Viele Deutsche liebäugeln mit der Selbständigkeit, sehnen sich nach Selbstverwirklichung an der Spitze eines Start-ups oder möchten ihr eigenes Hobby zum Beruf machen – was mit einer Unternehmensgründung ebenfalls gelingt. Aber die Hürden, die sich dabei auftun, sind nicht zu unterschätzen.
Unternehmensgründungen sind schwierig, risikobehaftet und zeitaufwändig
In Anbetracht dieser Umstände dürfte es wenig überraschen, dass der Gründerreport 2022 der DIHK ein starkes Abflachen der Gründeraktivität verzeichnet. Das ist nicht neu: Seit Jahren beklagen Branchenverbände die nahezu stetig rückläufige Zahl von Unternehmensfirmierungen, die mittlerweile in gravierendem Ausmaß unter den Zahlen während der Jahrtausendwende liegen. Selbst erfolgreiche Web-Projekte wie neue Online Casinos, die auf spielhallen.com gelistet sind, und die zunehmende Digitalisierung haben daran nichts geändert.
Aber liegt das nur am fehlenden Gründermut der Deutschen? In den Jahren 2010 bis 2019 galt die gute Konjunktur als Gründerbremse: Vielen Menschen ging es, nach eigenem Empfinden, in ihrem Arbeitnehmerjob gut, die Sicherheit wussten die Deutschen zu schätzen. Danach haben sich neue Hürden aufgetan: Erst die Corona-Pandemie mit den Lockdowns, danach ein rasant und stetig steigendes Zinsniveau. Damit wurde für die Gründung und Anfangszeit benötigtes Fremdkapital nicht nur teurer als zuvor, auch stellten die Banken höhere Anforderungen an ihre potenziellen Schuldner.
Eine große Hürde: Fehlendes Kapital und wenige Kapitalgeber
Aufgrund der in Deutschland immens hohen Steuer- und Abgabenlast fehlen bei vielen potenziellen Gründern eigene signifikante Rücklagen. Auf der anderen Seite macht das die ersten Mitarbeiter, in einer Zeit wo es geschäftlich mitunter noch nicht rund läuft, durch die hohen Arbeitgeberkosten teuer. Parallel dazu ist Deutschland kein Land der Risikokapitalgeber: Während sich jenseits des Atlantiks schnell VCs, Angel-Investoren und Co. finden lassen, die innovativen Ideen mit ihrem Kapital eine Chance geben, bleibt den Deutschen oft nur die Hausbank oder ein vergleichbares Kreditinstitut.
Das Land der Bürokratie
Deutschland liebt bekanntlich seine Bürokratie – und die ist, wie ebenso bekannt, vor allem langsam und behäbig. Ein Eintrag ins Handelsregister und eine Gewerbeanmeldung sind zwar relativ schnell erledigt, aber danach warten viele bürokratische Hürden, die von den hohen steuerlichen und Bilanzierungsanforderungen bis hin zu strikten Vorgaben und rechtlichen Fallstricken reichen. Wer dann noch so firmiert, dass er mit seinem Privatvermögen haftet, geht in Folge ein hohes Risiko ein. Wer hierzulande gründet, der kümmert sich als Erstes am besten um einen Rechtsbeistand und Steuerberater.
Fehlende Kenntnisse sind ein weiterer Umstand, der Unternehmensgründungen schwer gestaltet. Viele Deutsche wissen kaum, wie die eigene Einkommensteuererklärung funktioniert, geschweige denn können sie Bilanzen lesen oder wissen, welche Margen für einen ausreichend hohen Ertrag angesetzt werden sollten. Das wirtschaftliche und unternehmerische Verständnis wird nun einmal nicht in Schulen gelehrt und selbst Universitäten beschränken sich meist lediglich auf die reine Theorie.
Nicht grundlos hat sogar die Weltbank Deutschland öffentlich kritisiert. Diese rechnete damals aus, dass in den USA fünf Tage und sechs Behördengänge für eine Gründung nötig waren. In Deutschland waren es damals fünfzehn Tage und neun Behördenbesuche. Dabei rufen die Deutschen in allen Bereichen nach mehr Digitalisierung – auch in der Online-Schadenabwicklung.
Fazit: Keine etablierte "Kultur des Scheiterns"
Die abgelöste Regierung aus CDU und SPD ließ vor einigen Jahren in ihrem damaligen Koalitionspapier einen Vermerk festhalten, man wolle den "Mut zum Scheitern", der zur Gründung nötig ist, stärken. Getan hatte sich damals nichts, auch unter der aktuellen Ampel-Regierung nicht. Deshalb sind Unternehmensgründungen in Deutschland auch so schwer, wie kaum in einem anderen Land der westlichen Welt
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