Rente: Beitragserhöhung hätte wenig Auswirkung auf Wachstum und Beschäftigung

Dass die Rentenbeiträge steigen werden, erscheint längerfristig unvermeidlich. Doch sind höhere Ausgaben für die Rente ein Problem für die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland? Nein, ergibt eine neue Studie des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung.

(PDF)
Geldschein-79970611-FO-fotomekGeldschein-79970611-FO-fotomekfotomek / fotolia.com

Die Studie zeigt, dass eine Ausweitung der Finanzierung möglich ist, ohne Wirtschaftswachstum und Beschäftigung zu bremsen. Dies ergibt sich daraus, dass dann Menschen im Ruhestand insgesamt mehr Geld für ihren Konsum zur Verfügung haben. So geht keine Kaufkraft verloren, sondern sie wird zwischen Rentnern, aktiv Beschäftigten und Unternehmen umverteilt.

Die Ökonomen Dr. Fabian Lindner, Dr. Rudolf Zwiener und Dr. Florian Blank sowie Prof. Dr. Camille Logeay stützen ihre Untersuchung auf umfassende Berechnungen mit dem makroökonomischen Modell des IMK. Dies bildet die Verflechtungen der deutschen Gesamtwirtschaft Daten gestützt nach.

Keine Auswirkungen auf Wirtschaftswachstum

Da höhere Rentenbeiträge die Arbeitskosten steigern, wird nach allgemeiner Meinung damit die internationale Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Dadurch würde das Wirtschaftswachstum gebremst und so zu steigender Arbeitslosigkeit führen. Doch die Wissenschaftler haben berechnet, wie sich das Bruttoinlandsprodukt langfristig entwickelt, wenn die Beitragssätze um einen Prozentpunkt steigen. Das Ergebnis zeigt, dass es nahezu unverändert bleibt. Es würde sogar minimal um 0,3 Prozent höher ausfallen als ohne Erhöhung. Die Beschäftigungsentwicklung wäre nicht negativ betroffen.

Effekte heben sich gegenseitig auf

Auch wenn die Lohnstückkosten einerseits tatsächlich etwas höher ausfallen, kämen die höheren Beiträge andererseits einer großen Zahl von Rentnerinnen und Rentnern zugute. Diese hätten in der Summe mehr Geld zur Verfügung. Dies würde wiederum die Binnennachfrage stärken. So würden sich die verschiedenen Effekte gegenseitig aufheben.

Selbst wenn man einrechnet, dass die Reallöhne der Arbeitnehmer wegen ihres nun höheren Beitrags zur Rentenversicherung weniger stark zulegen, bleibt unter dem Strich eine leicht positive Wirkung für den Konsum. Steigen die Beitragssätze um mehr als einen Prozentpunkt, erhöhen sich die gesamtwirtschaftlichen Effekte proportional stärker.

Empfehlung der Forscher

Bei einer Erhöhung der direkten Steuern zur Stärkung der Rentenkasse, anstatt höherer Beiträge, wären die Folgen für das Wachstum ähnlich gering. Allerdings würden sich dann insbesondere die Nettolöhne pro Kopf etwas schlechter als bei einer Beitragssatzerhöhung entwickeln. Dies liegt daran, weil nun die Unternehmen weit weniger an der Finanzierung beteiligt werden würden.

Einen Vorteil hätten Zuschüsse aus Steuermitteln aber: Besserverdiener würden stärker belastet als im Falle der Beitragsfinanzierung und Beamte und Selbstständige würden einbezogen. Gesamtgesellschaftlich betrachtet könne dies „die notwendige Akzeptanz von steigenden Rentenausgaben erhöhen“.

Fazit der Ökonomen

Die steigenden Rentenausgaben sollten durch eine Kombination aus höheren Beitragssätzen und Steuermitteln finanziert werden. Dadurch seien „keine nennenswerten negativen Wachstums- und Beschäftigungseffekte“ zu befürchten. Zusätzlich sollten Selbstständige und Beamte schrittweise in die gesetzliche Rentenversicherung einbezogen werden, um die notwendigen Ausgaben auf mehr Schultern zu verteilen.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

chart downchart downpixelkorn – stock.adobe.com
Wirtschaft

Moderates Wirtschaftswachstum trotz Bankenturbulenzen

Durch die jüngsten Finanzmarktturbulenzen ist das Rezessionsrisiko für die deutsche Wirtschaft leicht gestiegen, bleibt aber auf niedrigem Niveau. Der nach dem Ampelsystem arbeitende IMK-Konjunkturindikator steht für den Zeitraum von April bis Ende Juni weiter auf „gelb-grün“.

Coronavirus, Mann schützt sich im Laden mit Atemmaske und HandsCoronavirus, Mann schützt sich im Laden mit Atemmaske und HandsWellnhofer Designs – stock.adobe.com
National

Arbeitskosten blieben in 2021 stabil

Durch Kurzarbeit und staatliche Unterstützungen ist es gelungen, zahlreiche Unternehmen und Arbeitsplätze in den Corona-Jahren zu retten. Indes haben sich die Arbeits- und die Lohnstückkosten stabil entwickelt. So gibt es bisher keine Anzeichen für eine Preis-Lohn-Spirale.

Abstract virtual analytics data spreadsheet on German flag and sunset sky background, analytics and analysis concept. MultiexposureAbstract virtual analytics data spreadsheet on German flag and sunset sky background, analytics and analysis concept. MultiexposurePixels Hunter – stock.adobe.com
Wirtschaft

IMK-Konjunkturindikator auf „gelb-grün“

Die Wahrscheinlichkeit, dass die deutsche Wirtschaft in nächster Zeit in eine Rezession gerät, ist in den vergangenen Wochen geringfügig gestiegen, bleibt aber auf relativ niedrigem Niveau. Für die Zeit von Anfang März bis Ende Mai beziffert der Konjunkturindikator dieses Risiko mit 23 Prozent.

Frankfurt-Sonnenaufgang-210531549-AS-tichrFrankfurt-Sonnenaufgang-210531549-AS-tichrtichr – stock.adobe.com
Wirtschaft

IMK-Konjunkturindikator wechselt auf „grün-gelb“

Die Wirtschaftsaussichten in Deutschland haben sich weiter aufgehellt. Dementsprechend ist die Rezessionswahrscheinlichkeit erneut gesunken - und zwar den vierten Monat in Folge. Zum ersten Mal seit Februar 2022 schaltet der Konjunkturindikator auf „moderates Wachstum“.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”
Ausgabe 03/25

„Im Vertrieb werden wir unsere Aktivitäten ausbauen und die Kapazitäten dafür verstärken”

Dr. Florian Sallmann
"Schema F gibt es nicht mehr"
Ausgabe 10/24

"Schema F gibt es nicht mehr"

Michael Schillinger & Andreas Bahr
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht