Deutsche Unternehmen haben ihre Gehaltserhöhungsbudgets in der zweiten Hälfte 2021 deutlich vergrößert. Planten sie noch im Juli 2021 mit durchschnittlich 2,8 Prozent Gehaltsanstieg, korrigierten sie die Planung auf 3,1 Prozent im Dezember 2021.
Dies zeigt der weltweit durchgeführte „Salary Budget Planning Report“ der Unternehmensberatung WTW, welcher auch die Gehaltsplanungsdaten von 502 Unternehmen in Deutschland erfasst. Hintergrund ist ein zunehmender Lohndruck, aufgrund der steigenden Inflation und des Fachkräftemangels.
Kosten, Löhne und Preise werden in diesem Jahr nicht nur in Deutschland, sondern weltweit steigen. Der andauernde Arbeitskräftemangel in einigen Branchen führe zu einer erhöhten Nachfrage nach qualifizierten Arbeitskräften, berichtet Florian Frank, Leiter Talent & Rewards bei WTW Deutschland. Er blickt voraus:
Zudem heizt der Wachstumsschub in manchen Branchen den sogenannten ‚war for talents‘ weiter an – Unternehmen konkurrieren stärker darum, Mitarbeitende zu gewinnen und zu halten. Diese wiederum haben eine größere Auswahl als in den letzten Jahren.
Entwicklung der Inflation als Treiber der Lohnbudget-Erhöhungen
Die notwendige Erhöhung der Lohnbudgets ist besonders von der steigenden Inflation zum Ende des Jahres 2021 geprägt. Lag der Inflationswert in Deutschland noch im Juli bei 1,9 Prozent, war im Dezember eine Steigerung auf 2,5 Prozent zu verzeichnen. Die tatsächlichen Gehaltserhöhungen deutscher Unternehmen betrugen im Jahr 2021 ebenfalls durchschnittlich 2,5 Prozent.
Rund ein Drittel (34 Prozent) der in Westeuropa befragten Unternehmen gaben an, dass sie die Inflation und steigende Lieferkosten mit Sorge betrachten.
Zusätzlich verstärkt anhaltender Arbeitskräftemangel und noch schärferer Wettbewerb um Talente die Situation. Für rund zwei Drittel (63 Prozent) der in Westeuropa befragten Unternehmen stellt sich der Arbeitsmarkt 2022 noch kritischer dar, als zuvor. In Deutschland planen 40 Prozent der Unternehmen die Anzahl ihrer Mitarbeiter auszubauen. Aufgrund des stetigen Anstiegs freiwilliger Kündigungen, die zwischen Juli und Dezember 2021 von 6,3 Prozent auf 7,6 Prozent gestiegen sind, ist dieses Ziel jedoch schwerer erreichbar.
Arbeitsmarkt führt in spezialisierten Branchen zu besonders stark angepassten Gehältern
Die Reaktion der Unternehmen auf den Arbeitskräftemangel und die Inflation sei schnell gewesen, erläutert Carl Walinski, Data Services Leader für Deutschland bei WTW. Die aktuelle Situation beurteilt er:
Es ist selten, dass die erwarteten Gehaltsbudgets zwischen den Monaten Juli und Dezember so stark steigen. In bestimmten technologieorientierten Schlüsselbranchen wie Fintech, Medtech sowie Unternehmens- und Technologieberatung sind die Lohnsteigerungen sogar noch höher.
Dort versuchen Arbeitgeber, die starken Wachstumschancen und den begrenzten Pool an hochspezialisierten Mitarbeitenden zu nutzen, zeigt Wallinski auf. Weltweit werden die Löhne und Gehälter im Jahr 2022 voraussichtlich um 5,1 Prozent steigen, gegenüber 4,7 Prozent im Juli 2021. Die Inflation wird dabei voraussichtlich 6,1 Prozent erreichen.
Über den WTW Salary Budget Planning Report
Der Salary Budget Planning Report wird jedes Jahr im Geschäftsbereich “Data Services” von WTW erstellt. Die Umfrage wurde im November und Dezember 2021 in über 130 Ländern weltweit durchgeführt. In Deutschland nahmen 502 Unternehmen aus verschiedenen Branchen teil. Der Salary Budget Planning Report fasst die jährlichen Umfrageergebnisse zusammen und unterstützt Unternehmen bei ihrer Vergütungsplanung.
Die Inflationszahlen des Verbraucherpreisindex (VPI) wurden von der Economist Intelligence Unit (EIU) zusammengestellt. Stand: Dezember 2021.
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