M&M: Private Krankenzusatztarife im Marktüberblick

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Als Ergänzung zur gesetzlichen Versicherung bieten die Privaten Krankenversicherer vielfältige Angebote an privaten Krankenzusatztarifen. Die privaten Zahnzusatztarife liegen auf einem sehr hohen Niveau. Auch Krankenhauszusatztarife sind größtenteils sehr leistungsstark. Bei den Krankentagegeldern gibt es durchaus noch Luft nach oben und der ambulante Zusatzbereich zeigt sich mit einem komplexen Angebot.

Die Tarife der Privaten Krankenzusatzversicherung (PKV) bieten gesetzlich Versicherten, die freiwillig- oder pflichtversichert sind, die Möglichkeit, das Versorgungsniveau im Krankheitsfall zu erhöhen beziehungsweise so wenig wie möglich selbst zahlen zu müssen.

Auch Privat Krankenvollversicherte können ihren Versicherungsschutz mit Zusatztarifen ergänzen. Auch wenn das nur in wenigen Ausnahmen sinnvoll ist.

Das Niveau einer Privaten Krankenvollversicherung ist mit den PKV-Zusatztarifen nur schwer beziehungsweise sehr kostenintensiv zu erreichen. Dennoch sind die Zusatztarife eine gute Möglichkeit, die Leistungen der gesetzlichen Versicherung punktuell aufzustocken sowie kostenintensive Behandlungen abzufedern.

Die wesentlichen Bereiche, in denen die PKV-Versicherer Zusatztarife anbieten sind Zahnbehandlungen, stationäre Krankenhausaufenthalte, der Ausgleich von Lohnausfall im Krankheitsfall, ambulante Arztbehandlungen, Behandlungen im Ausland sowie die Pflegebedürftigkeit.

Im Rahmen der Analysetätigkeit betrachtet MORGEN & MORGEN mehr als 670 Angebote der privaten Zusatzversicherer. An dieser Stelle sei auf die aktuellen Einschätzungen zu den Zahnzusatztarifen, Krankenhauszusatzversicherungen, des Krankentagegeldes und der ambulanten Zusatztarife eingegangen.

Hohes Niveau bei den Privaten Zahnzusatztarifen

Die Zahnzusatzversicherung als beliebteste Zusatzversicherung bietet über 170 Tarife mit weiteren Tarifkombinationen, die sich vor allem stark in der prozentualen Höhe der Leistung und den immer differenzierteren Bedingungen unterscheiden. Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei MORGEN & MORGEN zeigt auf:

Wir beobachten, dass Anbieter zunehmend mindestens einen Tarif anbieten, der 100 Prozent leistet. Hier findet aktuell der Wettbewerb statt.

Wobei die meisten Tarife zwischen 70 und 90 Prozent der Behandlungskosten übernehmen. Ein Teil der Tarife wird aktuell immer höherwertiger und schließt beispielsweise auch Schönheitsbehandlungen, wie Bleaching, ein.

Damit zeigt sich eine größer werdende Spreizung, die sich auch in einer starken Preisrange zeigt. Beispiel: Bei einer Berechnung für eine 30-jährige Angestellte, mit der gewählten Leistung Zahnersatz von mindestens 70 Prozent und dem Ausschluss von Risikotarifen, liegt der teuerste Tarif bei 29,69 Euro und der günstigste Tarif bei 9,70 Euro pro Monat.

Die Beiträge werden zudem unterschiedlich veranschlagt. Es gibt hierbei die sogenannten Risikotarife, die ohne Alterungsrückstellungen aber größtenteils mit zu Beginn festgelegten Beitragssprüngen kalkuliert werden. Sie sind bei den Zahnzusatztarifen weit in der Überzahl im Vergleich zu den Tarifen mit Alterungsrückstellungen, die durchgängig einen konstanten Beitrag veranschlagen.

Beide Varianten sind jedoch nicht frei von generellen Beitragsanpassungen, die in der PKV unter bestimmten Voraussetzungen möglich sind. Auf dieses Thema ist der Marktblick vom 13. Juli 2021 eingegangen.

Für Versicherungsnehmer, die sich für eine Zahnzusatzversicherung entscheiden möchten, stellt sich unweigerlich die Frage, welche Tarife die besseren Leistungen beziehungsweise die kundenfreundlichsten Versicherungsbedingungen enthalten.

An dieser Stelle setzt das M&M Rating Zahnzusatzversicherung an und zeigt deutlich die Unterschiede der 40 Anbieter mit ihren 178 Tarifen im Überblick.

Die von MORGEN & MORGEN angesetzten Mindestkriterien stellen unter anderem sicher, dass die top bewerteten Tarife für Zahnersatz Implantate sowie Inlays leisten, auf ihr ordentliches Kündigungsrecht verzichten und über die 2,3fachen sowie 3,5fachen Regelhöchstsätze der Gebührenordnung für Zahnärzte (GOZ) hinaus leisten.

Knapp die Hälfte der Tarife erreichen die Bestbewertung von fünf Sternen. Insgesamt sei das Niveau sehr hoch und steige stetig. Die Anzahl der vier und fünf Sterne Tarife habe seit 2019 um 26 Tarife zugenommen, kommentiert Bohrmann die Entwicklung.

Viele leistungsstarke Krankenhauszusatztarife

Die ebenfalls sehr beliebten Krankenhauszusatztarife kommen auf eine Anzahl von 133 Tarifen mit weiteren Tarifkombinationen. Ihre Kernleistungen bestehen aus der Erstattung von der Unterbringung in Ein- oder Zweibettzimmern sowie dem Zugang zur Chefarztbehandlung. Bohrmann erklärt:

Wir stellen aktuell fest, dass die Anzahl der sogenannten Einbettzimmertarife zunimmt, deren Nachfrage ebenfalls steigt, wie die Berechnungshäufigkeiten in unserer Vergleichssoftware zeigen.

Die Tarife unterscheiden sich zudem vor allem über die Regelhöchstsätze. Die Preisspanne liegt bei knappen 20 Euro, ergibt eine Berechnung für eine 30-Jährige Angestellte, mit einer gewählten Leistung von mindestens einem Einbettzimmer mit Chefarztbehandlung und unter Ausschluss von Risikotarifen. Der günstigste Tarif kostet 29,81 Euro und der teuerste Tarif 47,99 Euro pro Monat.

Auch hier werden die Beiträge in Form von Risikotarifen, ohne Altersrückstellungen aber mit Beitragssprüngen sowie als Tarife mit Altersrückstellungen veranschlagt. Das Verhältnis der beiden Varianten ist aber im Vergleich zur Zahnzusatzversicherung ausgewogen.

Eine Orientierung welche der 133 Tarife der 38 Anbieter die besseren Leistungen, beziehungsweise die kundenfreundlichsten Versicherungsbedingungen enthalten, gibt das M&M Rating Krankenhauszusatz.

Die von MORGEN & MORGEN angesetzten Mindestkriterien stellen unter anderem sicher, dass die top bewerteten Tarife auf ihr ordentliches Kündigungsrecht verzichten, eine Chefarztbehandlung enthalten, eine bessere Unterbringung im Ein- oder Zweibettzimmer ermöglichen, ohne Eintritt eines Unfalls oder einer bestimmten Erkrankung sowie über die 2,3fachen sowie 3,5fachen Regelhöchstsätze der Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ) hinaus leisten.

Die Tarife zeigen sich insgesamt auf einem sehr hohen Niveau. Nur ein Tarif wurde sehr schwach bewertet, zwölf haben eine schwache Bewertung, 22 zeigen sich durchschnittlich, während 98 Tarife mit vier und fünf Sternen auf einem top Niveau liegen. Bohrmann kommentiert die Tariflandschaft:

Es gibt weiterhin eine Teilung zwischen Einbettzimmer- und Zweibettzimmertarifen. Es gibt also genug Auswahl, um sich für einen in der Regel etwas günstigeren Zweibettzimmertarif zu entscheiden oder doch einen Einbettzimmertarif zu wählen. Von 38 Anbietern hat jeder Anbieter mindestens einen Einbettzimmertarif im Angebot.

Luft nach oben bei den Krankentagegeltarifen

Weitaus weniger nachgefragt sind die rund 90 Tarife zur Einkommenssicherung im Krankenfall in Form eines Krankentagegeldes. Wer keinen Anspruch auf gesetzliches Krankengeld hat oder dessen Einkommen eine zu hohe Differenz zur gesetzlichen Leistung aufweist, kann mit einem Krankentagegeldtarif den krankheitsbedingten Einkommensverlust ausgleichen.

In diesem Jahr sind bereits mehrere neue Tarife auf den Markt gekommen, sodass sich weiterhin eine starke Bewegung im Krankentagegeldmarkt abzeichnet. Die Beiträge sind im Schnitt moderat.

In einem Alter von 30 Jahren beläuft sich der durchschnittliche monatliche Beitrag für ein Krankentagegeld mit 10 Euro Leistung am Tag beziehungsweise 300 Euro im Monat auf knapp fünf Euro. Ab einem Alter von 50 Jahren wird es mit einem Beitrag von durchschnittlich rund neun Euro im Monat knapp doppelt so teuer.

Die 89 Tarife der 32 Anbieter sind im M&M Rating Krankentagegeld hinsichtlich ihrer Leistungen sowie auf die Verbraucherfreundlichkeit ihrer Versicherungsbedingungen bewertet worden.

Die von MORGEN & MORGEN angesetzten Mindestkriterien legen besonderen Wert darauf, dass der Versicherer auch bei Wiedereingliederungsmaßnahmen und Teilarbeitsunfähigkeit leistet. Bohrmann zum aktuellen Stand:

Die Tarife der Krankentagegeldanbieter haben noch Potenzial. Viele scheitern bei dem Sprung über die 3 Sterne hinaus, da sie nicht auf das ordentliche Kündigungsrecht verzichten, sollte nur eine Teilversicherung bestehen.

Das Ratingergebnis zeigt also noch Luft nach oben. Auch wenn sich von 89 Tarifen 36 Tarife in der vier bis fünf Sterne Range befinden, ballen sich 48 Tarife im Mittelfeld und fünf Tarife sind schwach bewertet.

Komplexes Angebot bei den ambulanten Zusatztarifen

Besonders vielfältig gestalten sich die ambulanten Zusatztarife. Mit über 150 Tarifen und weiteren Tarifkombinationen bieten sie Kostenerstattungen über den GKV-Betrag hinaus. So zum Beispiel bei Brillen, Hörgeräten, Heil- und Hilfsmitteln sowie Medikamenten in unterschiedlichsten Ausprägungen.

Behandlungen durch Heilpraktiker oder Akupunkturbehandlungen sind oft ebenfalls Bestandteil der Tarife. Den größten Vorteil der ambulanten Zusatzversicherung bietet aber sicherlich, sich dem „Status Privatpatient“ im Rahmen eines Arztbesuchs anzunähern.

Die sogenannten Kostenerstattungstarife bieten als ambulante Zusatztarife die umfänglichsten Leistungen und zahlen im Rahmen ihrer Leistungsbeschreibung, was die GKV nicht zahlt. Sie sind daher auch recht teuer, können das Niveau im ambulanten Bereich aber auf das eines PKV-Vollversicherten heben.

Wer eine PKV-Vollversicherung anstrebt, aber noch ein wenig warten muss, der wählt Optionstarife, sogenannte Anwartschaften, für zukünftige PKV-Volltarife. Die ambulanten Zusatztarife bedürfen mit Sicherheit der intensivsten und individuellsten Beratung im Rahmen der PKV-Zusatztarifvermittlung.

„MORGEN & MORGEN bietet aus diesem Grund kein einheitliches Bewertungsschema in Form eines Ratings. Das würde dem stark differenzierten Angebot nicht gerecht“ erläutert Bohrmann.

Die kompletten M&M Ratingergebnisse und Erläuterungen finden Sie unter: