Die Verbraucherinnen und Verbraucher in der Bundesrepublik bezahlen ihre Einkäufe nach wie vor gerne in bar. Doch in den letzten Monaten haben kontaktloses Bezahlen und Bezahlmethoden über das Smartphone deutlich an Zuspruch gewonnen.
Laut einer Befragung der Strategieberatung Oliver Wyman steht dem Mobile Payment in Deutschland – auch dank Google Pay und Apple Pay – in diesem Jahr der Durchbruch bevor. So hat jeder vierte Befragte angegeben, dass er schon mindestens einmal mobil bezahlt hat. Gleichzeitig geht der Anteil an Bargeldtransaktionen weiter zurück.
Vincenzo Fiore, CEO bei Auriga, erklärt, wie mit Open Banking Vorbehalte gegenüber digitalen Bezahlmethoden aus dem Weg geräumt werden können.
Ist nur Bares Wahres?
Beide Bezahlmethoden haben ihre Vorteile. Wer mit Scheinen und Münzen bezahlt, hat die direkte Kostenkontrolle und kann auch in kleineren Geschäften, wie Bäckereien oder Kiosken, die keine elektronischen Zahlungsmethoden anbieten, einkaufen. Auch wenn die Tatsache, dass man mit Bargeld anonym Geschäfte abwickeln kann, von der Politik oftmals als Nachteil ausgelegt wird, ist das ein nicht zu leugnendes Plus von Bargeld. Wer mit Bargeld bezahlt, hinterlässt keine Daten, sodass die wachsende Informationsasymmetrie zwischen Verbrauchern und Unternehmen sowie zwischen Bürgern und Behörden vermindert wird.
Vincenzo Fiore, CEO bei Auriga, sagt:
„Verbraucher haben gute Gründe, sich über digitale Zahlungsmethoden Gedanken zu machen. Nicht nur, dass sie nicht wissen, in welcher Form ihre personenbezogenen Daten benutzt werden; schnell kann man auch Opfer eines Datendiebstahls werden.
Dank Open Banking beginnen die Verbraucher inzwischen jedoch, mehr Kontrolle und Verständnis über ihre Finanzen und ihre Bankdaten zu erlangen.“
Open Banking: Mehr Sicherheit beim digitalen Bezahlen
Kreditinstitute sollten ihre Kunden über die Möglichkeiten und Vorteile von Open Banking informieren. Insbesondere über die Schaffung eines neuen sicheren Umfelds und über die Gewährleistung der Rechenschaftspflicht und des Schutzes der Verbraucher vor Betrug. Um Datenschutzbedenken zu überwinden und das Vertrauen zu Open Banking aufzubauen, liegt es zudem an den Banken, ihr IT-Sicherheitsniveau genauer zu betrachten: Vincenzo Fiore dazu:
„Es muss eine End-to-End-Sicherheitslösung eingesetzt werden, die nicht nur eine starke Kundenauthentifizierung und -autorisierung bietet, sondern auch zuverlässige Identifikationen für eine kontinuierliche Kommunikation zwischen Banken, ihren Kunden und Dritten bietet. Darüber hinaus sind Public-Key-Infrastructure-(PKI)-Lösungen, die moderne Screening-, Schutz-, Präventions-, Erkennungs- und Reporting-Mechanismen nutzen, von essenzieller Bedeutung.“
Omnichannel: Verbraucher sollten die Wahl haben
Verbraucher entscheiden sich für die Bezahlmethode, die für sie am praktischsten ist. Für das mobile Bezahlen besteht aktuell ein enormes Wachstumspotenzial, da Banken die Online- und Mobile-Banking-Services kontinuierlich ausbauen und im Sinne des Open Banking neue Dienstleistungen einführen. Damit ermöglichen sie es, alle finanziellen Aktivitäten an einem Ort einzusehen und darauf zuzugreifen.
Es wird also nicht mehr lange dauern, bis die Mehrheit der Verbraucher digitale Bezahlmethoden als bequemer erachtet als Barzahlungen. Trotz dieser Entwicklung sollte man weiterhin die Wahl haben können, wie man bezahlen möchte und auch die Möglichkeit, keinen digitalen Fußabdruck zu hinterlassen.
Ganz gleich wie Verbraucher bezahlen möchten, mit einem ganzheitlichen Omnichannel-Ansatz können Finanzinstitute ihren Kunden ein nahtloses Erlebnis über alle Kanäle bieten. Neben dem Online und Mobile Banking sowie dem Filial- und SB-Automatennetz sollten deshalb auch digitale Bezahlmöglichkeiten als Teil der Omnichannel-Strategie betrachtet werden.
Themen:
LESEN SIE AUCH
Bankfiliale bleibt für Verbraucher wichtig
Nullzins trotz EZB-Gewinn: Wie Sparkassen und Volksbanken ihre Sparer im Regen stehen lassen
Obwohl Banken bei der EZB 2,25 % für Einlagen erhalten, bieten 52 Institute ihren Kunden gar keine Verzinsung. Laut Verivox betrifft das vor allem Sparkassen und Volksbanken – bundesweite Anbieter sind seltener betroffen.
Negativzinsen: Musterbrief soll helfen, Geld zurückzuholen
Banken durften Verwahrentgelte auf Spar- und Tagesgeldkonten nicht erheben, entschied der Bundesgerichtshof (BGH). Dennoch müssen Betroffene ihr Geld selbst zurückfordern – Banken sind nicht verpflichtet, Kunden aktiv zu informieren. Finanztip stellt dafür einen Musterbrief bereit.
Die Evolution der Digitalbanken: Auswirkungen auf traditionelle Banking-Modelle
Klassisches Banking mit Filialen, Vor-Ort-Berater:innen und einem meist sehr großen „Apparat“ im Hintergrund verliert immer mehr Kund:innen. Ein Grund dafür sind Digital- bzw. Neobanken – ähnliches Geschäftsmodell, völlig andere Herangehensweise.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Goldpreis erreicht neuen Rekordwert
Der Goldpreis hat mit 3.600 US-Dollar je Feinunze ein neues Allzeithoch erreicht. Welche Faktoren die Rallye treiben – und warum Analystin Sarah Schalück von der apoBank den Trend noch lange nicht am Ende sieht.
Globale Renditeanstiege: Langläufer geraten unter Druck
Die Renditen 30-jähriger Staatsanleihen steigen weltweit auf neue Höchststände. Der Kapitalmarkt signalisiert: Die Phase fiskalischer Schonung ist vorbei. Emissionsdruck, politische Unsicherheiten und strukturelle Zweifel an der Schuldentragfähigkeit erzwingen eine Neubewertung. Was Anleger jetzt erwarten – und Staaten herausfordert.
KI-Aktien: Ist der Hype überschritten – oder beginnt Europas Chance?
Die KI-Euphorie hat die Börsen im Griff – doch wie tragfähig sind die Bewertungen von Nvidia, Microsoft & Co.? Während US-Tech dominiert, eröffnen sich in Europa Chancen abseits des Rampenlichts. Mike Judith, Partner und Chief Sales Officer bei TEQ-Capital, ordnet den Markt ein – und zeigt, wo Anleger jetzt genau hinschauen sollten.
Depotbanken verwahren fast 3 Billionen Euro
Die Verwahrstellen in Deutschland haben im ersten Halbjahr 2025 fast 3 Billionen Euro für Fonds verwahrt – ein neuer Rekord. Doch hinter dem Wachstum steht auch eine deutliche Marktkonzentration: Fünf Anbieter dominieren fast 70 Prozent des Geschäfts.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.