Die kurzfristigen Auswirkungen der Lockdowns ähnelten sich weltweit von Hongkong bis London. Wie sich aber einzelne Städte aufgrund der Pandemie längerfristig entwickelten, ist vielfältig und bedingt durch Faktoren wie Lebensqualität oder öffentliche Ordnung (wie etwa den Reisebeschränkungen).
Was hier hinzu kommt: Aufgrund neuer geopolitischer Unsicherheit, Inflation und steigenden Lebenshaltungskosten ordnen viele Menschen ihre Prioritäten neu. Was ist wirklich wichtig, wie und wo wollen wir leben?
Persönliche Wohnsituation weltweit überdacht
Die neuen Wohnwünsche umfassen entweder das Bedürfnis der Vergrößerung des bisherigen Lebensraums oder die Suche nach mehreren Häusern an verschiedenen Standorten. Wenn eine Verkleinerung der eigenen Wohnung gewünscht war, dann meist aus finanziellen Gründen: Beschränkung auf das Wesentliche.
Wohlhabende Bewohner*innen von Städten wie New York und London zogen sich hingegen in, oftmals kurzfristig gekaufte, Zweitwohnungen in ländlicheren Gegenden zurück. Doch auch diejenigen, die in der Stadt blieben, benötigten Veränderungen: Familien suchten private Gärten oder die Nähe zu Parks sowie größere Wohnungen mit Platz für das Homeoffice.
Erst im Jahr 2021, mit der Verfügbarkeit des Impfstoffs, kam wieder Bewegung und Leben in die städtischen Zentren zurück, ganz besonders in Europa und Nordamerika. Die Wohnungsmärkte erholten sich. Insbesondere die Mietmärkte zeigten im zweiten Halbjahr 2021 die stärkste Halbjahresperformance der letzten sieben Jahre. So wurden beispielsweise in New York in diesem Zeitraum mehr Mietverträge abgeschlossen als je zuvor. Das führte zu einem Mietwertwachstum von 6,3 Prozent im Jahresverlauf 2021.
Berlin mit Sonderstatus
Vor allem in Berlin, wo seit langem durch Bevölkerungswachstum und Wohnungsnot Mieten und Kapitalwerte besonders schnell steigen, hat die Pandemie den Druck zusätzlich verstärkt. Thomas Zabel, Geschäftsführer der Savills Residential Agency Deutschland, erklärt, dass auch bis zum Pandemiebeginn mit ihrer Wohnsituation Zufriedene, seitdem nach Veränderung und neuen Möglichkeiten suchen -insbesondere Immobilien mit privatem Außenbereich. Er erklärt weiter:
Diese Angebotsverknappung geht mit steigenden Baukosten einher, die wiederum zu einem Anstieg des Quadratmeterpreises – sowohl in der Miete als auch im Erwerb – führen werden.
Internationaler Wohnortwechsel
Die Pandemie rückte auch die Gesundheit und den eigenen Lebensstil in den Fokus. So suchen immer mehr Käufer*innen Immobilien mit Wellnesseinrichtungen und „Gesundheits-Ausstattung“ wie gereinigter Luft, natürlichen Materialien oder Annehmlichkeiten im Resort-Stil. Für andere bedeutete ein gesunder Neustart hingegen ein kompletter Umzug, immer häufiger in ein anderes Land aufgrund der neuen Remote Working Arbeitsmodelle.
Aus Deutschland heraus werden seit der Pandemie verstärkt Immobilien insbesondere im südlichen europäischen Raum gesucht. Weltweit betrachtet entwickelten sich Lifestyle-Märkte wie Lissabon und Miami besonders gut. Das günstige Klima, der niedrige Steuersatz und die Lebensqualität von Miami ließen die erstklassigen Kapitalwerte und Mieten im Jahr 2021 um 20 Prozent steigen, weshalb ein prognostiziertes Wachstum von über 10 Prozent im Jahr 2022 als wahrscheinlich gilt.
Executive Nomads als regionaler Wachstumsfaktor
Auch Dubai zog die schnell wachsende Gruppe der Executive Nomads an. Das Transaktionsvolumen für Wohnimmobilien stieg im Jahr 2021 um 74 Prozent, insbesondere bei Villen und Reihenhäusern. Aufgrund von Remote Working konnten Geschäftsinhaber*innen und Manager*innen aus dem Ausland Zweitwohnungen in Dubai als ideales Winterziel mit allen steuerlichen Vorteilen nutzen.
Die Wohnimmobilienpreise im erstklassigen Immobiliensektor Dubais stiegen daher im Jahr 2021 um 17,4 Prozent. Das Wachstum in China und im asiatisch-pazifischen Raum blieb aufgrund staatlicher Maßnahmen und pandemiebedingter Unsicherheit uneinheitlich. Während Seoul, Sydney, Singapur und Shanghai (zumindest für 2021) eine gute Performance entwickelten, zeigte sich beispielsweise in Hongkong das genaue Gegenteil.
Globale Neuverbindung
Da Metropolen lernten, mit der Pandemie zu leben, und sich eine deutliche Erholung in den Märkten zeigt, wird das Wachstum im hochpreisigen Wohnsektor voraussichtlich anhalten. Das durchschnittliche Preiswachstum für Luxus-Immobilien lässt sich für 2022 auf 4,3 Prozent schätzen, auch wenn es von Stadt zu Stadt Unterschiede geben wird. Welche Märkte letztendlich profitieren, hängt von der Wiederaufnahme des internationalen Reiseverkehrs und der Rückkehr asiatischer Reisender und Käufer*innen in die städtischen Zentren ab. Die nächste Phase, die sich jetzt schon ankündigt, wird dann ein wirklich internationales Markt-Comeback sein.
Die Lockerung der Reisebeschränkungen in den USA und Großbritannien hat bereits zu einer Zunahme grenzüberschreitender Transaktionen geführt. Als das Reiseverbot in den Vereinigten Staaten im November 2021 aufgehoben wurde, konzentrierten sich Käufer*innen aus Großbritannien und Europa schnell auf Teile von Manhattan, in denen die Preise nachgegeben hatten. Und während internationale Reiseprobleme bestehen bleiben, hat sich derweil Indien schnell als der Auslandsmarkt mit der größten Kaufkraft etabliert.
Veränderte Nachfrage in Großstädten
Aufgrund der drohenden Inflation und Zinserhöhungen sowie des Wunsches nach dem Nervenkitzel des Stadtlebens, sind sich solvente Käufer*innen und Mieter*innen mehr denn je darüber im Klaren, was sie wollen: erstklassige Gebäude und Dienstleistungen, verbunden mit erhöhtem Gesundheits- und Sicherheitsbewusstsein. Thomas Zabel betont:
Das Interesse an Premiumimmobilien hat sich in Bezug auf Lage und Ausstattung verändert.
Gerade in Citylagen merke man, dass Ausstattung und Services für einen bewussteren und gesünderen Lebensstil wichtiger geworden sind. Projektentwickler seien gefordert neue Lifestyle-Angebote zu machen. Dahin bewege sich der Markt.
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