Während der Corona-Pandemie folgten Großbanken der Anweisung der europäischen Bankenaufsicht und verzichteten darauf, Dividenden auszuschütten – mit langfristigen Folgen für das Engagement institutioneller Anleger, insbesondere von Fonds.
Die Europäische Zentralbank (EZB) rief im Rahmen des Einheitlichen Aufsichtsmechanismus („Single Supervisory Mechanism“, SSM) zu Beginn der Corona-Pandemie im März 2020 die europäischen Großbanken dazu auf, auf die Ausschüttung von Dividenden sowie auf Aktienrückkäufe zu verzichten. Damit sollte sichergestellt werden, dass die Geldinstitute auch während der Pandemie Unternehmen Kredite gewähren konnten und trotz drohender Kreditausfälle sicher durch die Krise kamen.
Dass dieser Verzicht auf die Dividendenausschüttung längerfristige Folgen für das Engagement von Fonds bei diesen Banken hatte, zeigt eine Analyse des Leibniz-Instituts für Finanzmarktforschung SAFE.
„Fonds haben ihren Besitzanteil an Großbanken nach der Ankündigung der Dividendenbeschränkungen auf längere Sicht zurückgefahren“, sagt Christian Mücke, Wissenschaftler in der SAFE-Forschungsabteilung „Financial Markets“ und Autor der Analyse. Demnach senkten Fonds im Zeitablauf der ersten strengen Restriktionen der europäischen Bankenaufsicht bis November 2020 ihre Aktienbeteiligung in Banken um 17 Prozent.
Dagegen zeigten andere institutionelle Investoren eher keine Reaktion. Im Juli 2021, als die Corona-Pandemie zunehmend eingedämmt wurde und sich die wirtschaftliche Lage entspannte, verkündete die EZB ein Auslaufen der Beschränkungen. Banken konnten daraufhin ab September wieder unbeschränkter Dividenden ausschütten. Jedoch kehrten selbst Ende 2021 die Fonds nicht auf ihr ursprüngliches Niveau der Anteile der Bankaktien zurück.
Fonds legen Wert auf Dividende
Die Ergebnisse des SAFE-Papiers legen nahe, dass Fonds ihr Engagement bei Banken zurückfahren, da sie auch in Zukunft mit Eingriffen seitens der Politik in die Ausschüttungspraxis der Banken rechnen. Denn wie die Studie zeigt, liegt bei Fonds, die in Banken investieren, der Fokus auf der Dividende: Eine Steigerung der Dividendenrendite um einen Prozentpunkt geht mit einer 9,9-prozentigen Erhöhung des durchschnittlichen Anteils von Fonds als Bankaktionären einher.
Laut SAFE-Studie empfiehlt es sich, in künftigen Krisen beim Beschluss ähnlicher Beschränkungen die Eigentümerstruktur des Bankensektors zu berücksichtigen. Denn wenn an Dividenden interessierte Fonds maßgebliche Anteile an Banken halten, führen Dividendenbeschränkungen zu einem starken Rückgang der Aktienbewertung dieser Banken.
Die SAFE-Analyse umfasst 50 Schweizer und europäische Großbanken sowie 5.467 Fonds und 1.831 institutionelle Anleger. Unter den institutionellen Anlegern von Banken sind Fonds nach wie vor die größten Anteilseigner.
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