96 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Deutschland sind vom Fachkräftemangel betroffen, so eine Studie der DZ BANK und des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken Raiffeisenbanken (BVR).
Vor steigenden Lohn- und Gehaltskosten als direkte Folge des Fachkräftemangels fürchtet sich jeder zweiter Mittelständler. Neben dem Fachkräftemangel ist die Bürokratie das drängendste Problemfeld für mittelständische Unternehmen. 72 Prozent der Befragten gaben an, unter bürokratischen Herausforderungen zu leiden.
Uwe Berghaus, Firmenkundenvorstand der DZ BANK, sagt:
„Fachkräftemangel und Bürokratie haben sich in den letzten Jahren zu chronischen Problemen entwickelt und betreffen hierzulande immer mehr Unternehmen. Der Fachkräftemangel beschäftigt den Mittelstand wie kein anderes Thema und erstreckt sich über alle Branchen und Regionen.“
Mit Maßnahmen zur Mitarbeiterbindung entgegenwirken
86 Prozent der Mittelständler bieten ihren Mitarbeitern Qualifizierungsmöglichkeiten. Gehaltserhöhungen werden von 79 Prozent als sinnvoll erachtet und 76 Prozent locken mit einer betrieblichen Altersvorsorge.
Dr. Andreas Martin, BVR-Vorstandsmitglied, fordert:
„Der Mittelstand muss dringend von Bürokratielasten befreit werden. … Mit der Digitalisierung liegt eine enorme Chance auf der Hand, komplexe Vorgänge für die Unternehmen zu vereinfachen. Darüber hinaus sollten aufbauend auf dem Eckpunktepapier des Bundeswirtschaftsministeriums zum Bürokratieentlastungsgesetz III insbesondere die Aufbewahrungsfristen für Unterlagen im Handels- und Steuerrecht von zehn auf acht Jahre verkürzt werden … .“
Immobilienmarkt als Standortrisiko für Arbeitgeber
Die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt könnte sich als Standortrisiko erweisen mit negativen Folgen für den Unternehmenserfolg. Nahezu jedes vierte Unternehmen gibt an, dass der aufgeheizte Immobilienmarkt den Kapazitätsausbau hemmt. Ebenso viele sagen, dass der Wohnungsmangel und die hohen Mieten die Anwerbung von Fachkräften erschweren. Unternehmen in Bayern sind besonders stark betroffen. Dort sagen 37 Prozent, dass der angespannte Immobilienmarkt Fachkräfte abschrecke.
Unsicherheit im Außenhandel wegen Brexit und China
Rund 70 Prozent erwarten, dass sich der Brexit auf ihr Unternehmen auswirken wird. Mehr als ein Drittel befürchtet in diesem Zusammenhang zunehmende Bürokratie. Auch mögliche Zölle und eine geringere Nachfrage könnten das Auslandsgeschäft belasten.
Aus China expandieren in den letzten Jahren verstärkt Unternehmen nach Deutschland. Derzeit geben zwar noch immer fast 70 Prozent der befragten Mittelständler an, dass chinesische Unternehmen keine Konkurrenz für sie darstellen. Allerdings erwartet nahezu jeder Zweite einen generell zunehmenden Wettbewerb mit Unternehmen aus der Volksrepublik. Besonders in der Metall-, Automobil und Maschinenbaubranche schätzen die Unternehmen die Konkurrenzsituation als hoch ein.
Andreas Martin dazu:
„Trotz dieser Entwicklungen sind die deutschen Mittelständler gut gerüstet, um sich in einem schwierigen Gesamtumfeld zu behaupten. Die Unternehmen haben in den letzten Jahren die Eigenkapitalausstattung deutlich gestärkt und bilden auch aktuell weiter Rücklagen.“
Themen:
LESEN SIE AUCH
Innovatorenquote im Mittelstand sinkt auf 40 Prozent
Die Innovationsausgaben im Mittelstand entwickelten sich 2021 mit knapp 34 Mrd. Euro stabil gegenüber dem Vorjahr. Gleichzeitig setzt sich ein seit Jahren anhaltender Konzentrationsprozess fort: Immer weniger und vor allem größere Unternehmen investieren in innovative Produkte oder Prozesse.
Warum Kündigungen in Krisenzeiten zur Kostenfalle werden
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit erscheint es für Unternehmen verlockend, durch Personalabbau schnell und wirksam Kosten zu senken. Diese Strategie kann sich allerdings als kontraproduktiv und dazu sehr kostspielig erweisen. Welche Alternativen bieten sich Unternehmen?
KfW-ifo-Mittelstandsbarometer: Erholungsrally des Geschäftsklimas unterbrochen
Nachdem es im April schon fast wieder den durch die Nulllinie markierten historischen Durchschnittswert erreichte, ist das Geschäftsklima der KMU im Mai zum ersten Mal nach sechs Anstiegen in Folge wieder gesunken. Treiber des Rückgangs ist eine Eintrübung der Geschäftserwartungen.
Warum ein Tankgutschein nicht die Lösung ist
Im aktuellen Arbeitnehmermarkt gilt es für Unternehmen, nicht nur qualifizierte Mitarbeiter überhaupt zu finden, sondern diese auch zu binden. Meist sind hierbei Corporate Benefits erfolgsentscheidend, die zunehmend mit Gesundheit und mit Vorsorge zu tun haben müssen.
Unsere Themen im Überblick
Themenwelt
Wirtschaft
Management
Recht
Finanzen
Assekuranz
Mindestlohn steigt bis 2027 auf 14,60 Euro – Kommission warnt vor politischer Einflussnahme
Der gesetzliche Mindestlohn soll in zwei Stufen auf 14,60 Euro pro Stunde angehoben werden. Der einstimmige Beschluss der Mindestlohnkommission sorgt für politische und wirtschaftliche Debatten – zwischen sozialem Anspruch und wirtschaftlicher Tragfähigkeit.
Fiskalische Zeitenwende oder riskante Halse? Deutschlands Investitions- und Verteidigungskurs im Stresstest
Deutschland steht vor einem wirtschafts- und sicherheitspolitischen Kraftakt historischen Ausmaßes. Mit einem 500-Milliarden-Euro-Investitionspaket und dem Ziel, die Verteidigungsausgaben auf 3,5 % des BIP zu steigern, wagt die Bundesregierung eine fiskalische Zeitenwende. Doch der Spagat zwischen Wachstumsimpulsen, geopolitischer Abschreckung und haushaltspolitischer Stabilität ist riskant – ökonomisch wie gesellschaftlich.
Stromsteuer-Senkung bleibt aus: Verbraucher außen vor
Die Bundesregierung verabschiedet sich von ihrem Versprechen, die Stromsteuer für alle Verbraucher auf das EU-Mindestmaß zu senken. Nur Industrie und Landwirtschaft sollen entlastet werden. Während Ministerin Reiche von „finanzieller Wirklichkeit“ spricht, wirft der Steuerzahlerbund der Regierung einen Wortbruch vor. Die Entscheidung trifft besonders Mittelstand und Haushalte – und beschädigt die politische Glaubwürdigkeit der Ampel.
Ertragsteuern im Rückwärtsgang – aber Lohn- und Umsatzsteuer stabilisieren die Einnahmelage
Wie das Bundesfinanzministerium im Monatsbericht Juni 2025 mitteilt, hat sich das Steueraufkommen im Mai weiter positiv entwickelt – mit einer wichtigen Ausnahme: Die Ertragsteuern geraten spürbar unter Druck. Während Lohn- und Umsatzsteuer verlässlich tragen, wirft der Rückgang bei den ertragsbezogenen Einnahmen Fragen nach der konjunkturellen Substanz auf.
Die neue Ausgabe kostenlos im Kiosk
Werfen Sie einen Blick in die aktuelle Ausgabe und überzeugen Sie sich selbst vom ExpertenReport. Spannende Titelstories, fundierte Analysen und hochwertige Gestaltung – unser Magazin gibt es auch digital im Kiosk.