Wie wohlhabend sind die Deutschen im EU-Vergleich?

Luxemburger verfügen im europäischen Vergleich im Mittel über die höchsten Nettoeinkommen, Bulgaren sind mit einer Quote von fast 23 Prozent besonders häufig armutsgefährdet und in der Slowakei ist das Einkommen am gleichmäßigsten verteilt: Das sind Ergebnisse einer neuen IW-Studie, die auf Basis von Haushaltsdaten von Eurostat die Einkommensverteilung EU-weit untersucht. Vor der EU-Osterweiterung vor zehn Jahren führten die skandinavischen Staaten regelmäßig die Gleichheitsrankings der EU an, heute sind die Einkommen in den osteuropäischen Ländern Slowakei, Slowenien und Tschechien besonders gleichmäßig verteilt.

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Darüber hinaus haben die Wissenschaftler betrachtet, wie hoch die Armutsgefährdung ist und wie viele Menschen zur Mittelschicht gehören – gemessen am mittleren Einkommen des jeweiligen Landes. So waren im Jahr 2021 nur zehn Prozent der Tschechen armutsgefährdet, europäischer Bestwert. Deutschland liegt hier mit 14,8 Prozent unter dem EU-Durchschnitt von 16,5 Prozent. Die größte Mittelschicht findet sich in der Slowakei mit 62 Prozent. Deutschland liegt im Mittelfeld: Hier beträgt der Bevölkerungsanteil in der Mittelschicht etwa 50 Prozent.

Kaufkraft verändert Einkommensverteilung

Berücksichtigt man die Kaufkraft – also wie viel die Menschen sich im Vergleich der EU-Länder für ihr Geld leisten können – verändert sich das Bild: Kaufkraftbereinigt gehören 60 Prozent der Luxemburger zur oberen Mittelschicht oder zu den relativ Reichen. Gemessen an diesem EU-weiten Maßstab zählen Ungarn und die Slowakei zu den Ländern mit dem höchsten Armutsrisiko. Auch in Deutschland verschiebt sich die Verteilung: Kaufkraftbereinigt halbiert sich die Armutsgefährdungsquote und der Anteil der relativ Einkommensreichen steigt von 3,7 auf 8,4 Prozent.

Deutschland ist im EU-Vergleich überdurchschnittlich wohlhabend

Deutschland zählt nach wie vor zu den einkommensstärksten Ländern Europas. „In den letzten Jahren konnten aber auch insbesondere die osteuropäischen EU-Länder starke Einkommenszuwächse verbuchen“ sagt IW-Expertin Judith Niehues. „Die Einkommen in Europa haben sich dadurch angenähert.“

Zur Methodik: Die Berechnungen stützen sich auf Daten der europaweit durchgeführten Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Für alle 27 EU-Länder liegen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Studie Einkommensdaten bis einschließlich 2021 vor. Alle Einkommen werden in Nettoäquivalenzeinkommen umgerechnet. Ob ein Land reich oder arm ist, ist eine Frage des Maßstabs. So bestimmt das mittlere Einkommen in einem Land, wo die Einkommensgrenzen verlaufen. Als relativ einkommensreich gilt gemäß IW-Definition, wer mehr als 250 Prozent des mittleren Einkommens verdient. Armutsgefährdet ist dagegen, wer weniger als 60 Prozent davon bezieht. Um die EU-Länder miteinander vergleichen zu können, haben die IW-Experten die nationalen Währungen mit Hilfe von Kaufkraftparitäten (KKP) in Kaufkraftstandards (KKS) umgerechnet (zur Vereinfachung wird von kaufkraftbereinigten Euro gesprochen). Mit einem KKS können sich Menschen in allen Ländern theoretisch die gleiche Menge an Waren und Dienstleistungen kaufen.

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