In einer gemeinsamen Aktion haben Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe, Landeskriminalamt Baden-Württemberg und BaFin über 1.400 betrügerische Domains vom Netz genommen. Die Ermittler sprechen von einem der größten Schläge gegen international agierende Cyberkriminelle im Bereich des sogenannten Cybertrading-Fraud.
Operation „Herakles“ legt illegale Handelsplattformen still
Im Rahmen der Operation Herakles gelang es den Ermittlungsbehörden, die Infrastruktur professioneller Cyberkrimineller in großem Umfang zu zerschlagen. In enger Zusammenarbeit mit Europol, den bulgarischen Strafverfolgungsbehörden und der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wurden 1.406 betrügerische Domains beschlagnahmt und abgeschaltet.
Über diese Seiten wurden Verbraucherinnen und Verbraucher gezielt getäuscht, um sie zu vermeintlichen Investitionen auf manipulierten Handelsplattformen zu verleiten. Der Verdacht lautet auf Cybertrading-Betrug, also den Handel mit fiktiven Finanzinstrumenten über gefälschte Online-Plattformen.
„Durch die Maßnahmen wurden die kriminellen Akteure erheblich geschwächt“, heißt es in der Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft. Seit der Umleitung der Seiten auf behördliche Beschlagnahmeseiten Anfang Oktober seien bereits rund 866.000 Zugriffe registriert worden.
Cybercrime-Zentrum, LKA und BaFin kooperieren eng
Maßgeblich für den Erfolg war die enge Zusammenarbeit der beteiligten Institutionen. Die BaFin identifiziert regelmäßig verdächtige Domains, nimmt diese vom Netz und warnt über ihre Website vor nicht lizenzierten Handelsplattformen. Auf diese Weise konnten zahlreiche weitere Betrugsversuche verhindert werden. Auch in Zukunft wollen die Behörden „entschieden gegen Cybertrading und andere Formen der Online-Kriminalität“ vorgehen.
„Täter werden immer professioneller“
BaFin-Exekutivdirektorin Birgit Rodolphe, verantwortlich für Abwicklung und Geldwäscheprävention, warnt vor einer zunehmenden Professionalisierung der Täter:
„Die Beschlagnahme der Websites verdeutlicht das riesige Ausmaß des Betrugs über Online-Handelsplattformen. Die Täter werden dabei immer professioneller. Sie verwenden Künstliche Intelligenz, um illegale Websites wie am Fließband herzustellen und mit ihnen Anlegerinnen und Anleger in die Falle zu locken. Die Finanzaufsicht geht in enger Kooperation mit den Strafverfolgungsbehörden gegen diese unerlaubten Geschäfte vor.“
Betrug mit System
Beim Cybertrading-Fraud täuschen die Täter Handelsplattformen für Finanzinstrumente vor, auf denen Anleger hohe Gewinne erzielen sollen. Tatsächlich fließen die eingezahlten Gelder nie in eine echte Kapitalanlage, sondern werden direkt von den Betreibern vereinnahmt. Professionelle Callcenter im Ausland betreiben die Kundenkommunikation und verleiten Betroffene dazu, immer größere Summen zu investieren.
Laut den Behörden ist das Phänomen in den vergangenen Jahren zu einem Massenphänomen geworden. Seit einer ähnlichen Aktion im Juni 2025 wurden über 800 illegale Domains gesperrt – auf diese versuchten Nutzerinnen und Nutzer mehr als 20 Millionen Mal zuzugreifen.
Empfehlungen für Verbraucher
LKA, Cybercrime-Zentrum und BaFin raten zu besonderer Vorsicht bei vermeintlich lukrativen Online-Trading-Angeboten:
- Angebote genau prüfen und sich über den Anbieter informieren, bevor Geld überwiesen wird.
- Keine persönlichen Daten oder Ausweiskopien übermitteln.
- Nicht unter Zeitdruck handeln – seriöse Anbieter setzen keine Fristen.
- Bei Verdacht Anzeige erstatten und sich an Verbraucherzentralen oder die BaFin wenden.
Informationen zu typischen Betrugsmaschen und Warnlisten unseriöser Anbieter stellt die BaFin auf ihrer Website bereit.
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