Nur jeder vierte Versicherer schafft derzeit Normalbetrieb

Drei von vier Versicherungsunternehmen werden durch Corona in ihrem Geschäftsbetrieb spürbar eingeschränkt. Jeder dritte Versicherer erreicht derzeit sogar nur maximal 75 Prozent seiner normalen Produktivität. Der Grund: Zu viele interne und kundenbezogene Prozesse sind nach wie vor papiergebunden.

(PDF)
Papierstapel-166398897-AS-smolaw11Papierstapel-166398897-AS-smolaw11smolaw11 – stock.adobe.com

Das sind Ergebnisse der Studie "Digitale Versicherung 2020", für die im Auftrag des Softwareherstellers Adcubum mehr als 300 Arbeitnehmer aus der Versicherungswirtschaft in Deutschland befragt wurden.

"Die Corona-Pandemie verstärkt den Druck, sich der Digitalisierung zu öffnen. Denn die 'neue Normalität' verlangt nach schlanken Prozessen und einem hohen Automatisierungsgrad", sagt Franz Bergmüller, Mitglied der Geschäftsleitung des Softwareherstellers Adcubum. Lediglich 23 Prozent der Unternehmen seien in der Lage gewesen, im zweiten Quartal einen Normalbetrieb aufrecht zu erhalten.

"Die Schnittstelle zum Kunden ist in den meisten Fällen bereits sehr gut ausgebaut. Häufig wurde aber versäumt, auch die nachfolgenden, internen Prozesse zu digitalisieren. Das rächt sich jetzt. Denn wenn Mitarbeiter immer noch Aktenordner anlegen, ist ein reibungsloses Arbeiten im Lockdown nicht möglich", erklärt Bergmüller.

Digitalisierung auch für interne Prozesse relevant

Als größte Hürde auf dem Weg zu einem "Normalbetrieb" identifizierte jeder zweite Befragte kundenbezogene Prozesse, die immer noch papiergebunden sind. Aber auch die internen Prozesse sind noch nicht vollständig digitalisiert. In 38 Prozent der Unternehmen sind auch die Arbeitsschritte im Haus selbst häufig noch an physische Unterlagen gebunden.

"Gerade die Versicherungsbranche bietet ideale Möglichkeiten, um sämtliche Arbeitsschritte zu digitalisieren", hat der Adcubum-Manager erkannt. Dabei gehe es nicht allein darum, Effizienzpotenziale zu heben. Mit dem höheren Technologisierungsgrad können die Unternehmen auch besser auf die Wünsche von Kunden und Mitarbeitern eingehen. In Zeiten der Pandemie möchte niemand mehr Aktenordner von einem Kollegen zum nächsten weiterreichen. Und auch viele Kunden fühlen sich mit dem Tablet zuhause auf dem Sofa wohler als im Büro des Versicherungsvertreters."

Bedarf nach neuer Software-Architektur wächst

Fehlende Möglichkeiten der kundenbezogenen Kommunikation werden von 43 Prozent der Befragten angemahnt. Bergmüller rät deshalb, auch den "klassischen Versicherungsvertreter oder -makler mit den nötigen Hilfsmitteln auszustatten, um eine Beratung per Videochat durchführen zu können." Wichtig sei es jedoch, von der Kundenschnittstelle ausgehend die gesamte Prozesskette zu digitalisieren.

Mit den gewachsenen Legacy-Systemen sei das nicht möglich. "Um das Potenzial der neuen Technik voll auszunutzen, muss auch das Kernsystem die neuen Prozesse unterstützen. Dafür bedarf es einer neuen Software-Architektur, mit der die Unternehmen auch die Vorteile der Cloud-Technik und leichten Skalierbarkeit ausschöpfen können", so der Versicherungsexperte.

Mehr Details und weitere relevante Erkenntnisse sind in der Studie "Digitale Versicherung 2020" ersichtlich.

(PDF)

LESEN SIE AUCH

Confused businessmanConfused businessmanalphaspirit – stock.adobe.comConfused businessmanalphaspirit – stock.adobe.com
Studien

Kompositversicherer fürchten um Zukunftsfähigkeit

Mehr als zwei Drittel der deutschen Kompositversicherer sind nach eigener Aussage mit ihrer Kernsystemlandschaft nicht gut für die Zukunft aufgestellt, so das Ergebnis einer aktuellen Branchen-Studie. Noch dramatischer sieht es im Bereich Kfz-Versicherung aus, wo sogar neun von zehn Unternehmen mit ihrer veralteten Software hadern.
Anzugtraeger-Smartphone-325582394-AS-sitthiphongAnzugtraeger-Smartphone-325582394-AS-sitthiphongsitthiphong – stock.adobe.comAnzugtraeger-Smartphone-325582394-AS-sitthiphongsitthiphong – stock.adobe.com
Assekuranz

Lockdown pusht Digitalaufschwung

Die Versicherer in Deutschland haben bei der Digitalisierung seit 2019 einen großen Sprung nach vorn gemacht. Ein Großteil war gezwungen, die Kundenkommunikation über Online-Kanäle aufzubauen oder weiterzuentwickeln. Jeder vierte Versicherer vermeldet zudem Aktivitäten bei der digitalen Transformation des Geschäfts.
zeb_European_Insurance_Study_2020.jpgzeb_European_Insurance_Study_2020.jpgobs/zebzeb_European_Insurance_Study_2020.jpgobs/zeb
Assekuranz

Corona-Krise nicht existenzbedrohend für Europas Versicherer

Nachdem Europas Topversicherer vor der Corona-Krise in 2019 noch ein kräftiges Prämienwachstum von durchschnittlich 6 Prozent verzeichneten, wird sich die Situation der Assekuranzen im Jahr 2020 merklich verschlechtern. Dies ist ein zentrales Ergebnis der aktuellen European Insurance Study (EIS) von zeb.
Frau-Laptop-genervt-307702896-AS-NadezhdaFrau-Laptop-genervt-307702896-AS-NadezhdaNadezhda – stock.adobe.comFrau-Laptop-genervt-307702896-AS-NadezhdaNadezhda – stock.adobe.com
Assekuranz

Assekuranz: Effektivität im Homeoffice ist geringer

70 Prozent der Mitarbeiter in Versicherungen arbeiteten während des Corona-Lockdowns – zumindest zeitweise – im Homeoffice. Allerdings waren dort nur 30 Prozent von ihnen genauso produktiv wie im Büro.
Digitales-Bild-606766188-DP-harshmakvana16atgmail-comDigitales-Bild-606766188-DP-harshmakvana16atgmail-comDigitales-Bild-606766188-DP-harshmakvana16atgmail-com
Assekuranz

Hiscox-Studie: Nachfrage nach KI-generierter Kunst wird steigen

Der Hiscox Art and AI Report untersuchte die Ansichten von Kunstsammelnden und -liebhabern zu KI-generierter Kunst. 40 Prozent der Kunstsammler und über zwei Drittel der Kunstliebhaber gehen davon aus, dass der Verkauf KI-generierter Kunst zunehmen wird.

indicator concept.indicator concept.indicator concept.
Assekuranz

Versicherer setzen auf Software-as-a-Service

Versicherer möchten externe Software immer mehr as-a-Service beziehen. Das Modell verringert das Investitionsrisiko und beschleunigt die Implementierung neuer Software. Software-Anbieter reagieren darauf und bieten Software-as-a-Service verstärkt an. Das geht aus einem aktuellen Marktüberblick hervor. Dafür wurden 24 Hersteller von Systemen, die den Komposit-Bereich komplett abdecken, untersucht.

Mehr zum Thema

Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden.Laney5569 / pixabayZum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden.Laney5569 / pixabay
Assekuranz

Kennzeichenwechsel für Mofas, Mopeds und E-Scooter: Ab März gilt nur noch Grün

Zum 1. März müssen Mofas, Mopeds und E-Scooter auf ein grünes Versicherungskennzeichen umgestellt werden. Wer weiterhin mit dem blauen Kennzeichen unterwegs ist, fährt nicht nur ohne Versicherungsschutz, sondern macht sich auch strafbar. Die aktuellen Zahlen des GDV zeigen zudem: Schäden und Diebstähle haben 2023 deutlich zugenommen.

Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & RatingMORGEN & MORGENThorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & RatingMORGEN & MORGEN
Assekuranz

Lebensversicherung: Überschussbeteiligung 2025 steigt weiter – doch nicht in der Breite

Die Überschussbeteiligungen deutscher Lebensversicherer steigen weiter, wenn auch weniger stark als im Vorjahr. Eine Analyse von MORGEN & MORGEN zeigt, dass fast alle Versicherer mindestens zwei Prozent bieten, während jeder fünfte Anbieter drei Prozent oder mehr gewährt. Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating, bewertet die Entwicklung als kundenfreundlich, betont aber auch die individuelle Strategie der Versicherer.

ACWells / pixabayACWells / pixabay
Assekuranz

Lebensversicherung führt Beschwerde-Statistik an

Der Versicherungsombudsmann e. V. hat seinen Tätigkeitsbericht zur Streitbeilegung vorgelegt. Insgesamt 21.548 Beschwerden wurden im Jahr 2024 bearbeitet. Dabei fällt auf: Beschwerden über Versicherungsvermittler sind mit 334 Fällen gering und zeigen kaum Veränderungen zu den Vorjahren.

Bei einer Wasserbüffel-Herde in Brandenburg wurde Maul- und Klauenseuche (MKS) nachgewiesen.Anduka66 / pixabayBei einer Wasserbüffel-Herde in Brandenburg wurde Maul- und Klauenseuche (MKS) nachgewiesen.Anduka66 / pixabay
Assekuranz

Maul- und Klauenseuche in Deutschland: Was Versicherungen wirklich abdecken

Maul- und Klauenseuche nach Jahrzehnten erneut in Deutschland: Der Ausbruch in Brandenburg zeigt, wie schnell Tierseuchen enorme wirtschaftliche Risiken für Landwirte mit sich bringen. Versicherungen helfen bei direkten Schäden, lassen Landwirte bei Einkommensverlusten durch Exportverbote jedoch oft allein.

Technisch sind automatisierte Binnenschiffe längst realisierbar, doch rechtliche Hürden bremsen ihren Einsatz - das soll sich ändern, fordern die Versicherer (Symbolbild).Couleur / pixabayTechnisch sind automatisierte Binnenschiffe längst realisierbar, doch rechtliche Hürden bremsen ihren Einsatz - das soll sich ändern, fordern die Versicherer (Symbolbild).Couleur / pixabay
Assekuranz

Versicherer fordern Rechtsrahmen für automatisierte Binnenschifffahrt

Automatisierte Binnenschiffe könnten schon heute einsatzbereit sein – doch es fehlt an klaren gesetzlichen Vorgaben. Der GDV fordert die Bundesregierung und internationale Flusskommissionen auf, Standards zu schaffen, um die Technologie voranzutreiben.

OleksandrPidvalnyi / pixabayOleksandrPidvalnyi / pixabay
Assekuranz

Berufsunfähigkeitsversicherung 2025: Neue Rahmenbedingungen stärken Stabilität

Die Berufsunfähigkeitsversicherung bleibt auch 2025 ein stabiler Schutz. Franke und Bornberg analysieren die Entwicklungen des Vorjahres und beleuchten die veränderten Rahmenbedingungen, darunter die Erhöhung des Höchstrechnungszinses und neue Produktanpassungen.