Krankheitstage auf neuem Höchststand

Die Fehlzeiten bei den Beschäftigten haben im vergangenen Jahr mit einem Krankenstand von 5,1 Prozent einen neuen Höchststand erreicht.

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Dies geht vor allem auf die heftige Grippewelle zurück und dem damit verbundenen starken Anstieg der Fehltage aufgrund Atemwegserkrankungen beziehungsweise Infektionen, so der aktuelle BKK Gesundheitsreport 2019: „Psychische Gesundheit und Arbeit“.

Mehr Fehltage wegen psychischer Erkrankungen

Die Fehltage wegen psychischer Erkrankungen sind im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 5,4 Prozent am stärksten angestiegen.

So wurden 2,9 AU-Tage durchschnittlich pro Beschäftigten durch psychische Erkrankungen verursacht. Das entspricht, gemessen an den 18,5 AU-Tagen je Beschäftigten insgesamt, fast jeden sechsten AU-Tag (15,7 Prozent).

Damit liegen die psychischen Störungen hinter den Muskel-Skelett-Erkrankungen (23,8 Prozent) sowie den Atemwegserkrankungen (16,4 Prozent) als AU-Ursache in diesem Jahr auf dem dritten Platz.

Damit sind die Werte verglichen mit dem Jahr 2008 bei den Muskel-Skelett-Erkrankungen um ein Drittel (+34,2 Prozent) sowie bei den Atemwegserkrankungen um mehr als die Hälfte (+51,7 Prozent) angestiegen.

In dieser Zeit haben sich die Fehltage aufgrund psychischer Störungen mehr als verdoppelt (+129,4 Prozent). Diese hohe Zunahme ist unter anderem dadurch begründet, dass hier mit jedem Krankheitsfall überdurchschnittlich viele Fehltage (durchschnittlich 37 Tage je Fall) verbunden sind.

Dabei ist aber der Anteil der Betroffenen mit einer psychischen Erkrankung in Deutschland in den vergangenen 10 Jahren nahezu unverändert geblieben. . So erkranken laut Robert Koch-Institut 30 Prozent der Gesamtbevölkerung mindestens einmal im Leben an einer psychischen Störung. Der Anstieg bei den AU-Tagen sowie auch in anderen Leistungsbereichen kommt vor allem durch eine schnellere und bessere Diagnostik und Therapie, die häufiger als früher Betroffene erkennt und behandelt, zustande.

Aber nicht jede psychische Erkrankung führt automatisch zu einer krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit. Genauso wie Beschäftigte mit einer somatischen Erkrankung (zum Beispiel Diabetes) ist es auch für Menschen mit einem psychischen Leiden in der Mehrzahl der Fälle (87,9 Prozent) möglich, weiterhin am Arbeitsleben teilzunehmen.

Art der Arbeit ist ausschlaggebend

Dabei sind die Fehlzeiten aufgrund psychischer Erkrankungen stark von der Arbeit und den damit verbundenen Arbeitsbedingungen abhängig. Vor allem solche Berufe, die sich bei der Arbeit hauptsächlich mit anderen Menschen beschäftigten (wie Gesundheits- und Erziehungsberufe sowie Sicherheitsberufe) und zusätzlich ein hohes Maß an psychosozialem Stress beinhalten, weisen überdurchschnittlich viele AU-Fälle beziehungsweise AU-Tage auf.

Wenig überraschend sind es die Beschäftigten in der Altenpflege, die mit durchschnittlich 5,8 AU-Tagen wegen psychischer Störungen an der Spitze aller Berufsgruppen zu finden sind. Im Vergleich zum Durchschnitt (2,9 AU-Tage je Beschäftigten) ist der Wert in der Altenpflege somit mehr als doppelt so hoch.

Arbeitsplatzverlust mit großen Auswirkungen

Dabei zeigt der BKK Gesundheitsreport 2019, dass sich auch der Erwerbsstatus auf die psychische Gesundheit auswirkt.

Professor Dr. Holger Pfaff, Direktor des Instituts für Medizinsoziologie, Versorgungsforschung und Rehabilitationswissenschaft (IMVR), Uni Köln, dazu:

„Arbeit macht eher gesund als krank! Darauf deuten sowohl Studien zum Effekt der Arbeitslosigkeit als auch Studien zu den Auswirkungen der Berentung hin. Arbeit kann bis zu einem gewissen Grad die psychische Gesundheit positiv wie negativ beeinflussen. Studien hierzu legen nahe, dass Arbeit in erster Linie gesund erhält, und nur unter bestimmten Arbeitsbedingungen krankmacht.“

So ist mit durchschnittlich 15,2 AU-Tagen der Wert für die Arbeitslosen (ALG-I) fast dreimal so hoch, wie der der am meisten belasteten Beschäftigten in der Altenpflege. Arbeit, die als sinnstiftend erlebt wird, kann also durchaus für die (psychische und physische) Gesundheit förderlich sein, in vielen Tätigkeitsfeldern ist aber darüber hinaus Prävention und Gesundheitsförderung vor allem im Bereich Psyche dringend notwendig.

Dr. Ulrich Birner, Leiter des Fachreferats Psychosocial Health der Siemens AG, erklärt:

„Psychische Störungen lassen sich im Arbeitskontext manchmal fast besser erkennen als in einem privaten, denn man kennt die KollegInnen über längere Zeit, kennt ihr Leistungs- und Sozialverhalten. Und wenn sich das verändert, wenn z. B. mehr Fehler stattfinden, Personen sich zurückziehen, sie weniger gepflegt am Arbeitsplatz erscheinen, wenn sie stärker emotional sind während sie früher vielleicht kontrollierter waren, öfter krank oder mit den Gedanken woanders sind, dann ermutigen wir Kolleginnen und Kollegen und Führungskräfte diese Beobachtungen direkt anzusprechen und zu sagen: Mir fällt auf, du veränderst dich! Ist denn irgendwas? Wie geht‘s Dir wirklich? Das kann für Betroffene sehr hilfreich sein, die eigene Situation besser zu erkennen, und lässt dem Angesprochenen die Freiheit, sich zu öffnen oder die Privatsphäre zu wahren.“

Sachsen-Anhalt ist Spitzenreiter

Das Bundesland Sachsen-Anhalt wies im vergangenen Jahr beim Vergleich der Bundesländer durchschnittlich mit 24,4 Tagen die meisten Krankheitstage auf. Beschäftigte in Thüringen fehlten an 24,2 Tagen. Die wenigsten Fehlzeiten gab es in den Bundesländern Baden-Württemberg (15,5), Hamburg (16,0) und Bayern (16,6).

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