Wirtschaft im Krisenmodus: Finanzentscheider fordern klare Entlastungen

Die deutsche Wirtschaft bleibt im Krisenmodus. Nach Pandemie, Krieg und Lieferkettenstörungen sorgt nun vor allem die globale Zollpolitik – ausgelöst durch die protektionistischen Signale von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump – für Unsicherheit. Der Index zur wirtschaftspolitischen Unsicherheit in Deutschland erreichte im April 2025 einen vorläufigen Höchststand. Das zeigt eine aktuelle Coface-Befragung unter 204 Finanzverantwortlichen in deutschen Unternehmen.

(PDF)
Die Krisenstimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt erhalten.Die Krisenstimmung in der deutschen Wirtschaft bleibt erhalten.DALL-E

Volatilität, Bürokratie und Protektionismus belasten den Standort

Besonders groß ist die Sorge über die anhaltende wirtschaftliche Volatilität (83 %), dicht gefolgt von Regulierungs- und Bürokratiekosten (79 %) sowie dem fortschreitenden internationalen Protektionismus (77 %). Katarzyna Kompowska, CEO von Coface für die Region Nordeuropa, ordnet die Ergebnisse ein: „Alle drei Faktoren spiegeln die strukturelle Unsicherheit und die Herausforderungen wider, mit denen Finanzentscheider konfrontiert sind. Die deutsche Wirtschaft tritt das dritte Jahr in Folge auf der Stelle – und die Umbrüche in der globalen Zollpolitik erschweren es zusätzlich, verlässliche Finanz- und Investitionsentscheidungen zu treffen.“
Dabei ist Deutschland nicht nur konjunkturell angeschlagen, sondern auch durch hausgemachte Strukturprobleme belastet: Nach Berechnungen des ifo Instituts verursacht die Bürokratie Jahr für Jahr rund 146 Milliarden Euro an entgangener Wirtschaftsleistung.

Erwartungen an die Bundesregierung: Entlastung vor Infrastruktur

Angesichts der Unsicherheiten richten sich klare Erwartungen an die neue schwarz-rote Bundesregierung. Ganz oben auf der Wunschliste der Befragten stehen Steuererleichterungen: 62 % fordern entsprechende Entlastungen. Dahinter folgen der Bürokratieabbau (59 %) und sinkende Energiekosten (50 %). „Die Forderung nach Steuerentlastungen ist ein klares Signal für den Wunsch nach mehr finanziellen Spielräumen. Der Ruf nach Bürokratieabbau und sinkenden Energiekosten unterstreicht ebenfalls die Belastungen, mit denen sich die deutsche Wirtschaft aktuell konfrontiert sieht“, erklärt Kompowska.
Überraschend: Während das 500-Milliarden-Euro-Infrastrukturpaket der Bundesregierung viel politisches Gewicht hat, halten es nur 40 % der Finanzverantwortlichen für prioritär.

Zur Umfrage:
Durchgeführt wurde die Erhebung vom Meinungsforschungsinstitut SMF Schleus Marktforschung GmbH im Auftrag von Coface. Befragungszeitraum war der 18. bis 24. März 2025. Befragt wurden 204 Finanzverantwortliche aus deutschen Unternehmen.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

adobe.stock
Wirtschaft

Kein Aufschwung in Sicht: Unternehmen streichen Stellen und kürzen Investitionen

Die Hoffnung auf wirtschaftliche Erholung schwindet: Eine aktuelle Befragung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) zeigt deutliche Zurückhaltung bei Investitionen und Personalplanung. Besonders die Industrie steht vor spürbaren Einschnitten.
Die Binnenwirtschaft ist im Aufwind, doch strukturelle Herausforderungen bleiben (Symbolbild).Die Binnenwirtschaft ist im Aufwind, doch strukturelle Herausforderungen bleiben (Symbolbild).DALL-E
Wirtschaft

Binnenwirtschaft im Aufwind, strukturelle Herausforderungen bleiben: Die Herbstprojektion 2025 im Kontext

Die Herbstprojektion 2025 der Bundesregierung deutet auf eine zaghafte Erholung hin – getragen von staatlichen Impulsen und einer stabilen Binnennachfrage. Doch trotz Wachstumsprognosen bleibt die deutsche Wirtschaft auf wackligem Fundament.
Wenn der Dollar die Welt regiert – und Zölle die Handelsströme bremsen.Wenn der Dollar die Welt regiert – und Zölle die Handelsströme bremsen.DALL-E
International

Allianz Trade: Handelskrieg bremst Weltwirtschaft

Der globale Welthandel steht vor einer spürbaren Abschwächung. Laut dem aktuellen „Economic Outlook“ von Allianz Trade wird der Handel mit Waren und Dienstleistungen im kommenden Jahr nur noch um 0,6 Prozent zulegen – nach plus zwei Prozent im Jahr 2025. Das entspricht einem Rückgang um rund zwei Drittel.
Katherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und EnergieKatherina Reiche, Bundesministerin für Wirtschaft und EnergiePresse- und Informationsamt der Bundesregierung
Politik

Bundesregierung beschließt Entlastungspaket: Stromsteuer sinkt, Netzentgelte werden bezuschusst

Das Bundeskabinett hat heute die vereinbarten weiteren Maßnahmen zur Senkung der Energiepreise beschlossen. Ziel ist es, sowohl private Haushalte als auch Unternehmen spürbar zu entlasten und zugleich die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland zu sichern.

Unsere Themen im Überblick

Informieren Sie sich über aktuelle Entwicklungen und Hintergründe aus zentralen Bereichen der Branche.

Themenwelt

Praxisnahe Beiträge zu zentralen Themen rund um Vorsorge, Sicherheit und Alltag.

Wirtschaft

Analysen, Meldungen und Hintergründe zu nationalen und internationalen Wirtschaftsthemen.

Management

Strategien, Tools und Trends für erfolgreiche Unternehmensführung.

Recht

Wichtige Urteile, Gesetzesänderungen und rechtliche Hintergründe im Überblick.

Finanzen

Neuigkeiten zu Märkten, Unternehmen und Produkten aus der Finanzwelt.

Assekuranz

Aktuelle Entwicklungen, Produkte und Unternehmensnews aus der Versicherungsbranche.

Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk

Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.

"Viele Eltern unterschätzen die finanziellen Folgen, wenn ihr Kind berufsunfähig wird."
Ausgabe 10/25

"Viele Eltern unterschätzen die finanziellen Folgen, wenn ihr Kind berufsunfähig wird."

Jens Göhner, Leiter Produktmanagement der Stuttgarter
"Unabhängigkeit hat viele Gesichter"
Ausgabe 07/25

"Unabhängigkeit hat viele Gesichter"

Was bedeutet Unabhängigkeit im Versicherungsvertrieb wirklich?
"Das Gesamtpaket muss stimmen"
Ausgabe 05/25

"Das Gesamtpaket muss stimmen"

Bernd Einmold & Sascha Bassir
Kostenlos

Alle Ausgaben entdecken

Blättern Sie durch unser digitales Archiv im Kiosk und lesen Sie alle bisherigen Ausgaben des ExpertenReports. Zur Kiosk-Übersicht