Keine Frage, die Vorteile einer Multi-Cloud klingen gut: Flexibilität, Kosteneffizienz, Unabhängigkeit von Anbietern, Ausfallsicherheit, Nähe. All dies ist in der Regel auch gegeben. In der Praxis offenbaren sich jedoch auch einige Herausforderungen und Einschränkungen. Beispielsweise lassen sich Daten und Services nicht ohne Weiteres übergreifend verschieben und nutzen.
Es fehlt eine zentrale Plattform zur Steuerung. Doch das könnte sich jetzt dank der „Supercloud“ ändern. Patrick Paulsen, Engagement Manager Cyber Security DACH bei DIGITALL, und Pavel Stoychev, Engagement Manager bei DIGITALL, erklären, was es damit auf sich hat.
Laut dem Cloud-Monitor 2022 von KPGM nutzen mittlere 84 Prozent der deutschen Unternehmen Cloud-Computing. Dabei verfolgen immer mehr eine Multi-Cloud-Strategie. Gemeint ist damit, dass sie mehrere Clouds des gleichen Typs – also Public oder Private Cloud – von unterschiedlichen Anbietern nutzen.
Gute Gründe für die Cloud
Flexibilität: Es gibt nicht die eine Cloud, die für jede Aufgabe gleich gut geeignet ist. In einer Multi-Cloud-Umgebung können Unternehmen daher für jede Herausforderung genau die Cloud wählen, die den gewünschten Zweck am besten erfüllt.
Kosten: Mithilfe einer Multi-Cloud können Unternehmen ihre IT-Kosten senken, indem sie Cloud-Ressourcen nur nach Bedarf nutzen (und zahlen) und sich aus den verschiedenen Cloud-Angeboten einen möglichst kosteneffizienten Mix zusammenstellen.
Unabhängigkeit: Unternehmen sollten einen Vendor Lock-in unbedingt vermeiden. Denn dadurch können Probleme entstehen, etwa wenn die Qualität der Dienstleistungen des Anbieters nachlässt, dieser sein Angebot drastisch verändert oder seine Preise erhöht.
Ausfallsicherheit: Da Datenlasten, Workflows und Systeme flexibel auf mehrere Clouds verteilt werden können, sind Unternehmen im Falle eines Ausfalls einer Cloud abgesichert und können ihren Geschäftsbetrieb aufrechterhalten.
Nähe: Gerade wenn Mitarbeiter weltweit an unterschiedlichen Standorten arbeiten, kann es im Hinblick auf Performance und Verfügbarkeit von Vorteil sein, Workloads bei Cloud-Anbietern in ihrer Region zu hosten.
Die Supercloud: Multi-Cloud 2.0
Doch bei allen Vorteilen zeigen sich in der praktischen Anwendung auch einige Herausforderungen bei der Nutzung einer Multi-Cloud. Gerade die Orchestrierung der unterschiedlichen Dienste mitsamt der dorthin verlagerten Daten, Workloads und Systeme erweist sich oft als komplex und anspruchsvoll. Es fehlt – noch – eine Plattform oder ein Layer für die übergreifende und ganzheitliche Steuerung der Multi-Cloud-Umgebung. Denn die Supercloud soll genau das bieten.
Laut der Cornell University ist die Supercloud „eine Cloud-Architektur, die die Anwendungsmigration als Service über verschiedene Verfügbarkeitszonen oder Cloud-Anbieter hinweg ermöglicht. Die Supercloud bietet Schnittstellen für die Zuweisung, Migration und Einstellung von Ressourcen wie virtuellen Maschinen und Speichern und stellt ein homogenes Netzwerk zur Verbindung dieser Ressourcen bereit.“
Im Grunde soll die Supercloud Multi-Clouds standardisieren, als eine Art Betriebssystem für sie fungieren und ein einheitliches Interface bieten. So können wichtige Faktoren des Cloud-Betriebs zentral gesteuert und optimiert werden. Dazu zählen beispielsweise der Austausch von Daten, die Leistung und Sicherheit sowie die Kosten. Dies ermöglicht es Unternehmen, nicht länger über die Technologie nachzudenken, sondern sich darauf zu konzentrieren, wie sie Mehrwerte schaffen können.
Herausforderungen der Supercloud
Damit die Supercloud Realität werden kann, müssen allerdings noch verschiedene Hindernisse beseitigt werden. Insbesondere brauchen Nutzer eine übergreifende Identität über die unterschiedlichen Clouds hinweg, um Datensätze nach Belieben teilen und verschieben zu können – unabhängig davon, wo diese ursprünglich gespeichert waren. Dabei muss gleichzeitig sichergestellt werden, dass die Datensicherheit gewährleistet ist und die Datenherkunft und jegliche Veränderungen an den Daten dokumentiert werden.
Auch hinsichtlich der übergreifenden Sicherheit sind noch Fragen offen. Zwar haben die Cloud-Anbieter hochsichere Frameworks entwickelt, doch diese funktionieren nur in ihrer eigenen Umgebung. Die Supercloud ist jedoch nicht auf eine Cloud beschränkt, sondern verbindet mehrere miteinander. Es gibt allerdings keine einfache Möglichkeit, Sicherheitsstandards über mehrere Clouds hinweg zu integrieren.
Die Supercloud könnte die Silos in Multi-Cloud-Umgebungen auflösen und Nutzern einen effektiven Zugang zu Daten, Anwendungen, Workloads und Systemen über alle Clouds hinweg ermöglichen. Doch um dies zu erreichen, müssen Cloud-Anbieter und Unternehmen erst Antworten auf einige wichtige Fragen finden, insbesondere in Bezug auf Sicherheit und Bereitstellung.
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