Für den vierten Ertragskraft-Garantie-Check hat die Rating-Agentur Assekurata von 74 Lebensversicherern verschiedene Kennzahlen zu Ertrag, Sicherheit und Bestand untersucht.
Die geänderte Berechnungsmethodik für die Zinszusatzreserve (Korridormethode) hat bei vielen Anbietern temporär zu einer Entlastung der Rechnungszinsanforderungen aus den Beständen und zu höheren Solvenzquoten geführt hat.
Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei Assekurata, erläutert:
„Die Korridormethode begrenzt den jährlichen Zuführungsbedarf zur ZZR, so dass die Anforderungen zur Bedienung und Stabilisierung der Altgarantien zeitlich gestreckt werden. Dies lässt sich an den Kennzahlen in der Studie nachvollziehen. So hatte die Branche im Jahr 2018 der ZZR dank Einführung der Korridormethode statt der ursprünglich von uns prognostizierten 15Mrd.€ nur 6 Mrd.€ zuführen müssen.“
Allerdings: Die aktuellen Zinsbedingungen am Kapitalmarkt dürften kurzfristig den Druck auf die Ertragskraft der Branche wieder deutlich erhöhen.
„Für 2019 rechnen wir mit einer ZZR-Zuführung von insgesamt 9 Mrd.€.“
Herausfordernde Kapitalanlagesituation bleibt
Mit Blick auf 2019 wird die Renditeanforderung an die Kapitalanlage steigen, was bedeutet, dass die Versicherer wieder höhere Kapitalanlageerträge erwirtschaften müssen, um einen Verlust beim Rohüberschuss zu vermeiden.
Lars Heermann sagt:
„Sollten die Zinsen so niedrig bleiben, wird dies auf Dauer nicht ohne neuerliche Bewertungsreserveauflösungen funktionieren.“
Ertragsanforderung abhängig von Bestandszusammensetzung
Für die branchenweit großen Unterschiede zwischen den Unternehmen ist insbesondere die Bestandszusammensetzung der Versicherer ursächlich.
Lars Heermann dazu:
„Unsere Analysen belegen, dass einige Lebensversicherer aufgrund ihrer Geschäftsstruktur stärker von der aktuellen Zinssituation betroffen sind als andere. Häuser mit viel überschussberechtigtem Altgeschäft schneiden in den Auswertungen meist schlechter ab. Während einzelne Anbieter selbst mit negativen Nettoverzinsungen noch hohe Gesamtüberschüsse erzielen würden, benötigen andere Renditen von drei Prozent und mehr, um nicht in die roten Zahlen zu laufen.“
EKG-Quote: Indikator für Finanzierbarkeit der Garantien
Beim Ertragskraft-Garantie-Check steht die Frage im Vordergrund, inwieweit die Lebensversicherer mit ihren Erträgen insgesamt in der Lage sind, die Garantien inklusive der ZZR zu finanzieren.
Dafür werden die wesentlichen Ertragskomponenten und Bilanzpuffer mit den Rechnungszinsen in Beziehung gesetzt und in einer Kennzahl (EKG-Quote) ausgedrückt.
Mit der gesunkenen Rechnungszinsanforderung ist im vergangenen Jahr bei nahezu allen Unternehmen die EKG-Quote gestiegen. Der Marktdurchschnitt von 418,26 Prozent im Jahr 2018 spiegelt insoweit eine gut vierfache Überdeckung der Rechnungszinsen wider.
Assekurata erwartet, dass für 2019 die EKG-Quote auf rund 400 Prozent absinkt. So würde das Ertragspotenzial der Branche theoretisch noch ausreichen, um die Rechnungszinsanforderungen im Geschäftsjahr 2019 rund vier Mal zu finanzieren.
Lars Heermann erklärt:
„Ein solcher Schritt würde aber die Überschussbeteiligung der Kunden massiv beeinträchtigen und gleicht daher einem Extremszenario. Gerade deshalb eignet sich die EKG-Quote aber als Standhaftigkeits-Kennziffer, welche die Ertragssituation von Lebensversicherern vergleichbar macht.“
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