Der Onlinehandel in Deutschland konnte laut Daten des Bundesverbandes E-Commerce und Versandhandel Deutschland (BEVH) auch im dritten Quartal 2020 sein überdurchschnittlich hohes Wachstum beibehalten und im Vergleich zum zweiten Quartal 2020 ein Umsatzplus von 13,3 Prozent erzielen.
Im Vergleich zum Vorjahr konnte der E-Commerce in den ersten neun Monaten 2020 insgesamt ein Umsatzwachstum von 10,6 Prozent auf 56.034 Millionen Euro erzielen.
Inklusive Umsatzsteuer konnte der Onlinehandel im dritten Quartal 2020 19.3000 Millionen Euro Umsatz erzielen. Gegenüber dem Vorjahresquartal mit 17.467 Millionen Euro Umsatz entspricht dies einem Wachstum von 12,3 Prozent. Der gesamte interaktive Handel, der neben dem E-Commerce noch klassische Kataloge umfasst, konnte im dritten Quartal 2020 19.650 Millionen Euro Umsatz erzielen. Der Onlinehandel hat beim interaktiven Handel also schon einen Marktanteil von 98,4 Prozent.
Christoph Wenk-Fischer, Hauptgeschäftsführer des BEVH:
„Obwohl seit Juli alle Läden wieder geöffnet haben, verlassen sich viele Verbraucher weiter auf die belastbaren Lieferstrukturen des Online- und Versandhandels. Im Vergleich der Vertriebskanäle ist erneut sichtbar geworden, dass die reinen Distanzhändler den größten Teil des Marktwachstums im E-Commerce an sich ziehen konnten.“
Möbel und Waren des täglichen Bedarfs mit hohem Wachstum
Das größte Umsatzwachstum während der Covid-19-Pandemie erzielte mit 34,0 Prozent die Warengruppe „täglicher Bedarf. Die darin enthaltenen Lebensmittel kamen sogar auf ein Plus von 52,9 Prozent. Diese Entwicklung führt dazu, dass neben dem Onlinehandel auch angeschlossene Brachen profitieren, die wie hier mit speziellen Kühltransportern und Expressdiensten die frischen Waren im manchen Regionen bereits innerhalb weniger Stunden ausliefern können.
Ein deutliches Umsatzplus von 19,5 Prozent verzeichnet außerdem der Cluster „Einrichtung“. Laut den Experten des BEVH profitieren Händler in diesem Bereich vor allen von den sinkenden Reiseausgaben, die stattdessen hauptsächlich in Haus- und Gartenmöbel investiert werden.
Auch der Cluster „Freizeit“ (DIY/Blumen, Spielwaren, Auto/Motorrad/Zubehör, Hobby/Freizeitartikel) erreichte im dritten Quartal 2020 mit 12,3 Prozent ein überdurchschnittliches Wachstum. Den größten Einfluss darauf hatten DIY-Produkte sowie Auto- und Motorradzubehör, bei denen der Umsatz um 17,5 Prozent beziehungsweise 14,4 Prozent gestiegen ist.
Video- und Musik-Downloads während Covid-19 beliebt
In einigen E-Commerce-Clustern sorgte Covid-19 aber auch für deutliche Umsatzeinbußen. Besonders stark betroffen waren digitale Dienstleistungen (Hotelbuchungen, elektronische Tickets, Downloads), die mit 1.700 Millionen Euro inklusive Umsatzsteuer nur ein Drittel des Vorjahreswertes erreichen konnten. Vor allen die Luftfahrtbranche wird dies laut dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e. V. (DLR) noch bis 2024 belasten.
Auch der Cluster „Unterhaltung“ hat sich mit einem Umsatzplus von nur 6,1 Prozent deutlich schlechter entwickelt als der Gesamtmarkt. Einzig Video- und Musik-Downloads konnte mit 18,7 Prozent ein signifikantes Umsatzplus erreichen, was laut dem BEVH daran liegt, dass diese von Verbrauchern als Alternative zu Kino- und Konzertbesuchen genutzt werden.
80 Milliarden Euro Jahresumsatz im E-Commerce
Bis zum Jahresende rechnet der BEVH mit einem Gesamtumsatz im E-Commerce von mindestens 80 Milliarden Euro. Diese Grenze wurde in Deutschland zuvor noch nicht gebrochen. Inklusive des klassischen Versandhandels prognostiziert der BEVK für den Interaktiven Handel mit physischen Produkten sogar einen Jahresumsatz von 82 Milliarden Euro.
Dies entspräche einem Umsatzwachstum von 10,0 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 100 Milliarden Euro sind laut Wenk-Fischer realistisch, sobald auch Reisen und Veranstaltungen wieder vermehrt online gebucht werden.
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