Inflationsfolgen: Konjunkturabschwächung drückt anhaltend auf Geschäftserwartung

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2024 bleibt für Kleinst- und Kleinunternehmer in Deutschland herausfordernd. Sie fürchten weiterhin die Inflation und ihre Nebenwirkungen. Das zeigt eine Studie von Finanzchef24, Deutschlands führendem Absicherungsspezialisten für Freiberufler und KMUs.

Laut der im September 2023 durchgeführten Erhebung unter mehr als 750 Kleinst- und Kleinunternehmern erwarten 75 Prozent aller Befragten, dass die Geldentwertung und ihre Folgen ihr Geschäft im laufenden Jahr stark beeinflussen. Zwar hat die Inflation zuletzt nachgelassen, doch die Auswirkungen haben Kleinunternehmer bereits vor knapp sechs Monaten richtig vorhergesehen: Deutschland hat sich zu einem Schlusslicht beim Wirtschaftswachstum in Europa entwickelt. So schlägt die straffe Geldpolitik der Währungshüter aktuell voll auf die Wirtschaft durch und das Wirtschaftswachstum wurde zuletzt für 2024 mit nur 0,6 Prozent prognostiziert. Damit verschlechtern die inflationsbedingten Folgen die ohnehin schwierigen Rahmenbedingungen infolge Reformstau und nachhaltigem Umbau noch einmal deutlich. Dennoch hofft der Mittelstand auf eine Wirtschaftserholung in 2024: 34 Prozent der Befragten erwarten Effekte durch eine anziehende Konjunktur.

Kleinunternehmer in Deutschland vor wirtschaftlichen Herausforderungen: Konjunkturängste und steigende Kosten belasten Selbstständige

Mit 3,2 Millionen Freiberuflern sowie Soloselbstständigen in Deutschland repräsentieren diese Gruppen zusammen mit ihren Familienangehörigen und Angestellten mehr als 10 Millionen Arbeitsplätze. "Von Friseuren über Gastronomen bis hin zu Händlern – Kleinunternehmer und Selbstständige sehen sich sowohl mit gestiegenen Herstellungskosten als auch mit einer abnehmenden Kaufkraft konfrontiert", erklärt Payam Rezvanian, Mitglied der Geschäftsleitung bei Finanzchef24. 52 Prozent der Befragten und damit jeder zweite Selbstständige glaubt, dass sich eine Konjunkturabschwächung beziehungsweise Rezession auf die eigene Unternehmung auswirkt. Damit hat sich der Konjunkturausblick der Freiberufler in den letzten drei Jahren deutlich eingetrübt. Im Coronajahr 2021 erwarteten bei der von Finanzchef24 durchgeführten Erhebung gerade einmal 19 Prozent eine Konjunkturabschwächung, 2022 waren es bereits 47 Prozent. Auf die Frage, wovor Unternehmen in diesem Jahr Angst haben, antworten mittlerweile 41 Prozent „vor einem Absturz der Wirtschaft (Rezession/Deindustrialisierung)“.

Inflationsfolgen bestimmen in vielen Branchen das Geschäft

So sehr sich die Branchen unterscheiden, so sehr eint die meisten Kleinstunternehmen und Selbstständigen, was sie als geschäftsbeeinflussend einstufen. Die unterschiedlichen Branchenvertreter sind sich einig, dass neben der Inflation vor allem steigende Lebenshaltungskosten und Betriebsnebenkosten ihre Geschäftsentwicklung dominieren. Wie stark sich die Geldentwertung auf das Geschäft auswirkt, wird unterschiedlich beurteilt.

Bau- und Handwerk: 69 Prozent der Befragten aus der Bau- und Handwerksbranche sehen steigende Betriebskosten auf Platz eins, höhere Energiepreise sehen sie auf Platz zwei mit 57 Prozent und politische Unberechenbarkeit auf Platz drei mit 54 Prozent.

Beauty– und Lifestyle: Ganz anders in der Beauty– und Lifestylebranche. Hier befürchten viele Kleinstunternehmer: Wenn Kunden beim Wocheneinkauf mehr zahlen müssen, werden sie beim Friseur, bei der Kosmetik oder Wellness-Anwendungen sparen. Viele Dienstleister haben bereits die Preise erhöht, um gestiegene Kosten zumindest teilweise weiterzugeben. In der Folge überlegen sich Kunden einmal mehr, ob sie das Intervall für ihren Salonbesuch verlängern. So erklären 90 Prozent in der Beauty– und Lifestylebranche, dass sich Inflation und steigende Lebenshaltungskosten im Geschäft bemerkbar machen – gefolgt von den steigenden Betriebsnebenkosten mit 75 Prozent und höheren Energiepreisen mit 59 Prozent.

Gastronomie: Für Befragte der Gastronomiebranche werden höhere Energiepreise und steigende Betriebsnebenkosten ebenfalls das Geschäft maßgeblich beeinflussen. Auch die Dienstleistungsbranche sieht die Inflation mit 74 Prozent auf Platz eins der dominierenden Faktoren, gefolgt von steigenden Betriebskosten mit 57 Prozent und höheren Energiepreisen mit 54 Prozent.
Handel: Bei Unternehmen aus der Handelsbranche ist Inflation mit 86 Prozent ebenfalls bestimmend sowie steigende Betriebskosten mit 72 Prozent und höhere Energiepreise mit jeweils 71 Prozent. Aber auch eine mögliche Rezession spielt für 66 Prozent eine Rolle, politische Unberechenbarkeit in der Handelsbranche ebenso.

Berater: Mit 54 Prozent sehen die Beratungsunternehmen das Thema Inflation etwas entspannter. 52 Prozent von ihnen erklären, die Rezession wird sich auf die Geschäftsentwicklung auswirken.

Ansichten von Frauen und Männern

Unterschiede zeigen sich ebenfalls in der Einschätzung zwischen Frauen und Männern, deren Geschäftsgröße sich zu 80 Prozent auf maximal zwei Mitarbeitende beläuft. Mit 82 Prozent sehen die Unternehmerinnen die Inflation, steigende Betriebsnebenkosten (62 Prozent) und höhere Energiepreise (61 Prozent) als bestimmende Faktoren ihres Geschäftes. Bei den männlichen Kollegen vertreten 71 Prozent die Meinung, dass die Inflation an erster Stelle steht, gefolgt von steigenden Betriebsnebenkosten (57 Prozent), höheren Energiepreisen (53 Prozent) und einer möglichen Rezession mit 52 Prozent.

Individueller Optimismus

Hoffnung auf eine Wirtschaftserholung gibt es dennoch. 34 Prozent sehen Effekte durch eine anziehende Konjunktur (2022: 33 Prozent). Zudem trauen sich viele der befragten Kleinunternehmer und Mittelständler zu, dem Sog zu entkommen. 14 Prozent beurteilen ihre persönliche Geschäftsentwicklung trotz Krisen und des aktuellen Umfelds als sehr gut. 2022 waren dies nur 12 Prozent. 38 Prozent erwarten immerhin noch eine gute eigene Geschäftsentwicklung – ebenfalls eine ganz leichte Steigerung gegenüber dem Vorjahr (2022: 37 Prozent). „Über die Hälfte blickt also optimistisch in die unternehmerische Zukunft,“ konstatiert Rezvanian.

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