Cash-Reserven sinnvoll anlegen

Das anhaltende Zinstief erhöht den Handlungsdruck für Kapitalanleger. Dies gilt auch für viele Unternehmen, die hohe Cash-Reserven auf Tages- oder Festgeldkonten parken. Gefragt sind jetzt robuste Anlagestrategien, die alle Eventualitäten berücksichtigen.

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Die Niedrigzinsphase stellt Kapitalanleger auf eine harte Geduldsprobe. Rasant steigende Einkaufspreise bei Immobilien und sinkende Renditen bei sicheren Anleihen verschärfen die Situation. Gleichzeitig wächst für viele Anleger der Handlungsdruck, denn es drohen negative Zinsen auf hohe Einlagen. Dies gilt nicht nur für Vorsorgeeinrichtungen und Stiftungen, sondern auch für Verbraucher und Unternehmen.

Aktionismus indes ist fehl am Platz. Übereifrige Zukäufe können mehr schaden als nutzen. Viele vermeintlich rentable Kapitalanlagen sind überteuert. Risikofaktoren werden klein geredet und nicht angemessen eingepreist. Anleger sollten gerade in unsicheren Märkten einen ruhigen Kopf bewahren und zuvorderst auf Risiko- und Kostenminimierung setzen. So reduzieren sie das Verlustrisiko und stehen in den Startlöchern, wenn sich wirklich attraktive Investmentchancen bieten.

Umdenken bei Cash-Reserven

Ulrich Voss, Leiter Bereich Kapitalmarkt, Tresono Family Office

Besonders groß ist der Handlungsdruck für Anleger, die über ein hohes liquides Kapitalvermögen verfügen.

Dazu zählen viele mittelständische Unternehmen, die Gelder in Millionenhöhe zur freien Verfügung haben. Traditionell parken Firmen ihre flüssigen Mittel auf dem Tages- oder Festgeldkonto.

Viele Kapitalanleger unterhalten Konten bei mehreren Instituten, um ihre Einlagen zu verteilen und somit abzusichern. Was oft als Zwischenlösung gedacht war, ist für viele Anleger zur lästigen Dauerlösung geworden. Eine Vielzahl von Konten erschwert den Finanzüberblick und verursacht einen erheblichen Mehraufwand nicht nur bei der Bonitätsprüfung. Unterschiedliche Logins, Menüführungen und TAN-Verfahren rauben viel Zeit und Nerven.

Neben einem erhöhten Verwaltungsaufwand steigt auch der Kostendruck. Viele Banken und Sparkassen erheben Strafzinsen für hohe Einlagen. Statt einer bescheidenen Rendite fallen unter Umständen hohe Zusatzkosten an. Dies zwingt immer mehr Kapitalanleger zum Umdenken.

Wer sein liquides Kapitalvermögen bewahren möchte, kann nicht länger untätig bleiben. Nominalwerte wie Tagesgelder können aktuell nicht einmal Inflationsverluste auffangen. Nur Realwerte wie Aktien tragen dazu bei, langfristig die Kaufkraft des Vermögens zu erhalten. Bei liquiden Mitteln wird in den kommenden Jahren kein Weg an Aktien vorbeiführen. Wer vorab ein Risikobudget definiert, braucht Kursschwankungen nicht zu fürchten. Je länger der Anlagehorizont ist, desto geringer wird das Verlustrisiko, wie langfristige Studien belegen.

Wichtig ist ein gut strukturiertes Aktiendepot, das durch hochliquide Werte jederzeit auch handelbar ist. Sinnvoll ist die Investition in Aktien von Unternehmen, die Konsumgüter des täglichen Bedarfs produzieren und damit wiederkehrende Umsätze und Gewinne generieren. Wer selbst nicht aktiv werden möchte, sollte einen börsengehandelten Indexfonds oder einen erfahrenen Fondsmanager auswählen.

Alle Risiken im Blick

In Zeiten von Niedrigzinsen sollten viele Kapitalanleger ihre Erwartungshaltung überdenken. Hohe Preise, Kosten und Risiken schmälern die ohnehin geringen Renditen. Schnell werden Anlagen unter dem Strich zu Verlustbringern.

Gefragt sind robuste Anlagestrategien, die alle denkbaren Risikoszenarien berücksichtigen und den Einfluss kritischer Faktoren begrenzen.

Die Effekte der Geldpolitik verzerren die Märkte. Viele etablierte Bewertungsmethoden funktionieren nicht mehr richtig und sind fragwürdig. Risiken lauern auf verschiedenen Ebenen, von Hyperinflation durch die globale Notenbankpolitik über geopolitische Verwerfungen und Regierungswechsel bis hin zur Staatsverschuldung. Einige Risiken kündigen sich an und werden immer größer. Besonders gefährlich aber sind alle Risiken, die sich im Vorfeld nicht abzeichnen und quasi über Nacht hereinbrechen können, wie etwa geopolitische Einflüsse oder Währungseffekte. Anlegern bleibt im Fall der Fälle keine Zeit um gegenzusteuern.

Ein professionelles Risikomanagement ist unerlässlich. Auch wenn die Eintrittswahrscheinlichkeit vieler Risiken sehr gering ist. Sind ihre Auswirkungen elementar, sollten Anleger sie in jedem Fall absichern. Dazu zählen nicht nur nominale und reale Risiken, sondern auch strukturelle Veränderungen. Eine Risikobeurteilung fußt prinzipiell auf der Multiplikation der Eintrittswahrscheinlichkeit und des Schadensausmaßes. Damit ähnelt eine vorausschauende Anlagestrategie einer Risikolebensversicherung oder einer Gebäudebrandversicherung.

Anleger sollten in Szenarien denken und prüfen, wie sich negative Marktentwicklungen auf ihr Portfolio auswirken. Im Prinzip geht es darum, ein robustes Portfolio aufzubauen, das nicht nur den Normalfall, sondern insbesondere auch diverse Extremrisiken übersteht.

Das richtige Vorgehen

Viele Kapitalanleger entscheiden aus dem Bauch heraus. Spezialisierte Berater helfen dabei, die Finanzen strategisch auszurichten und alle Potenziale zu nutzen. Den Ausgangspunkt bildet eine detaillierte Bestandsaufnahme des Vermögens und der Verteilung auf die einzelnen Anlageklassen. Es ist zu klären, ob die Vermögensstruktur dem individuellen Bedürfnis des Anlegers nach Sicherheit, Flexibilität und Rendite Rechnung trägt.

Wichtig ist ein Fahrplan vom Ist- zum Soll-Portfolio. Eine Diversifikation des Vermögens sollte nicht übereilt erfolgen. Anleger sollten grundsätzlich langfristige Ziele verfolgen. So können sie zu einem günstigen Zeitpunkt kritische Anlagen abstoßen und um besser geeignete ersetzen.

Anleger sollten grundsätzlich das Renditepotenzial im Verhältnis zum eingegangenen Risiko betrachten. Ebenso sollten sie die Wechselwirkungen der verschiedenen Anlagen untereinander prüfen.

Gerade in einem Niedrigzinsumfeld ist ein konsequentes Risiko- und Kostenmanagement unerlässlich.

Risikoreiche Anlagen sollten als solche erkannt und im Vermögensmix nur punktuell beigemischt werden. Hohe Transaktions-, Vermittlungs- und Bestandsprovisionen sind kritisch zu hinterfragen.

Kapitalanlage: Alle Potenziale nutzen

  1. Vermögensstruktur prüfen: Statt kleinen Renditen nachzujagen, sollten Kapitalanleger besser langfristige Ziele verfolgen. Wichtig ist ein ausgewogener Mix aus Sach- und Geldwerten. Schwankende Aktienkurse sind ärgerlich, aber nur bedingt ein Risiko. Viel wichtiger ist es, das Vermögen dauerhaft zu erhalten und stetige Renditen zu erzielen.
  2. Risiken minimieren: Renditestarke Investments sind zurzeit deutlich überbewertet. Die damit verbundenen Risiken werden oft nicht angemessen eingepreist. Grundsätzlich sollten Anleger ihre Erwartungshaltung überdenken. In volatilen Märkten ist Risikominimierung wichtig als Gewinnmaximierung. Wer eine geringe Mehrrendite durch erheblich höhere Risiken etwa bei Bonitäten oder Laufzeiten einkauft, ist schlecht beraten.
  3. Kosten reduzieren: Hohe Kosten schmälern die ohnehin geringen Renditen. Nicht selten fallen erhebliche Transaktionskosten, Vermittlungsgebühren und Bestandsprovisionen an. Ein konsequentes Kostenmanagement ist das Gebot der Stunde. Kapitalanleger sollten ihre Konditionen und ihr Anlageverhalten auf überhöhte Kosten hin prüfen.

(Quelle: Tresono Family Office, www.tresono.de)

Der Autor Ulrich Voss leitet den Bereich Kapitalmarkt bei Tresono Family Office. Er analysiert den Kapitalmarkt und entwickelt effiziente Anlagestrategien für Großvermögen. Durch seine langjährige Berufserfahrung in der Vermögensverwaltung verfügt er über eine umfassende Expertise in allen Fragen der Kapitalanlage.

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