Die Covid-19-Pandemie begleitet uns länger als erwartet. Sie bringt jeden Einzelnen an seine Grenzen, stellt die Wirtschaft und damit auch die Versicherungswirtschaft vor große Herausforderungen. Die Entwicklung in Richtung eines harten Industrieversicherungsmarktes hat durch Corona noch einmal einen Extraschub erhalten.
Insbesondere für global aufgestellte Versicherer kommt es in dieser Situation zu zusätzlichen Schadenaufwendungen, was sich auf Kundenseite in höheren Prämien, Kapazitätsreduzierungen und weiteren möglichen Ausschlüssen bemerkbar macht.
Thomas Olaynig, Geschäftsführer und Head of Placement & Specialties von Marsh Deutschland, sagt:
„Wir sind unverändert davon überzeugt, dass es deutliche und notwendige Verbesserungspotenziale in der Zusammenarbeit zwischen Versicherer und Makler im Sinne der Kunden gibt. Die Renewal-Verhandlungen konzentrieren sich beispielsweise zu sehr auf das Jahresende. Manche Versicherer spielen immer noch auf Zeit und unterbreiten verbindliche Angebote zu spät – wohl in der Hoffnung, damit eine stärkere Verhandlungsposition innezuhaben.“
Der Klimawandel spielt eine zentrale Rolle
Beim Blick auf das große Ganze sind die Risiken aus dem Klimawandel bereits heute ganz oben auf der Agenda angekommen. Unternehmen sollten die Bedrohungen durch den Klimawandel nicht aus den Augen verlieren und müssen weiterhin ihre klimabezogenen Risiken kritisch analysieren – sowohl in Bezug auf physische Risiken als auch auf Veränderungen in der Politik.
Neben der Zunahme von Naturkatastrophen im Zusammenhang mit dem Klimawandel werden die immer schnelleren Veränderungen in der Regulatorik ein wichtiges Thema.
Thomas Olaynig erklärt weiter: „Über den Versicherungsschutz hinaus benötigen die Unternehmen gute Beratung und Services seitens der Makler, um sich zukunftsfähig aufzustellen. Die Versicherer sind gefordert, Absicherungslösungen auch für die neuen Risiken anzubieten. Das Thema Nachhaltigkeit ist zu Recht in aller Munde und auch in der Versicherungswirtschaft angekommen. Kurz-, mittel- und langfristig wird Nachhaltigkeit die Unternehmensstrategien prägen – auch die der Versicherer. Marsh wird diese Diskussion und die Positionierung der Branche aktiv mitgestalten.“
Der heute veröffentlichte Marsh Versicherungsmarktreport Deutschland 2021 liefert fundierte Einschätzungen zu den Entwicklungen des deutschen Industrieversicherungsmarktes untergliedert nach Sparten, Branchen und Spezialrisiken. Darüber hinaus gibt es Beiträge zu den Fokusthemen Brexit, Digitalisierung, Versicherungsteuerrecht und Betriebliche Altersversorgung. Der jährliche Report entsteht in enger Zusammenarbeit der Experten aus den jeweiligen Sparten, Geschäftsbereichen und den Branchenteams von Marsh.
Marktverhärtung bei industriellen Versicherungen
In der industriellen Sachversicherung sahen sich die Kunden in Deutschland 2020 einer weiteren Marktverhärtung gegenübergestellt. Neben der Forderung nach höheren Prämien haben die Versicherer weitere Forderungen in die Renewal-Verhandlungen eingebracht, die das Verständnis der Kunden und Makler auf eine harte Probe stellten.
Viele Versicherer waren und sind sowohl aufgrund der zu geringen Personaldecke als auch vor dem Hintergrund häufig nicht umsetzbarer Konzernvorgaben überfordert. So war es nur mit größten Anstrengungen möglich, den erforderlichen Versicherungsschutz auch für 2021 einzukaufen.
Der industrielle Haftpflichtmarkt hat sich 2020 in Teilen erheblich verschärft – ein Trend, der sich voraussichtlich auch in diesem Jahr fortsetzen wird. Die Kfz-Zulieferindustrie, die Agrochemie und die Pharmaindustrie sind erneut besonders von Großschäden betroffen. In den USA steigen die Kosten für Schäden und Anspruchsabwehr zudem deutlich.
Die Versicherer zeichnen daher insbesondere die genannten risikoexponierten Branchen und Verträge mit starkem US-Bezug nur noch sehr selektiv und mit deutlich reduzierten Kapazitäten. Daneben sehen sich die Kunden teils erheblichen Mehrprämien, der Forderung nach deutlich höheren Eigentragungen und Einschränkungen im Deckungsumfang ausgesetzt.
Erhöhung von Prämien vs. Reduzierung von Kapazitäten
Die Prämien für D&O-Versicherungen erhöhen sich in der Regel, teilweise drastisch, bei gleichzeitiger Kapazitätsreduzierung. Es gibt nur noch wenige Versicherer, die mehr als 15 Millionen Euro Versicherungssumme auf einzelnen D&O-Versicherungsprogrammen zur Verfügung stellen. Insbesondere im Falle von Neuplatzierungen zeigen sich viele Versicherer sehr zurückhaltend. Bei ihnen haben schlechte Schaden-Kosten-Quoten zu strikteren Underwriting-Guidelines geführt und somit die am Markt verfügbare Gesamtkapazität weiter gemindert.
Der daraus resultierende kleinere Anbietermarkt tendiert dazu, nahezu flächendeckend höhere Prämien zu fordern. Die Covid-19-Krise wirkt hierbei wie ein zusätzlicher „Brandbeschleuniger“. Insbesondere Unternehmen, die in einer angespannten finanziellen Situation oder schadenbelastet sind, müssen mit deutlichen Auswirkungen rechnen.
Die noch junge Sparte Cyber musste im letzten Jahr durch ein hartes Renewal. Die dramatisch ansteigenden Schadenzahlen haben aufgezeigt, wie sich das Risikoumfeld der Unternehmen rasant verändert. Das Risikobewusstsein bei den Unternehmen ist zwar gestiegen, für einige Versicherer ist das Risiko jedoch nicht oder nur schlecht einschätzbar.
Die Folge: Die Versicherer mussten noch stärker als im Jahr zuvor die Prämien anheben. Prämiensteigerungen im Renewal von 30 bis 40 Prozent waren die Regel, vereinzelt gab es Erhöhungen von 500 Prozent. Parallel wurden die Kapazitäten gesenkt. Eine Herausforderung gerade bei großen Programmen, bei denen jede Million benötigt wurde.
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