Im Niedrigzinsumfeld ist ein konsequentes Kostenmanagement in der Geldanlage wichtiger denn je. Überhöhte Gebühren können die ohnehin magere Rendite aufzehren. Wie Anleger Transparenz gewinnen und die Kosten auf ein angemessenes Niveau reduzieren.
Es ist eine Herausforderung, einen Überblick über die Kosten zu behalten. Für mehr Transparenz sorgen neuerdings sogenannte „Kostenausweise“. Der europäische Gesetzgeber verpflichtet Fondsanbieter und Kreditinstitute seit Frühjahr 2019, die gesamten Kosten einer Wertpapieranlage offenzulegen. Die jährlichen Kostenausweise schlüsseln für Anleger auf, welche Produkt- und Servicegebühren für ein Investment anfallen – sowohl bei Vertragsschluss als auch im Nachhinein.
Im aktuellen Zinsumfeld entwickeln immer mehr Anleger ein ausgeprägtes Kostenbewusstsein. Schließlich fressen hohe Gebühren die niedrigen Renditen förmlich auf. Kunden sollten die Gebührenreports eingehend studieren und auf Einsparpotenziale hin prüfen. Denn: Ein intelligentes Kostenmanagement verspricht ein Mehr an Rendite ohne zusätzliches Risiko.
Alle Kosten im Blick
Die neuen Kostenausweise öffnen vielen Anlegern die Augen. Viele Kunden erkennen erstmals, dass sie neben einer eventuell direkt anfallenden Beratungsgebühr weitere Male indirekt zur Kasse gebeten werden.
Je nach Anlage fallen zum Teil erhebliche Bestandsprovisionen, Produktkosten oder fremde Spesen an. Die Gebühren hängen dabei stark von der Depotgröße, den Anlageklassen und dem individuellen Anlageverhalten ab. Die jährliche Gesamtkostenquote liegt häufig zwischen 0,8 und 1,8 Prozent des Vermögens, in einigen Fällen sogar deutlich höher.
Die Transparenz der Kostenreports hat jedoch Grenzen. Unsicherheit bleibt bei Depots mit einem großen Anteil an ausländischen Wertpapieren. Zum einen beinhalten die Transaktionskosten mitunter versteckte Gebühren, zum anderen fallen bei Währungsgeschäften teils üppige Margen an. Insbesondere bei großen Vermögen ab 1 Million Euro sollten Anleger zudem prüfen, ob ihnen die Vermögensverwalter die von Fondsgesellschaften gezahlten Bestandsprovisionen weiterleiten und ob die Höhe der Bestandsvergütungen marktgerecht ist.
Grundsätzlich gilt: Alle Gebühren lassen sich letztendlich erst im Verhältnis zum Zielertrag beurteilen. Doch in den Kostenausweisen fehlt eine Berechnung der Nachkostenrendite auf Produktebene. Wer volle Kostentransparenz wünscht, sollte auf die Hilfe erfahrener, unabhängiger Honorarberater oder Family Offices zurückgreifen.
Sie analysieren die anfallenden Gebühren hinsichtlich ihrer Angemessenheit und Wirtschaftlichkeit. Zudem können die Spezialisten dem Anleger auch mögliche Alternativen zu einzelnen Investments und Umsetzungswegen aufzeigen – ohne die Risikostruktur zu verändern. Dabei behalten sie gleichzeitig auch alle individuellen Anforderungen, etwa in puncto Servicequalität, im Blick.
Einsparpotenziale konsequent nutzen
An der Kostenschraube können sowohl Klein- als auch Großanleger drehen. Die Einsparpotenziale hänge n sowohl vom Vermögensumfang als auch vom Anlageverhalten ab. Kunden können durch die Wahl einer Direktbank, eines Discountbrokers oder einer Fondsplattform deutliche Einsparungen gegenüber herkömmlichen Instituten erzielen.
Es sinken nicht nur die Depotgebühren, sondern auch die Transaktionskosten. Wer einen Discountbroker beauftragt, kann die Handelskosten bei einzelnen Aktien schnell halbieren. Bei einer Fondsplattform entfallen die Ausgabeaufschläge für Fonds unter Umständen komplett.
Hohe Einsparpotenziale bieten sich für Anleger, die viele aktive Fonds haben. Hierbei lohnt es sich zu prüfen, ob es alternative Wettbewerbsfonds oder günstigere Anteilsklassen gibt, die mit geringeren Gebühren versehen sind.
Sehr sinnvoll kann eine kostengünstige Beimischung von börsengehandelten Indexfonds (ETFs) sein. Insbesondere beim Einsatz hauseigener Fonds oder Dachfonds sollten Kunden achtsam sein. Hier droht häufig eine Kostenfalle in Form einer doppelten Gebührenbelastung aus dem Produkt und der Vermögensverwalter- oder Depotgebühr. Gute Anbieter rechnen die Fondskosten auf die eigenen Gebühren an.
Besonders groß ist der Handlungsbedarf bei vermögenden Anlegern. Sie schultern einen besonders hohen Kostenblock. Entsprechend groß sind hier aber auch die Sparmöglichkeiten. Mit steigendem Vermögen wachsen die Spielräume für individuelle Preisverhandlungen. Für vermögende Familien ist es ratsam, die Gesamtkundenbeziehung zu betonen. Wer clever argumentiert, kann die Sonderkonditionen der Eltern auch auf die kleinteiligen Depots der Kinder durchsetzen.
Rendite merklich erhöhen
Ein konsequentes Kostenmanagement ist das Gebot der Stunde. Sparen um jeden Preis indes ist fehl am Platz. Anleger sollten auch ihre individuellen Bedürfnisse nicht außer Acht lassen. Persönliche Ansprechpartner, ein globales Filialnetz oder Zusatzleistungen wie die Verwahrung von Edelmetallen können für einen traditionellen Anbieter sprechen. Zusätzliche Services können für den Anleger ein wichtiger Mehrwert sein, der leicht erhöhte Gebühren rechtfertigt.
Die Kosten der Vermögensverwaltung variieren sehr stark. Kostenbewusste Anleger können die Gebühren der Geldanlage um 0,25 bis zu 0,5 Prozent pro Jahr senken, ohne an der eigentlichen Anlage- und Risikostruktur etwas zu verändern. Je vermögender die Anleger sind, desto größer sind die Sparpotenziale. Ratsam ist ein systematisches Vorgehen, am besten mit fachkundiger Unterstützung durch Spezialisten (siehe Infokasten „Raus aus der Gebührenfalle“).
Die Kosten für einen unabhängigen, fachkundigen Berater liegen oftmals deutlich unter der Einsparung, die bereits im ersten Jahr realisierbar ist. Auf eine eingehende Kostenanalyse sollten eine Optimierung des Portfolios und bei Bedarf eine Verschlankung des Set-ups folgen. Auf diese Weise können Anleger ihre jährliche Rendite deutlich steigern, ohne ein zusätzliches Risiko einzugehen.
Überhöhte Kosten vermeiden1. Kosten analysieren: Kostenersparnisse machen in der heutigen Zeit einen guten Teil der zu erwartenden Rendite aus. Anleger sollten mit fachkundiger Hilfe klären, wo versteckte Gebühren lauern und ob die Kosten im richtigen Verhältnis zum Nutzen stehen. 2. Portfolio optimieren: Einige Investments verursachen ungeahnt hohe Zusatzkosten. Eine kritische Prüfung der Finanzprodukte und des Transaktionsverhaltens eröffnet vielfach erhebliche Einsparpotenziale. 3. Set-up verschlanken: Ist die bisherige Organisation der Vermögensverwaltung noch zeitgemäß? Durch gebündelte Leistungen und eine geschickte Partnerwahl können Anleger weitere Einsparungen erzielen. |
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