Klimawandel (54 Prozent), Energieversorgung (41 Prozent) und gesellschaftliche Spannungen (40 Prozent) zählen für die deutsche Bevölkerung zu den drei größten Zukunftsrisiken. Das zeigt der diesjährige AXA Future Risks Report. Die globale Studie ermittelt die Wahrnehmung künftiger Risiken durch Expert*innen und in der breiten Öffentlichkeit.
Während die Auswirkungen des Klimawandels weltweit als drängendstes Problem gesehen werden, sind die Einschätzungen bezüglich anderer Risiken nicht so übereinstimmend.
Der diesjährige AXA Future Risks Report zeige eindrücklich, vor welchen Herausforderungen die Gesellschaft und damit auch die Versicherer stehen, kommentiert Thilo Schumacher, CEO AXA Deutschland, die Ergebnisse des Reports. Nur gemeinsam seien aktuelle und künftige Risiken zu managen. Risiken seien ermittelbar, um sie zu bewerten und mit entsprechende Lösungen zu finden. Zum Beispiel sei die AXA, so der CEO weiter, einer der wichtigsten Anbieter für die Absicherung erneuerbarer Energien, etwa von Windparks oder Photovoltaikanlagen.
Deutsche fürchten den Blackout
Die Krisen der letzten Monate haben in Deutschland ihre Spuren hinterlassen: So zeigen die Deutschen beim Thema Energieversorgung auch im internationalen Vergleich eine besondere Sensibilisierung. Während weltweit knapp ein Drittel (30 Prozent) der Befragten Energieversorgungsrisiken als ein Top-Zukunftsrisiko einschätzt, sind es in Deutschland mit 41 Prozent deutlich mehr. Die Deutschen wählen damit neben den Britinnen und Briten (45 Prozent) als Einzige Energieversorgungsrisiken auf den zweiten Platz der Top Ten Risiken. Auch unter den befragten deutschen Expert*innen liegen die Energieversorgungsrisiken weit oben, hier allerdings auf Platz drei.
Hinzu kommt, dass die Deutschen bei dem so wichtig eingeschätzten Thema Energieversorgung die Rolle der öffentlichen Behörden kritisch sehen: Rund drei Viertel (74 Prozent) der Befragten glauben nicht, dass die öffentlichen Behörden gut auf eine mögliche Energieversorgungskrise vorbereitet sind. Nur noch die Japaner*innen sehen mit 77 Prozent ihre Behörden ähnlich schlecht für die Bewältigung eines Energieversorgungsrisikos gerüstet. Weltweit sehen dies die Befragten mit 64 Prozent weniger kritisch.
Wenig Vertrauen in Krisenkompetenz
Auch anderen Akteuren wird zum Teil wenig Vertrauen entgegengebracht, wenn es darum geht, die Folgen möglicher Krisen zu begrenzen. Mit Blick auf öffentliche Institutionen, Wissenschaft oder Mitmenschen sind die Deutschen wenig zuversichtlich. Auf die Frage, welchen Gruppen man im Falle einer globalen Krise vertrauen würde, sind es in Deutschland insbesondere die Mitbürger*innen, die bei den Befragten wenig Vertrauensvorschuss genießen.
Nur 36 Prozent der Deutschen sehen ihre Mitmenschen gut für den Umgang mit neuen Krisen gerüstet. Deutschland weist damit im europäischen Vergleich sogar den niedrigsten Wert auf. Durchschnittlich vertrauen 45 Prozent der Europäer*innen in die Krisenkompetenz ihrer Mitbürger*innen, weltweit tun dies 49 Prozent. Besonders positiv bewerten die USA mit 54 Prozent sowie Marokko (63 Prozent) und Nigeria (66 Prozent) die Fähigkeiten ihrer Mitmenschen im Umgang mit Krisenszenarien.
Bei der Einschätzung, wie öffentliche Institutionen und Wissenschaft Krisen bewältigen, zeigt sich ein optimistischeres Bild. Mehr als die Hälfte der befragten Deutschen (55 Prozent) zeigt Vertrauen in die Krisenkompetenz von Polizei und Bundeswehr. Weltweit liegt das Vertrauen in die jeweiligen Länderinstitutionen jedoch noch höher. So haben weltweit rund zwei Drittel der Befragten (64 Prozent) Vertrauen in Polizei und Militär.
In ein gutes Krisenmanagement von Wissenschaftler*innen vertraut in Deutschland eine Mehrheit von 57 Prozent. Am unteren Ende der Skala finden sich die Japaner*innen, die mit 44 Prozent einen kritischeren Blick auf diese Berufsgruppe haben. Weltweit gesehen glauben 66 Prozent, dass die Wissenschaft in der Lage ist, die Auswirkungen von Krisen zu begrenzen.
„Die immer mehr und vor allem auch gleichzeitig auftretenden Krisensituationen haben auch die Deutschen offensichtlich sehr strapaziert. Das geringe Vertrauen in unser Krisenmanagement ist vor diesem Hintergrund erklärbar, aber gleichermaßen alarmierend. Ein dauerhaftes Gefühl der Hilflosigkeit bis hin zu einem erlebten Kontrollverlust kann den Zusammenhalt einer Gesellschaft enorm schwächen“, erklärt dazu die psychologische Psychotherapeutin Deniz Kirschbaum, die neben der Behandlung eigener Patient*innen Unternehmen in allen Fragen rund um psychische Gesundheit und Entwicklungen berät.
So sei es beinahe eine logische Konsequenz, dass die Deutschen „gesellschaftliche Spannungen“ auf Platz drei der möglichen künftigen Risiken setzen. Auch geben 57 Prozent der Befragten an, dass sie sich in Bezug auf gesellschaftliche Spannungen und damit verbundene Risiken deutlich verwundbarer fühlen.
Deutsche mit größtem Sicherheitsgefühl
Ungeachtet aller neuen Risiken und Zweifel fühlen sich die Deutschen im Großen und Ganzen weiterhin relativ sicher. Während weltweit 47 Prozent angeben, sich in ihrem alltäglichen Leben verwundbar zu fühlen, sind es in Deutschland mit 24 Prozent nur rund halb so viele. Im internationalen Vergleich hat Deutschland damit den niedrigsten Wert.
Über den AXA Future Risks Report
Der AXA Future Risks Report ermittelt jährlich die Wahrnehmung künftiger Risiken in einer Umfrage bei Expert*innen und in der breiten Öffentlichkeit durch eine bevölkerungsrepräsentative Befragung. Rund 4.500 Risikoexpert*innen aus 58 Ländern wurden dazu im Juni 2022 online interviewt.
Die Expert*innen-Gruppe setzt sich zusammen aus Expert*innen, Partnern, Kund*innen und Kolleg*innen von AXA mit einem fundierten Grundlagenwissen zu möglichen Risikoszenarien. Im selben Zeitraum wurden in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Ipsos in 15 Ländern rund 20.000 Personen repräsentativ online zu ihrer Wahrnehmung bezüglich künftiger Risiken befragt.
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