dass die Notare ihre Meldepflichten sehr ernst nehmen. Sie leisten damit einen weiteren und überaus wichtigen Beitrag zur Geldwäschebekämpfung im Immobilienbereich."
Hintergrund des erheblichen Mehraufkommens der gemeldeten Verdachtsfälle durch Notare ist eine Gesetzesänderung im Jahr 2020.
Die frühere Rechtslage ließ eine Meldung durch die rechtsberatenden Berufe wie Notare nur sehr eingeschränkt zu. Bei einem bloßen Geldwäscheverdacht war ihnen aufgrund ihrer strengen Verschwiegenheitspflicht eine Meldung untersagt, sie hätten sich sogar strafbar gemacht.
Am 1. Oktober 2020 trat jedoch eine neue Rechtsverordnung in Kraft, durch die ein Katalog von besonders geldwäscherelevanten Fällen festgelegt wird.
Notare müssen seitdem unabhängig von eigenen konkreten Verdachtsmomenten eine Meldung an die FIU abgeben, beispielsweise bei Vertragsparteien aus Risikostaaten oder bei verdächtigen Zahlungsmodalitäten. Die Bundesnotarkammer hatte sich selbst für diese Gesetzesänderung eingesetzt.
Bild: © unBUNT – stock.adobe.com
Themen:
LESEN SIE AUCH
Konsequente Lehren aus dem Fall Wirecard ziehen
BaFin-Razzia gegen Betreiber von Krypto-Automaten
In einer deutschlandweiten Aktion stellte die Finanzaufsicht BaFin Krypto-Automaten sicher, an denen Bitcoin und andere Krypto-Werte gehandelt werden können. Dabei wurde Bargeld in Höhe von einer knappen Viertelmillion Euro einbehalten. Die 13 beschlagnahmten Geräte werden ohne die erforderliche Erlaubnis der BaFin betrieben und bergen das Risiko der Geldwäsche.
Flughafenstreiks ohne Ende – Passagierrechte?
Streikaufrufe für Lufthansa- oder Sicherheitspersonal nehmen kein Ende. Passagiere brauchen gute Nerven! Doch welche Rechte haben sie? Ein Überblick über die Passagierrechte der EU-VO 261/2004 klärt auf.
Achtung, Bußgeldfalle: GwG-Registrierungspflicht
Im Bereich der Geldwäsche läuft nicht nur bald eine Übergangsfrist ab, es gibt auch umfangreiche Pflichten aus dem GwG, über die Vermittler Bescheid wissen sollten: Neu ist vor allem, die ab 1. Januar 2024 in Kraft tretende Registrierungspflicht sowie die Analyse des eigenen Risikos, Geldwäsche anheim zu fallen.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Bafin warnt vor Rückschlägen an den Märkten – Aufsicht mahnt zu vorsichtigem Optimismus
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) sieht angesichts hoher Bewertungen und zunehmender geopolitischer Unsicherheiten wachsende Risiken für die Finanzmarktstabilität. Im Gespräch mit dem Handelsblatt verwies Bafin-Präsident Mark Branson auf die Anfälligkeit der Märkte für politische Schocks.
Deutsche Wirtschaft: Leichtes Auf und Ab beim BIP – keine klare Trendwende erkennbar
Das Bruttoinlandsprodukt schrumpft erneut – trotz kurzer Hoffnung im ersten Quartal 2025. Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zeichnen ein ernüchterndes Bild: sinkende Produktivität, schwache Pro-Kopf-Werte und fehlende Dynamik. Was das für die wirtschaftliche Zukunft bedeutet – und wo die Politik gefordert ist.
Transatlantischer Zollkompromiss: EU und USA verständigen sich auf 15-Prozent-Autozoll – rückwirkende Senkung möglich
Die EU und die USA haben sich auf eine weitreichende Zollvereinbarung geeinigt: Autoimporte aus Europa sollen künftig nur noch mit 15 % verzollt werden – rückwirkend. Doch das Entlastungssignal hat einen Preis.
Deutschlands Exportkrise: Die unterschätzte Rolle des Automatisierungsdefizits
Deutschlands Exportmaschine stottert – und das nicht nur wegen Energiepreisen und Bürokratie. Eine neue Bundesbank-Analyse offenbart, dass ein verborgenes Strukturproblem die Wettbewerbsfähigkeit untergräbt: das Automatisierungsdefizit.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.