Was die Deutschen über den Immobilienkauf denken

Interhyp hat 2023 erneut mehr als 1.000 Käuferinnen und Käufer sowie Immobilieninteressentinnen und -interessenten zu ihrer Wahrnehmung des Immobilienmarktes befragt. Nur 37 Prozent der Befragten rechnen sich die monatlichen Kosten für eine Finanzierung aus. Die Bereitschaft, die eigene Lebensqualität für höhere Finanzierungsraten einzuschränken, sinkt weiter.

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Die Umbrüche am Immobilienmarkt verunsichern die Menschen nach wie vor. In der aktuellen Leistbarkeitsstudie der Interhyp Gruppe, Deutschlands größtem Vermittler privater Baufinanzierungen, zeigt sich deutlich, in welchem Spannungsfeld die Menschen sich derzeit bewegen.

Die Bundesbürger sind einerseits sehr kompromissbereit, was Lage und Ausstattung angeht, gleichzeitig wollen sie sich für den Immobilienkauf nicht zu stark einschränken. Die Immobilienpreise werden als weniger abschreckend und der Markt als weniger leergefegt empfunden, aber letztlich bleibt die Angst vor der hohen finanziellen Belastung – wobei eben diese Angst häufig auf einem Bauchgefühl beruht.

Denn ob sie sich eine Immobilie leisten können oder nicht, rechnen sich nur die Wenigsten wirklich aus. „Der Markt ist herausfordernd, keine Frage, gleichzeitig bietet er den Menschen auch Chancen. Um diese nutzen zu können, müssen sie sich aber intensiv mit einem Immobilienkauf befassen und das Projekt durchrechnen. Und genau das machen nach wie vor zu wenige Interessentinnen und Interessenten“, sagt Jörg Utecht, Vorstandsvorsitzender der Interhyp Gruppe.

Bauchgefühl statt Fakten

Kann ich mir eine Immobilie leisten oder nicht? Bei dieser Frage verlassen sich die Immobiliensuchenden in Deutschland weiterhin auf ihr Bauchgefühl. Nur 37 Prozent der Befragten haben sich die monatlichen Finanzierungskosten ausgerechnet. Das sind vier Prozentpunkte weniger als im Vorjahr.

54 Prozent der Befragten orientieren sich hingegen an den Immobilienpreisen in ihrer Region. 49 Prozent nehmen ihr monatliches Einkommen als Grundlage für die Einschätzung und 31 Prozent orientieren sich an den gestiegenen Kreditzinsen. „Das sind natürlich alles Faktoren, die eine wichtige Rolle bei der Finanzierung spielen. Gleichzeitig ist eine Finanzierung immer sehr individuell, daher sollte man sich nicht sofort vom Zinsniveau oder den Durchschnittspreisen abschrecken lassen“, sagt Utecht.

Kompromissbereit ja, aber Urlaub muss noch drin sein

Die Lage und die eigenen Ansprüche: Bei beiden Punkten sind die Menschen im Vergleich zu 2022 deutlich kompromissbereiter geworden. Auf die Frage, wodurch der Immobilienerwerb möglich ist, antworteten 26 Prozent, dass sie weniger anspruchsvoll sind und sich zum Beispiel auch eine kleinere Immobilie kaufen würden. Zum Vergleich: 2022 sagten das 19 Prozent.

Bei der Lage würden 28 Prozent eine andere erwägen, als eigentlich geplant. Darüber hinaus spielt Eigenleistung nach wie vor eine wichtige Rolle: 41 Prozent gaben an, viel selbst machen zu wollen und dadurch zu sparen. 40 Prozent setzen auf einen Glückstreffer und 35 Prozent hoffen, durch hartnäckiges Suchen erfolgreich zu sein.

Trotz dieser hohen Kompromissbereitschaft hat jeder dritte angehende Immobilienkäufer den Immobilienkauf verschoben oder hinausgezögert. 2022 sagten das noch 29 Prozent. „So viele Kompromisse die Menschen zum Beispiel bei der Lage eingehen würden, gibt es dennoch bei vielen klare Grenzen, was die Einschränkungen angeht“, sagt Utecht.

Auf die Frage „Was führte dazu, dass Sie für den Immobilienkauf nicht mehr ausgeben wollen?“ sagten 54 Prozent: Ich bin nicht bereit, noch höhere Finanzierungskosten zu tragen und meine Lebensqualität dafür einzuschränken.“ 2022 sagten das noch 46 Prozent.

Ein Viertel der Befragten sagte, ihnen seien in der aktuellen Situation (Ukraine-Krieg, Inflation) die Unsicherheit beziehungsweise die monatliche Belastung zu groß. 39 Prozent fühlen sich mit so hohen Kreditsummen unwohl, weil sich Lebensumstände immer ändern können und die Hälfte der Befragten möchte nicht so lange einen Kredit abbezahlen.

Bestandsimmobilie ja, aber kein unsanierter Altbau

Welche Immobilie soll es nicht sein? Die Antwort ist eindeutig: Für 54 Prozent der Befragten kommt eine unsanierte Bestandsimmobilie mit hohem Energiebedarf nicht in Frage. Als Gründe geben die Menschen vor allem den hohen Aufwand für die Modernisierung, Dämmung und Instandhaltung an (65 Prozent) sowie die unkalkulierbaren Kosten für die Modernisierung (63 Prozent).

Gewünscht wird stattdessen ein energieeffizienter Neubau (88 Prozent), alternativ eine sanierte Bestandsimmobilie (93 Prozent). „Interessentinnen und Interessenten sollten unsanierte Bestandsimmobilien nicht grundsätzlich ausschließen. Unsere Daten zeigen, dass die Preise für solche Objekte von Q2 2022 zu Q1 2023 mit 9 Prozent am stärksten gefallen sind. Mit einem klaren Sanierungsplan kann so eine Immobilie gerade in einem herausfordernden Markt eine Chance für den Einstieg in den Immobilienmarkt sein“, sagt Utecht.

Ohne die Familie geht es nicht

160.000 Euro – so viel Eigenkapital haben die Kundinnen und Kunden von Interhyp 2022 durchschnittlich in ihre Finanzierung eingebracht. „Das können Menschen Anfang bis Ende 30 meist nur aufbringen, wenn beide Partner sehr viel verdienen oder Unterstützung von der Familie bekommen. Und dass man aus einer Familie kommt, die einem etwas vererben oder schenken kann, ist nicht selbstverständlich“, sagt Jörg Utecht.

Die Befragten der Leistbarkeitsstudie bestätigen das ein Drittel die Immobilie unter anderem mit geerbtem oder geschenktem Geld finanziert hat. Neben dem nötigen Eigenkapital sind staatliche Förderungen ein wichtiger Bestandteil für die Menschen. Jedoch hat das Vertrauen in diese Förderungen im vergangenen Jahr spürbar gelitten. Ein Viertel nennt bürokratische Hürden als Grund für das nachgelassene Vertrauen, für 23 Prozent liegt es an schlechten Konditionen.

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