Für 25 Prozent der Entscheider von Banken und Versicherern ist Datensicherheit inzwischen ein zentraler Vorteil der Cloud-Nutzung. Die Finanzdienstleister versprechen sich mehr Sicherheit vor allem durch die gewonnene Transparenz und Ordnung auf den IT- und Prozesslandkarten. Das sind die Ergebnisse der Studie Potenzialanalyse Cloud in Europa von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut, für die 204 Entscheiderinnen und Entscheider sowie Führungskräfte aus verschiedenen Branchen befragt wurden.
Banken und Versicherer räumen im Zuge einer Cloud-Migration die eigene Organisation, die Abläufe und die IT-Anwendungslandschaft kräftig auf. Mehr Übersicht reduziert beispielsweise Risiken beim Identitäts- und Zugriffsmanagement sowie beim Einhalten von Datenschutzstandards. Torsten Sämann, Experte für IT-Infrastruktur von Sopra Steria sagt dazu:
"Die Gefahr von Sicherheitslücken und die eines Fehlverhaltens von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sinkt, wenn die Geschäftsabläufe, die Softwareanwendungen und die Infrastruktur exakt kartographiert und weniger komplex sind."
Cloud-Skepsis tief verwurzelt
Bislang gelten speziell so genannte Public Clouds als Unsicherheitsfaktor in der Branche. 60 Prozent der Manager von Finanzdienstleistern haben auch heute noch Bedenken, Daten unter anderem bei großen US-Konzernen oder Cloud-Anbietern aus Asien zu lagern. Die eigenen so genannten Mainframe-Rechner gelten als besser kontrollierbar. Deshalb unterstützen sie immer noch einen wesentlichen Teil des Kerngeschäfts der Finanzdienstleister. Bei Banken werden beispielsweise fast 90 Prozent aller Kreditkartenoperationen und 29 Milliarden Geldautomatenabhebungen weltweit über diese IT verarbeitet, zeigt eine Studie.
Die bislang verbreitete Cloud-Skepsis bei Banken und Versicherern hat einen Grund: Für Finanzdienstleister ist es überlebenswichtig, dass sie Daten ihrer Kunden immer maximal vor unbefugtem Zugriff schützen. Entsprechend groß ist die Zurückhaltung, ihre zwar schwerfälligen, aber stabilen Alt-Systeme durch Cloud-IT abzulösen. 58 Prozent der befragten Banken und Versicherer pochen bei Verhandlungen mit Anbietern auf eine transparente Sicherheitsarchitektur. Für 67 Prozent ist zudem eine Datenschutzkonformität nach EU-DSGVO-Standard entscheidend, so die Cloud-Studie von Sopra Steria.
Kulturwandel nötig
Die Anti-Cloud-Phalanx bröckelt allerdings. Dafür sorgt ein zunehmender Innovationsdruck auf Seiten der Finanzdienstleister und Entgegenkommen der großen Anbieter beim Datenschutz. Vor allem Banken drücken auf das Veränderungstempo. Großbanken und IT-Dienstleister der Finanzbranche kooperieren mittlerweile mit großen US-Cloud-Anbietern.
Der Austausch der technischen Infrastruktur wird allein allerdings nicht reichen. Aus den Mainframe-Teams der Unternehmen müssen sich Cloud-Teams formieren, die deutlich stärker in die fachliche Arbeit eingebunden sind. "Die Finanzbranche blickt auf Jahrzehnte mit weitestgehend abgeschotteten Kernbanksystemen zurück. Der Einsatz offener Cloud-Systeme geht für viele der Akteure mit einem radikalen Kulturwandel einher", sagt Torsten Sämann von Sopra Steria.
Über die Studie
Die Studie "Potenzialanalyse Cloud in Europa" von Sopra Steria und dem F.A.Z.-Institut gibt die Ergebnisse einer Befragung unter 204 Entscheidern und Führungskräften aus den Branchen Finanzdienstleistungen, verarbeitendes Gewerbe, öffentliche Verwaltung und Versorgung sowie Telekommunikation und Medien wieder. Im Mai und Juni 2020 wurde danach gefragt, welche Cloud-Lösungen sie nutzen, welche Vorteile und Hindernisse sie sehen und wie sie zu Gaia-X stehen.
Themen:
LESEN SIE AUCH
W&W-Gruppe verbessert 2023 ihre Marktpositionen
Ein starkes Wachstum über Marktdurchschnitt bei der Bausparkasse sowie der Sach- und Lebensversicherung trägt in 2023 zum guten Neugeschäft bei. Der Gewinn nach HGB steigt um rund 10 Prozent auf 131,7 Mio. Euro und ermöglicht eine Dividendenkontinuität.
Vorläufige Zahlen 2023: SV SparkassenVersicherung mit starkem Wachstum
Die SV blickt auf ein sehr gutes Geschäftsjahr in einem dynamischen und herausfordernden Umfeld zurück. Trotz globaler Unsicherheiten, einer schwierigen gesamtwirtschaftlichen Lage, hoher Inflation und Konsumzurückhaltung entwickelte sich die SV 2023 weiter positiv.
Bain-Studie: Versicherte wünschen sich mehr Hilfe um Risiken zu vermeiden
Rund 60 Prozent der Deutschen sind offen für Zusatzangebote ihrer Versicherung, um Schäden zu verhindern oder zu verringern. Besonders gewünscht sind Belohnungen für sicheres Fahren, Warnungen vor Bedrohungen des Eigenheims und Unterstützung bei der Ärztewahl.
R+V setzt auf Comeback der Altersvorsorge
Nach einem schwierigen Jahr 2022 zeigt sich die R+V Versicherung für das laufende Jahr vorsichtig optimistisch. Denn der Bedarf an Absicherung ist trotz des schwierigen Umfelds ungebrochen hoch, insbesondere durch Versorgungslücken in der Altersversorgung.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Lebensversicherung: ZZR-Rückflüsse bringen Spielraum
Zinsanstieg, ZZR-Rückflüsse und demografischer Wandel verändern das Geschäftsmodell der Lebensversicherer grundlegend. Die Branche steht finanziell stabil da – doch das Neugeschäft bleibt unter Druck.
Wiederanlage im Bestand: Versicherer verschenken Milliardenpotenzial
In Zeiten stagnierender Neugeschäftszahlen und hoher Leistungsabfüsse rückt der Versicherungsbestand zunehmend in den Fokus strategischer Überlegungen. Das gilt insbesondere für die Lebensversicherung: Dort schlummern ungenutzte Chancen, die Erträge stabilisieren und die Kundenbindung stärken könnten – wenn Versicherer systematisch auf Wiederanlage setzen würden. Der Text erschien zuerst im expertenReport 05/2025.
#GKVTag – Pflegeversicherung unter Reformdruck: Stabilität durch Solidarität
Drei Jahrzehnte Pflegeversicherung – eine sozialpolitische Erfolgsgeschichte mit strukturellen Rissen. Seit ihrer Einführung garantiert sie die Absicherung pflegebedürftiger Menschen und setzt dabei auf das Zusammenspiel von Solidarität und Eigenverantwortung. Doch mit wachsender Zahl Anspruchsberechtigter, einem Ausgabenvolumen von inzwischen 65 Milliarden Euro und einem Beitragssatz von 3,6 Prozent (zuzüglich Kinderlosenzuschlag) gerät das System an seine finanziellen Grenzen.
„Fünf Tierseuchen gleichzeitig – Tierhalter geraten weiter unter Druck“
Mit einem neuen Höchstwert von 96 Millionen Euro Schadenaufwand blickt die Vereinigte Tierversicherung (VTV) auf das bislang teuerste Jahr ihrer Geschichte zurück. Der Großteil der Schäden entstand durch Tierseuchen – allen voran durch die Blauzungenkrankheit, die allein 30 Millionen Euro kostete. Diese betraf 2024 vor allem Wiederkäuer-Bestände in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und Hessen. Die VTV ist Marktführer in der landwirtschaftlichen Tierversicherung und Teil der R+V Gruppe.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.