Europäische Einlagensicherung: „Die Ausgestaltung als Rückversicherung organisieren“
SAFE-Direktor Jan Krahnen spricht sich für eine Aufteilung zwischen nationalen Erstversicherern und einem europäischen Rückversicherer für Spareinlagen aus, um die Bankenunion zu vollenden.
Beim Treffen der Finanzminister*innen der Eurozone letzte Woche in Luxemburg geht es um die Vollendung der Bankenunion und damit verbunden um die Einführung einer europäischen Einlagensicherung („European Deposit Insurance System“, EDIS).
Der Direktor des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE, Jan Krahnen, sieht darin einen Fortschritt, betont aber, dass eine europäische Einlagensicherung am besten in der Form einer Rückversicherung gestaltet werden sollte, um Fehlanreize zu vermeiden und Risiken für die beteiligten Länder zu minimieren.
Krahnen sagt:
„Es ist wichtig, dass die weiteren Schritte hin zur Vollendung der Bankenunion besprochen werden. Dabei macht die Einrichtung einer europäischen Einlagensicherung das Projekt Bankenunion erst komplett, da so die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems nachhaltig gewährleistet wird. Die Ausgestaltung der Einlagensicherung sollte allerdings dauerhaft in Form einer Rückversicherung organisiert sein.“
In einem SAFE White Paper hat Krahnen gemeinsam mit weiteren Autoren einen gangbaren Vorschlag für ein „European Deposit Reinsurance Scheme“ (EDRIS) entwickelt.
Das Modell zielt darauf ab, eine Einlagenrückversicherung auf europäischer Ebene anzusiedeln, die bestehenden Risiken entgegenwirkt und eine drohende Vergemeinschaftung von Risiken von vornherein unterbindet.
Im Kern sieht das EDRIS-Modell vor, die Einlagen von Sparer:innen im Wege einer nationalen Erstversicherung und einer europäischen Rückversicherung mit einer risikoadäquaten Prämiensetzung zu verbinden.
Fehlanreizen entgegenwirken
Krahnen erklärt: „In unserem Modell wird die gesetzliche Haftung bis zu einem bestimmten Betrag auf nationaler Ebene geregelt, bei höheren Schäden übernimmt die europäische Rückversicherung bis zu der gesetzlichen Obergrenze von 100.000 Euro. Der berüchtigte ‚doom loop‘ von Bankenschwäche und Staatsfinanzkrise kann so verhindert werden – und zudem können den nationalen Erstversicherungen wenn nötig auch Liquiditätshilfen gewährt werden.“
Die Finanzierung könnte über Mittel aus dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) erfolgen.
Die Aufsicht im EDRIS-Modell soll nach dem Subsidiaritätsprinzip geregelt werden: Erstversicherer überwachen „ihre“ Banken, legen risikoadäquate Prämien fest, und betreiben und verwalten nationalen Rettungsfonds. Zugleich werden die Erstversicherer vom europäischen Rückversicherer überwacht. Bei der Prämiensetzung von Erst-und Rückversicherung soll eine Differenzierung greifen, die Ausfallwahrscheinlichkeiten und zu erwartende Verluste nach Ländern und Kreditinstituten berücksichtigt.
Eine Rückversicherung, wie SAFE sie vorschlage, würde die Einlagenversicherer in einem europäischen Kontext disziplinieren. Das sei ein wichtiger Gestaltungsvorschlag, der einen Mehrwert erbringe: Mit der Prämiendifferenzierung könne Fehlanreizen entgegengewirkt und so letztlich auch Ländern Hilfe geboten werden, in denen beispielsweise ein ‚Bank Run‘ andere Banken mit zu Fall bringen würde, führt Jan Krahnen aus.
Themen:
LESEN SIE AUCH
SVB: Ein Weckruf für Europas Bankenregulierung
Der Fall der US-amerikanischen Silicon Valley Bank legt eine gravierende Inkonsistenz in der heutigen Bankenregulierung offen. Wie sich dieser Fehler durch kleine regulatorische Änderungen beheben lässt und damit Bank Runs verhindert werden können.
Institutssicherung für Sparkassen und Genossenschaftsbanken
BaFin plant Richtlinie gegen „Greenwashing“
Nullzins trotz EZB-Gewinn: Wie Sparkassen und Volksbanken ihre Sparer im Regen stehen lassen
Obwohl Banken bei der EZB 2,25 % für Einlagen erhalten, bieten 52 Institute ihren Kunden gar keine Verzinsung. Laut Verivox betrifft das vor allem Sparkassen und Volksbanken – bundesweite Anbieter sind seltener betroffen.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Goldpreis erreicht neuen Rekordwert
Der Goldpreis hat mit 3.600 US-Dollar je Feinunze ein neues Allzeithoch erreicht. Welche Faktoren die Rallye treiben – und warum Analystin Sarah Schalück von der apoBank den Trend noch lange nicht am Ende sieht.
Globale Renditeanstiege: Langläufer geraten unter Druck
Die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen steigen weltweit auf neue Höchststände. Der Kapitalmarkt signalisiert: Die Phase fiskalischer Schonung ist vorbei. Emissionsdruck, politische Unsicherheiten und strukturelle Zweifel an der Schuldentragfähigkeit erzwingen eine Neubewertung. Was Anleger jetzt erwarten – und Staaten herausfordert.
KI-Aktien: Ist der Hype überschritten – oder beginnt Europas Chance?
Die KI-Euphorie hat die Börsen im Griff – doch wie tragfähig sind die Bewertungen von Nvidia, Microsoft & Co.? Während US-Tech dominiert, eröffnen sich in Europa Chancen abseits des Rampenlichts. Mike Judith, Partner und Chief Sales Officer bei TEQ-Capital, ordnet den Markt ein – und zeigt, wo Anleger jetzt genau hinschauen sollten.
Depotbanken verwahren fast 3 Billionen Euro
Die Verwahrstellen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2025 fast 3 Billionen Euro für Fonds verwahrt – ein neuer Rekord. Doch hinter dem Wachstum steht auch eine deutliche Marktkonzentration: Fünf Anbieter dominieren fast 70 Prozent des Geschäfts.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.