Der Transformationsdruck in der Versicherungsbranche steigt stetig. Unternehmen stehen vor der Herausforderung, ihr Geschäftsmodell kontinuierlich zu modernisieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine aktuelle Publikation des InsurLab Germany und crossconsulting beschäftigt sich eingehend mit dem Status quo sowie mit Motiven und Methoden, mit denen Versicherungen Innovationen, insbesondere Geschäftsmodellinnovationen, aktuell angehen.
Die zugrunde liegende Studie des InsurLab Germany und crossconsulting, die einen zweistufigen empirischen Ansatz verfolgte, wurden zunächst mittels Desk Research insgesamt 94 Fälle von Geschäftsmodellinnovationen im deutschsprachigen Raum identifiziert, analysiert und kategorisiert.
Die Untersuchung fokussierte sich dabei auf Unternehmen, die strategische Investitionen tätigten, und berücksichtigte weder reine Kooperationen noch Start-ups, die nicht in Konzernstrukturen eingebunden waren. In einem zweiten Schritt wurden neun qualitative Interviews mit Expert*innen aus der Versicherungsbranche durchgeführt, um die Erkenntnisse zu vertiefen.
Große Mehrheit verfolgt inkrementelle Innovationsansätze
Die Studie ergab, dass eine Reihe von Versicherungsunternehmen aktiv an der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle arbeitet. „Dabei handelt es sich in den meisten Fällen – also bei 65 Prozent – um inkrementelle Ansätze, bei denen auf bestehenden Technologien, Produkten oder Prozessen aufgebaut wird“, erläutert Dr. Philipp Nolte, Senior Program Manager beim InsurLab Germany. „Radikale und disruptive Ansätze sind hingegen eher selten anzutreffen“.
Viele der untersuchten Ansätze verfolgen zudem eine eher pragmatisch orientierte und effizienzgetriebene Logik. „In zahlreichen Fällen wird darauf abgezielt, das bestehende Geschäftsmodell zu modernisieren und zu verteidigen“, ergänzt Roderich Lichter, Partner bei crossconsulting. „Wenig überraschend erfüllt daher fast die Hälfte der untersuchten Fälle – 49 Prozent, davon 40 Prozent Prozessinnovationen und 9 Prozent Produktinnovationen – trotz moderater Auslegung nicht die Kriterien für eine eigentliche Geschäftsmodellinnovation“.
Als interessant erwies sich jedoch, dass in über 75 Prozent der untersuchten Geschäftsmodellinnovationen Ökosystemansätze erkennbar sind, bei denen ergänzende Dienstleistungen rund um den Versicherungskern für Kund*innen geschaffen werden. Die Nutzung vorhandener Daten und die Kombination verschiedener Lösungsansätze spielen hierbei eine entscheidende Rolle für die Entwicklung wirklicher Geschäftsmodellinnovationen.
Notwendigkeit der Transformation und Innovationsbereitschaft
Die qualitativen Expert*inneninterviews zeigten, dass einige Versicherungen bereits fortgeschrittene organisationale Fähigkeiten zur Entwicklung von Geschäftsmodellinnovationen aufgebaut haben, wie Anna Kessler, Geschäftsführerin des InsurLab Germany, präzisiert: „Innovationen und Innovationsaktivitäten werden hier gezielt und strategisch innerhalb etablierter und erprobter Strukturen vorangetrieben.“
Dennoch bestehen deutliche Unterschiede hinsichtlich der Ausrichtung, des Fokus, der Vorgehensweise und des Reifegrads der Unternehmen. „Die Ergebnisse der Untersuchung bieten daher wertvolle Einblicke in die aktuellen Entwicklungen und zeigen auf, welche Ansätze und Strategien erfolgversprechend sind und wo es beim Thema Geschäftsmodellinnovation noch Entwicklungspotenzial gibt“, so Kessler.
Das Whitepaper zur Studie „Business Transformation in der Versicherungswirtschaft: Neue Impulse durch Geschäftsmodellinnovationen?!“ ist ab sofort kostenlos zum Download verfügbar.
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