Im Winterhalbjahr 2020/2021 hat die Geflügelpest in Deutschland besonders heftig grassiert. Die R+V Versicherung registriert mehr Schadenmeldungen von gewerblichen Tierhaltern als je zuvor. Besonders betroffen sind die Geflügelhalter in Niedersachsen, Thüringen und Baden-Württemberg.
Mehr als 350 Federviehhalter haben Deutschlands größtem landwirtschaftlichen Tierversicherer bisher Schäden gemeldet. Das sind rund 100 Fälle mehr als bei der bis dato größten Vogelgrippe-Welle 2016/2017.
Albert Ziegler, Agrar-Experte bei der R+V, sagt:
"So viele Betriebe wie in diesem Winterhalbjahr waren in Deutschland noch nie von der Vogelgrippe betroffen. Ursache ist eine hochansteckende Virus-Mutation."
Die Geflügelpest-Saison beginnt immer im Herbst, wenn die Zugvögel aufbrechen. Auf ihrer Route gen Süden verbreiten sie dann die Krankheit bei ihren Zwischenstopps in Deutschland.
Verluste für Züchter durch Maßnahmen zum Vogelgrippe-Virus
Werden infizierte Wildvögel tot aufgefunden, richten die Veterinärbehörden im Umkreis von mindestens drei Kilometern ein Sperrgebiet ein. Noch größer ist der Radius des Beobachtungsgebiets. Dann gilt sogar über dieses Gebiet hinaus ein Aufstallungsgebot, das Federvieh darf also nicht mehr im Freien gehalten werden.
Ziegler sagt:
"Die Bio- und Freilandhaltung bei Legehennen hat stark zugenommen. Werden die Hühner länger als 18 Wochen im Stall untergebracht, müssen die Eier als Bodenhaltung deklariert und billiger verkauft werden. Das führt zu Einbußen."
Große Verluste gibt es auch beim Mastvieh, vor allem bei der Putenzucht. In Sperrgebieten dürften die Bauern während dieser Zeit keine Jungtiere mehr aufziehen, weiß der R+V-Experte.
Finanzielle Einbußen führen zur Bedrohung von Existenzen
Wenn kranke Tiere getötet werden müssen, gibt es finanzielle Hilfe vom Staat. Für die Reinigung und Desinfektion der Ställe müssen die Landwirte aber selbst aufkommen. Auch der Einkommensverlust durch Leerstand wird ihnen nicht von staatlicher Seite ersetzt.
Für diese Saison ist mit einem Gesamtschaden von mehr als 20 Millionen Euro bei R+V-Kunden mit einer Ertragsschadenversicherung zu rechnen. Inzwischen hat sich die Lage normalisiert. Mit dem Frühjahrs-Vogelzug gen Norden im April/Mai endet die Vogelgrippe-Saison und somit werden kaum noch neue Schäden gemeldet.
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