Neuer Index zur Berufsgesundheit in der Pflege

Die Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV Bund) haben zusammen den Berufsgesundheits-Index Pflege (BeGX) entwickelt.

(PDF)
Seniorin-Pflegekraft-420841574-AS-pikselstockSeniorin-Pflegekraft-420841574-AS-pikselstockpikselstock – stock.adobe.com

Wie steht es um Gesundheit und Arbeitssituation der Beschäftigten in der Pflege und wie wirken sich be- und entlastende Einflüsse darauf aus? Das soll der neue Index erfassen und vergleichbar machen. Mit dem BeGX wurde ein Instrument für ein Branchenmonitoring entwickelt, das erstmalig die Berufsgesundheit der Pflegenden ganzheitlich in den Blick nimmt, so BGW-Hauptgeschäftsführer Jörg Schudmann. Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger bekommen damit eine fundierte Datenbasis an die Hand und können konkrete Handlungsempfehlungen ableiten, ergänzt Brigitte Gross, Direktorin der DRV Bund.

BGW und DRV Bund werden in Zukunft jährlich einen Bericht zum BeGX Pflege veröffentlichen, der die Entwicklung dokumentiert. Claudia Moll, die Pflegebevollmächtigte der Bundesregierung begrüßt dies sehr: man habe endlich ein fortlaufendes Monitoring für Arbeitsbedingungen, Gesundheit und Image der Pflegebranche:

Solche Daten können der Politik dabei helfen, zukunftsweisende Entscheidungen zum Wohle der Mitarbeitenden und damit letztlich auch der zu versorgenden Menschen zu treffen.

Grundlage der Berechnung sind Daten aus vier Bereichen, die sich positiv oder negativ auf die Berufsgesundheit auswirken können:

  • Ressourcen (zum Beispiel Weiterbildung und Einkommenszufriedenheit)
  • Arbeitsbedingungen (zum Beispiel Überstunden und wechselnde Arbeitszeiten)
  • Arbeits- und Erwerbsfähigkeit (zum Beispiel Krankheitstage, Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten und Risiken der Erwerbsminderung)
  • Berufsansehen/Medien-Meinungsklima (Anerkennung und Wertschätzung in der Öffentlichkeit)

  • Berechnet wird der BeGX getrennt für die Bereiche Alten- und Krankenpflege von DIW Econ, einem Unternehmen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Als Ausgangspunkt gilt jeweils der Wert für das Jahr 2013, der mit 100 festgelegt wurde. Ein Anstieg des Indexwertes steht für eine Verbesserung der Berufsgesundheit. Der aktuelle Bericht reicht bis zum Jahr 2020. Ihm liegen Daten der gesetzlichen Kranken- sowie Unfallversicherung, der DRV, des Soziooekonomischen Panels (SOEP), von Media Tenor International und des Panels der Pflegekammer Rheinland-Pfalz zugrunde.

    Corona-Pandemie stoppt positive Entwicklung

    Von 2017 bis 2019 entwickelte sich der BeGX positiv im Vergleich zum Ausgangsjahr 2013: Der Index-Wert für die Altenpflege lag im letzten Jahr vor der Covid-19-Pandemie bei 109, für die Krankenpflege bei 107. Es zeigten sich deutliche Verbesserungen bei den Arbeitsbedingungen und beim Medienklima, in
    der Krankenpflege nahm auch der Wert für Ressourcen leicht zu. Im Langzeittrend seit 2013 hat die Zufriedenheit mit dem Einkommen in der Altenpflege um 15 Prozent zugenommen, in der Krankenpflege immerhin um sechs Prozent.

    Im Jahr 2020 hat sich die Berufsgesundheit der Beschäftigten in der Alten- und Krankenpflege im Zuge der Pandemie deutlich verschlechtert. Der Index sank in der Altenpflege auf 96, in der Krankenpflege auf 98. Geradezu abgestürzt ist 2020 der Wert für „Arbeits- und Erwerbsfähigkeit“: von 97 auf 70 in der Altenpflege und von 97 auf 58 in der Krankenpflege.

    Das liegt vor allem daran, dass aufgrund der Corona-Pandemie deutlich öfter der Verdacht auf eine Berufskrankheit gemeldet wurde. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitstage stieg in 2020 in der Krankenpflege nur leicht an, in der Altenpflege erhöhte sie sich im Vergleich zum Vorjahr nicht.

    Unterschiedliche Trends in 2020 beim Meinungsklima

    Im Bereich „Berufsansehen/Medien-Meinungsklima“ gab es 2020 unterschiedliche Trends bei Alten- und Krankenpflege: Besonders stark im Fokus der Öffentlichkeit stand die Krankenpflege. Medien berichteten überwiegend positiv und anerkennend über die Arbeit auf den Intensivstationen. In der Altenpflege hingegen wirkte sich die Berichterstattung über erhöhte Sterberaten durch Corona-Ausbrüche in
    Pflegeheimen, über Besuchssperren und verzweifelte Angehörige negativ aus.

    Einige belastende Faktoren haben sich 2020 positiv entwickelt: Weniger Pflegekräfte machen sich Sorgen, ihren Arbeitsplatz zu verlieren, und es gab immer weniger befristete Arbeitsverhältnisse. Beides zeigt, dass sich die Verhandlungsposition der Pflegekräfte auf dem Arbeitsmarkt verbessert – was wohl eine Folge des sich verschärfenden Fachkräftemangels in der Pflege ist. Dieser führt zu einer höheren Arbeitsverdichtung, die wiederum die Pflegequalität und die Zufriedenheit im Beruf negativ beeinträchtigt.

    Den ausführlichen Bericht zum Berufsgesundheits-Index gibt es online auf www.deutsche-rentenversicherung-bund.de und www.bgw-online.de/begx.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

EarningsEarningsolly – stock.adobe.comEarningsolly – stock.adobe.com
Pflege versichert

Pflege: Wie Steuermilliarden den Staatshaushalt belasten

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach hat sich für zusätzliche Steuerzuschüsse in der Sozialen Pflegeversicherung ausgesprochen. Wie teuer die Stabilisierung des Beitragssatzes die Steuerzahler kommen würde, zeigen aktuelle Berechnungen des WIP.

Smartwatch for assisted living. A woman from the medical healthSmartwatch for assisted living. A woman from the medical healthG. Lombardo – stock.adobe.comSmartwatch for assisted living. A woman from the medical healthG. Lombardo – stock.adobe.com
Pflege versichert

BKK Gesundheitsreport 2022: Pflegefall Pflege?

Nicht erst seit Corona ist die ständige Überlastung der Pflegekräfte bekannt. So breiten sich zunehmend Unzufriedenheit und ein erhöhter Krankenstand aus und es droht der „Pflegxit“. Der BKK-Gesundheitsreport 2022 beleuchtet die Situation in der Pflege und wie sich diese verbessern lässt.

Vater-Sohn-253631466-DP-AllaSerebrinaVater-Sohn-253631466-DP-AllaSerebrinaVater-Sohn-253631466-DP-AllaSerebrina
Pflege versichert

"Wir müssen eine Pflegevollversicherung prüfen"

Die CSU-Fraktion verabschiedet eine Resolution mit einem 12-Punkte-Plan zum Thema Pflege: Pflege soll mit einem besonderen Fokus auf die Leistungen der pflegenden Angehörigen zukunftssicher aufgestellt werden.

Senior woman and her adult daughter looking at photo album together on couch in living room, talking joyful discussing memories. Weekend with parents, family day, thanksgiving, mom's holidaySenior woman and her adult daughter looking at photo album together on couch in living room, talking joyful discussing memories. Weekend with parents, family day, thanksgiving, mom's holidaySenior woman and her adult daughter looking at photo album together on couch in living room, talking joyful discussing memories. Weekend with parents, family day, thanksgiving, mom's holiday
Pflege versichert

Pflegende Angehörige fordern: Finanzierung der Pflegeversicherung nicht auf unsere Kosten

Der Bericht der Bundesregierung "Zukunftssichere Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung" befeuert die Diskussion um die nachhaltige Finanzierung des Pflegesystems. In einer Stellungnahme äußert der Bundesverband wir pflegen e.V. erhebliche Bedenken über die Tauglichkeit, der im Bericht dargelegten Überlegungen als Grundlage für eine nachhaltige, zukunftssichere Finanzierung der sozialen Pflegeversicherung.

Seniorin-Pflegekraft-245958208-AS-HalfpointSeniorin-Pflegekraft-245958208-AS-HalfpointHalfpoint – stock.adobe.comSeniorin-Pflegekraft-245958208-AS-HalfpointHalfpoint – stock.adobe.com
Pflege versichert

AOK veröffentlicht Positionspapier zur Weiterentwicklung der Pflege

Immer mehr Pflegebedürftige, ein anhaltender Fachkräfteengpass, strapaziöse Arbeitsbedingungen: die Herausforderungen für die Soziale Pflegeversicherung (SPV) sind groß. Vor diesem Hintergrund hat der AOK-Bundesverband ein Positionspapier veröffentlicht. Im Mittelpunkt stehen grundlegende Strukturreformen um die Pflege vor Ort zu stärken, sie bedarfsgerechter und effizienter zu gestalten.

Side view of healthcare worker or caregiver visiting senior woman indoors at home, helping her to walk.Side view of healthcare worker or caregiver visiting senior woman indoors at home, helping her to walk.Side view of healthcare worker or caregiver visiting senior woman indoors at home, helping her to walk.
Pflege versichert

AXA integriert Pflege-Assistance in die bKV

Ein Pflegefall kann für alle Beteiligten eine große Herausforderung und emotionale Belastung sein. Für versicherte Mitarbeitende und deren Angehörige bietet AXA im Firmenkundengeschäft den Zusatz- Baustein „Pflege-Assistance“ an.

Mehr zum Thema

DebekaDebeka
Pflege versichert

Pflege-Bahr: „Ohne die Debeka wäre dieser Markt eigentlich nicht mehr existent“

Der Pflege-Bahr sollte einst den Einstieg in die private Pflegevorsorge erleichtern. Doch das staatlich geförderte Produkt wird heute kaum noch nachgefragt. Nur die Debeka hält den Markt mit einem großen Anteil an Versicherten am Leben.

Nurse lifting legs of elderly man lying in bedNurse lifting legs of elderly man lying in bedRobert Kneschke – stock.adobe.comNurse lifting legs of elderly man lying in bedRobert Kneschke – stock.adobe.com
Pflege versichert

Steigende Pflegekosten absichern

Für das Demografie-Problem der Pflege gibt es stabile Lösungen durch eine kapitalgedeckte Vorsorge. Die Preis-Leistungs-Analyse von Assekurata zu den Pflegezusatzversicherungen ergibt: Eigenanteile an den Pflegekosten lassen sich zu moderaten Beiträgen absichern.

A sad lonely 70 years old senior in is apartmentA sad lonely 70 years old senior in is apartmentpololia – stock.adobe.comA sad lonely 70 years old senior in is apartmentpololia – stock.adobe.com
Pflege versichert

Pflegeversicherung: Lücke steigt trotz höherem Zuschuss

Zum Jahreswechsel wurden die Leistungszuschläge für stationäre Pflege erhöht. Trotzdem stieg der Eigenanteil im Bundesdurchschnitt im Vergleich zum Vorjahr weiter an: zum Beispiel um 165 Euro auf monatlich 2.576 Euro für die Unterbringung im ersten Jahr im Pflegeheim.

Old woman with her granddaughter look at family photos.Old woman with her granddaughter look at family photos.Zhanna – stock.adobe.comOld woman with her granddaughter look at family photos.Zhanna – stock.adobe.com
Pflege versichert

Kostenlose Hilfe für Pflegende: R+V erweitert Online-Angebot

Der digitale R+V-PflegeBerater bietet Informationen und praktische Hilfen an. Die Beratung ist intuitiv auf die persönliche Situation des Pflegenden oder Pflegebedürftigen zugeschnitten.

Man during the dental examintaionMan during the dental examintaionrh2010 – stock.adobe.comMan during the dental examintaionrh2010 – stock.adobe.com
Pflege versichert

Private Krankenzusatz und Pflegeversicherung auf dem Vormarsch

Die AssCompact-Studie zeigt: Derzeit schätzen 28,6 Prozent der Befragten das Geschäft mit der Absicherung von Pflegerisiken als relevant ein. In den kommenden fünf Jahren soll dieses auf knapp 63 Prozent steigen. Ähnlich optimistisch fallen Einschätzungen für die private Krankenzusatzversicherung aus.

Doctor caring about the senior patientDoctor caring about the senior patientAnnaStills – stock.adobe.comDoctor caring about the senior patientAnnaStills – stock.adobe.com
Pflege versichert

Sturzfolgen als häufige Ursache für Pflegebedürftigkeit

Zehn Prozent der Stürze im Alter verursachen Verletzungen wie Brüche der Hüfte, der Gliedmaßen oder Wirbelkörper. Die Sturzfolgen zählen zu den häufigsten Ursachen einer Pflegebedürftigkeit.