Langwieriger und teurer – so sieht die Entwicklung der Streitfälle in Deutschland in den letzten zwei Jahren aus. Dies geht aus „Deutschlands großer Streitatlas 2019“ hervor.
So dauern 48 Prozent aller Streitfälle zwölf Monate und länger. Dies bedeutet im Vergleich zum letzten Streitatlas 2017 bei den langwierigen Auseinandersetzungen eine Zunahme um 4,5 Prozent.
Peter Stahl, Vorstandssprecher der Advocard, dem Rechtsschutzversicherer der Generali in Deutschland, sagt:
„Seit unserem ersten Streitatlas haben wir gut 2 Millionen Streitfälle in Deutschland ausgewertet. Diese einzigartige Datenbasis erlaubt uns wertvolle Einsichten: Dabei beobachten wir, dass die Menschen immer häufiger und heftiger miteinander streiten - insbesondere das private Umfeld bietet hierzu viele Anlässe.“
Bei jedem zehnten Streit liegt der Streitwert bei mehr als 10.000 Euro. Im Vergleich zum vorherigen Streitatlas ist dies ein Anstieg um 2,8 Prozent. Dahingegen haben Auseinandersetzungen mit niedrigen Streitwerten (bis 2.000 Euro) mit einem Minus von 3,1 Prozent am stärksten abgenommen.
Peter Stahl erklärt:
„Unserer Erfahrung nach können die Verfahrenskosten ein Vielfaches des eigentlichen Streitwerts ausmachen. Daher ist es sinnvoll, so früh wie möglich eine einvernehmliche Einigung anzustreben – manchmal funktioniert es sogar, eine neutrale Person als Vermittler, beispielsweise einen Mediator, hinzuzuziehen und Streitigkeiten schnell abzuwenden.“
Im Norden und Westen am streitsüchtigsten
Im Norden und Westen der Republik wird am meisten gestritten: Das Streitaufkommen liegt hier im Durchschnitt bei 24,7 Streitfällen pro 100 Einwohnern. Besonders streitlustig sind dabei die Stadtstaaten Berlin (29,2) und Hamburg (28,8), die seit Beginn der Erhebung die ersten beiden Plätze belegen. Laut Peter Stahl liegt es daran, dass viele Menschen auf vergleichsweise engem Raum die Wahrscheinlichkeit steigern, dass mehr Konflikte entstehen. Dies würde auch erklären, dass im bevölkerungsreichsten Flächenland Nordrhein-Westfalen eine aufgeheiztere Stimmung herrscht (28,2). In Mecklenburg-Vorpommern, dem Bundesland mit der geringsten Bevölkerungsdichte, ist die Streitintensität um einiges geringer (23,8).
In Städten herrscht häufiger ein rauer Ton
Wenn man die drei Stadtstaaten als Bundesländer außen vorlässt, liegen allein sieben Städte in der Liste der Top-10-Streitstädte (über 300.000 Einwohner) in NRW. Dabei ist Köln erstmalig Streithochburg (32,2). Am stärksten zugelegt in Sachen Streit hat seit 2016 Bonn (+0,8 Prozent).
Streitgründe gibt es viele
Auf Konflikte im Privat- und Strafrecht entfallen rund 38 Prozent aller Streitfälle: Von Familienangelegenheiten bis hin zu Reisemängeln sind die Gründe sehr unterschiedlich. Knapp ein Drittel aller Streits finden rund um das Thema Straßenverkehr und Mobilität statt. Dabei streitet mehr als jeder Vierte streitet wegen vermeintlich ungerechtfertigtem Blitzen oder zu hohem Tempo. Weitere konkrete Streitgründe sind Verkehrsunfälle (23 Prozent) oder Auseinandersetzungen wegen Mängeln beim neuen Fahrzeug (10 Prozent), die zu großen Teilen im Zeichen des Dieselskandals stehen.
Das Arbeitsumfeld (13,1 Prozent) belegt den dritten Platz, auf Platz vier landet der Bereich Wohnen und Miete (11,3 Prozent) und auf Platz fünf Behörden und Finanzen (7,3 Prozent).
Im Arbeitsumfeld hängen die Gründe für Dispute häufig mit der Vergütung, Arbeitszeugnissen oder der Kündigung des Arbeitsverhältnisses zusammen. Die Vergütung ist dabei der Hauptgrund (30,9 Prozent). Allerdings ist der Anteil an Streitfällen zu Arbeitsthemen in diesem Jahr leicht rückläufig (-0,3 Prozent).
Regionale Unterschiede im Bereich Wohnen und Miete
Wohnungskündigungen und zu hohe Mietkosten sind vor allem auf den umkämpften Wohnungsmärkten der Großstädte Streitgründe. Berlin liegt dabei sogar 50 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Doch auch Nebenkostenabrechnungen lassen es zu Disputen mit dem Vermieter kommen. Ein weiterer Klassiker der Streitgründe: Streit unter Nachbarn. Ob zu laute Musik, falsch abgestellte Kinderwagen oder die über den Zaun ragenden Äste von Nachbars Apfelbaum – die Gründe dafür sind vielfältig.
Männer streiten mehr
Knapp zwei Drittel aller Streitigkeiten werden von Männern ausgetragen (66,5 Prozent), Bei Männern sind es vor allem Streitigkeiten im Bereich Verkehr und Mobilität: Hier streiten sich 32,8 Prozent. Frauen hingegen liegen bei Disputen im Bereich Privat- und Strafrecht vorn (40,0 Prozent im Vergleich zu 37,6 Prozent der Männer).
Eine Frage des Alters?
Im Alter zwischen 46 und 55 Jahren streiten sich die Deutschen– statistisch gesehen – am häufigsten (27,5 Prozent aller Streitfälle). Insgesamt nimmt jedoch auch der Anteil der jüngeren Streithähne deutlich zu: Vor zehn Jahren (2009) waren junge Erwachsene unter 36 Jahren für nur 13,9 Prozent aller Streitfälle verantwortlich – heute sind es bereits 23,7 Prozent.
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