Element Insurance AG im Insolvenzverfahren: Was Versicherte jetzt wissen müssen

Das vorläufige Insolvenzverfahren, das die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht für den Versicherer Element Insurance AG beantragt hat, wirkt sich auch auf dessen Partner aus: Was bedeutet das für laufende Verträge, Schadensmeldungen und mögliche Alternativen? Ein Überblick über die Lage und den akuten Handlungsbedarf.

(PDF)
Die Zahlungsschwierigkeiten bei Element wirken sich auch auf die Partner des Versicherers aus.TheDigitalArtist / pixabay

Die Element Insurance AG ist im vorläufigen Insolvenzverfahren. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hatte den Antrag gestellt, nachdem das Unternehmen am 20. Dezember 2024 Überschuldung gemeldet hatte. Hauptursache für die finanzielle Schieflage war die Kündigung des wichtigsten Rückversicherers, wodurch die Zahlungsfähigkeit von Element massiv beeinträchtigt wurde. Die Insolvenz hat weitreichende Konsequenzen für Versicherungsnehmer und Kooperationspartner.

Bestehende Verträge: Weiterlauf mit Einschränkungen

Die Versicherungsverträge, bei denen Element als Risikoträger fungiert, laufen zunächst weiter. Dies betrifft insbesondere Sach- und Unfallversicherungen wie Wohngebäude-, Fahrrad-, Handy- und Unfallversicherungen. Neue Versicherungsverträge können jedoch nicht mehr abgeschlossen werden. Gleichzeitig bleibt der Versicherungsschutz eingeschränkt:

  • Schäden, die bereits gemeldet wurden oder künftig gemeldet werden, können nicht ausgezahlt werden.

Ansprüche aus Schäden werden ausschließlich im Insolvenzverfahren behandelt. Dabei kommt das Prinzip der quotalen Befriedigung zum Einsatz, was bedeutet, dass Schäden nur anteilig erstattet werden, sofern das Sicherungsvermögen der Element Insurance AG nicht ausreicht. Dies stellt vor allem bei Versicherungen mit hohen Schadenssummen – etwa bei Wohngebäudeversicherungen – ein erhebliches Problem für die Versicherten dar.

Kooperationspartner: Welche Unternehmen sind betroffen?

Element Insurance AG agierte als sogenannter White-Label-Versicherer oder Managing General Agent (MGA). Dies bedeutet, dass die Versicherungsprodukte von Partnerunternehmen entwickelt und vertrieben wurden, während Element im Hintergrund als Risikoträger agierte. Kunden haben daher häufig ihre Verträge über die Kooperationspartner abgeschlossen, ohne zu wissen, dass Element der eigentliche Risikoträger ist.

Zu den bekannten Partnern gehören:

  • Asspario Versicherungsdienst GmbH (z.B. Fahrradversicherung „AllRisk fair select“)
  • DEMA Deutsche Versicherungsmakler AG (z.B. Wohngebäudeversicherung „Exklusiv“)
  • Schutzgarant GmbH (z.B. Handyversicherung „HandySchutzbrief Basis“)
  • Manufaktur Augsburg GmbH (z. B. Unfallversicherung „Premium“)
  • Auto Protect
  • direkt-AS
  • Die Bayerische
  • Friday
  • hepster
  • Panda

Die betroffenen Versicherungsverträge können in den Vertragsunterlagen identifiziert werden – meist im Kleingedruckten. Versicherte sollten bei Unsicherheit ihren Kooperationspartner direkt kontaktieren, da dieser verpflichtet ist, über die Insolvenz zu informieren.

Handlungsbedarf für Versicherungsnehmer

Betroffene Kundinnen und Kunden sollten angesichts der Einschränkungen durch die Insolvenz aktiv werden, um Risiken zu minimieren:

  1. Unterlagen prüfen: Klären Sie anhand Ihrer Vertragsunterlagen oder durch Kontaktaufnahme mit Ihrem Kooperationspartner, ob Element der Risikoträger Ihrer Versicherung ist.
  2. Alternativen sichern: Für essenzielle Versicherungen wie Haftpflicht-, Wohngebäude- oder Unfallversicherungen sollten Sie schnellstmöglich eine neue Absicherung suchen.
    • Asspario Versicherungsdienst GmbH bietet zum Beispiel an, bestehende Fahrradversicherungstarife „AllRisk“ bei der Gegenseitigkeit Versicherung Oldenburg VVaG (GVO) zu einem neuen Risikoträger zu transferieren. Diese Lösung ist jedoch mit einer Beitragsanpassung von 20 % verbunden.
    • Andere Partnerunternehmen arbeiten ebenfalls an vergleichbaren Lösungen
  3. Kündigungsrechte prüfen:
    • Ein Sonderkündigungsrecht aufgrund der Insolvenz besteht nicht.
    • Einige Tarife, wie die Fahrrad- und Unfallversicherungen von Asspario, bieten jedoch tägliche Kündigungsoptionen.
    • Nach einem Schadensfall besteht in der Regel ebenfalls ein sofortiges Kündigungsrecht.

Versicherte sollten alle Kündigungsoptionen prüfen, um zügig zu einem alternativen Anbieter wechseln zu können.

Schadensmeldungen: Was passiert?

Schäden müssen weiterhin beim ursprünglichen Vertrags- oder Kooperationspartner gemeldet werden, da dieser für die Abwicklung verantwortlich bleibt. Allerdings gilt:

  • Auszahlungen finden nicht mehr statt.
  • Leistungsansprüche können erst nach der Eröffnung des Insolvenzverfahrens geltend gemacht werden.

Die Ansprüche der Versicherungsnehmer werden im Rahmen des Insolvenzverfahrens geprüft und aus dem Sicherungsvermögen bedient. Versicherungsansprüche haben zwar Vorrang vor anderen Gläubigern, doch ist ungewiss, ob die Mittel ausreichen, um die Ansprüche vollständig zu befriedigen.

Wie geht es mit Element weiter?

Der vorläufige Insolvenzverwalter Friedemann Schade erklärte, dass derzeit Gespräche mit der Geschäftsführung von Element sowie potenziellen Übernahmekandidaten laufen. Ziel sei es, bestehende Versicherungsverträge auf einen solventen Versicherer zu übertragen, um die Ansprüche der Kunden weiterhin zu sichern.

Falls keine Lösung gefunden wird, enden die Versicherungsverträge automatisch innerhalb eines Monats nach der endgültigen Eröffnung des Insolvenzverfahrens, die für Ende Februar 2025 erwartet wird. Versicherte werden dann offiziell über die Beendigung ihres Vertrags informiert.

Kundinnen und Kunden sollten jedoch nicht bis dahin warten und bereits jetzt aktiv nach neuen Versicherungslösungen suchen, um Schutzlücken zu vermeiden.

Welche Versicherungen sind nicht betroffen?

Die Insolvenz betrifft ausschließlich die Bereiche Schaden- und Unfallversicherung, für die Element eine Lizenz besitzt. Lebensversicherungen, wie Berufsunfähigkeits-, Renten- oder Risikolebensversicherungen, sind hingegen nicht betroffen. Element bot in diesen Bereichen keine Produkte an.

Zudem besteht für Lebensversicherungen ein gesetzlicher Insolvenzschutz. Im Fall einer Insolvenz würde der Sicherungsfonds der Versicherungswirtschaft, die Protektor AG, einspringen, um die garantierten Leistungen an die Versicherungsnehmer auszuzahlen.

Die Informationen in diesem Artikel zu den Kooperationspartner stammen aus Berichten von Stiftung Warentest, FOCUS Online und der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ), ergänzt durch offizielle Stellungnahmen der Kooperationspartner.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Element stellt Zahlungen für Schadenfälle ein, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter mit (Symbolbild).DALL-EElement stellt Zahlungen für Schadenfälle ein, teilte der vorläufige Insolvenzverwalter mit (Symbolbild).DALL-E
Unternehmen

Element-Insolvenz: Schadenzahlungen ausgesetzt

Nach der Insolvenz der ELEMENT Insurance AG steht die Zukunft des Versicherers auf dem Prüfstand. Der vorläufige Insolvenzverwalter Friedemann Schade klärt über mögliche Schritte und die Konsequenzen für Versicherte auf – darunter die Einstellung von Schadenfallzahlungen.

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat einen Insolvenzantrag gegen die Element Insurance AG gestellt.expertenReportDie Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat einen Insolvenzantrag gegen die Element Insurance AG gestellt.expertenReport
Unternehmen

Versicherer Element nach Verkaufssperre jetzt Insolvenzantrag

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat einen Insolvenzantrag gegen die Element Insurance AG gestellt. Damit zeichnet sich das Ende eines einstigen Hoffnungsträgers der deutschen Insurtech-Branche ab. Die Entwicklung ist nicht nur ein schwerer Rückschlag für Element selbst, sondern wirft auch ein Schlaglicht auf die strukturellen Herausforderungen der Insurtech-Landschaft in Deutschland.
Der Berliner Versicherer Element Insurance steht vor einer ernsthaften Bewährungsprobe.Foto: Presse Elements Insurance AGDer Berliner Versicherer Element Insurance steht vor einer ernsthaften Bewährungsprobe.Foto: Presse Elements Insurance AG
Unternehmen

Berliner Versicherer Element Insurance gerät in schwere Krise

Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) hat dem Unternehmen nach Informationen der Süddeutschen Zeitung (SZ) in der vergangenen Woche das Neugeschäft untersagt.

Startup and business goal concept with digital rocket illustration flying in space. 3D renderingStartup and business goal concept with digital rocket illustration flying in space. 3D renderingWho is Danny – stock.adobe.comStartup and business goal concept with digital rocket illustration flying in space. 3D renderingWho is Danny – stock.adobe.com
Unternehmen

Die Fintech-Szene in Deutschland: Experten-Interview mit Tobias Gillen

In Deutschland gibt es über 1.000 Fintechs. Neobroker, Neobanken und Start-ups haben im Finanzsektor inzwischen einen hohen Stellenwert. Tobias Gillen skizziert die Entwicklungen der Fintech-Szene.

Night cityNight citySergey Nivens - stock.adobe.comNight citySergey Nivens - stock.adobe.com
Assekuranz

FRIDAY und PKW.de bieten „One-Stop-Shop“-Lösung

FRIDAY ist ab sofort Versicherungspartner von PKW.de und trägt so dazu bei, eine „One-Stop-Shop“-Lösung für den Kunden zu schaffen: vom Online-Autokauf inklusive Abschluss der digitalen Autoversicherung bei FRIDAY bis zur Auslieferung des Fahrzeugs.

Frau-Fahrerin-287093816-AS-VitaliiFrau-Fahrerin-287093816-AS-VitaliiVitalii – stock.adobe.comFrau-Fahrerin-287093816-AS-VitaliiVitalii – stock.adobe.com
Flotte Fahrzeuge

Kfz-Versicherer: Wechselbereitschaft trotz hoher Kundenzufriedenheit

Um eine Kfz-Versicherung kommen Autobesitzer nicht herum und jeder kann von persönlichen Erfahrungen berichten. Dabei schneiden die Versicherer aus Sicht der Kunden aktuell gut ab, wie eine Befragung des Deutschen Instituts für Service-Qualität im Auftrag des Nachrichtensenders ntv zeigt. Dennoch ist ein Anbieterwechsel für viele Versicherten eine Option.

Mehr zum Thema

Die Hochwasserereignisse im Frühjahr und Sommer 2024 hatten besonders verheerende Auswirkungen in bestimmten Regionen Deutschlands.Foto: AdobestockDie Hochwasserereignisse im Frühjahr und Sommer 2024 hatten besonders verheerende Auswirkungen in bestimmten Regionen Deutschlands.Foto: Adobestock
Versicherung

Wetterextreme verursachen 2024 versicherte Schäden in Höhe von 5,5 Milliarden Euro

Die Belastung durch Wetterextreme bleibt für die deutsche Versicherungswirtschaft auch im Jahr 2024 ein zentrales Thema. Wie der GDV bekannt gab, summierten sich die durch Naturereignisse verursachten versicherten Schäden auf rund 5,5 Milliarden Euro.

DALL-EDALL-E
Versicherung

Allianz Schadenakte: Dinner for One

Die Allianz hat sich angeschaut, welchen Schaden Butler James in dem Sketch „Dinner for One“ anrichtet.

Alexander Lubbadeh, Operations Engineering Manager bei FMFMAlexander Lubbadeh, Operations Engineering Manager bei FMFM
Versicherung

4 wirksame Maßnahmen zur Minimierung des Brandrisikos in historischen Gebäuden

Historische Gebäude sind wahre Kulturschätze – doch sie bergen oft ein hohes Brandrisiko. Alexander Lubbadeh, Operations Engineering Manager bei FM, nennt in seinem Gastbeitrag vier Maßnahmen, die helfen, den Brandschutz in historischen Bauwerken zu verbessern.

neelam279 / pixabayneelam279 / pixabay
Versicherung

Kfz-Versicherung: Preise steigen weiter

Im Schnitt sind Kfz-Versicherungen aktuell 21 Prozent teurer als im Vorjahr. Das zeigt der Kfz-Versicherungsindex des Vergleichsportals Verivox.

Bad news. Depressed mature man holding paperBad news. Depressed mature man holding paperBad news. Depressed mature man holding paper
Versicherung

Prämienerhöhung der DKV zum 01.04.2024: was Betroffene tun können

Die größte private Krankenversicherung kündigt eine Beitragserhöhung von durchschnittlich 150 Euro monatlich an. Einige Kunden müssen ab dem 01.4.24 sogar über 200 Euro mehr im Monat bezahlen. Für viele stellt sich die Frage nach dem Verbleib im Tarif.

Verena-Breuning-2024-DRW-AcademyVerena-Breuning-2024-DRW-AcademyDR-WALTER GmbHVerena-Breuning-2024-DRW-AcademyDR-WALTER GmbH
Versicherung

DR-WALTER Academy für Weiterbildung und Qualifizierung gegründet

Der Experte für Reiseversicherungen und internationale Krankenversicherungen gründet die DR-WALTER Academy. Erstes Ziel ist die kontinuierliche Weiterentwicklung der eigenen Mitarbeitenden sicherzustellen.