Mehrwertkonten: Große Unterschiede und happige Grundgebühren

Über ein Girokonto verfügt hierzulande fast jeder. Eine besondere Gattung sind die so genannten Mehrwertkonten einiger Banken und Sparkassen, die auf den ersten Blick attraktiv erscheinen. Dabei handelt es sich um Girokonten, die Vergünstigungen, Versicherungen und weitere Extras umfassen. Aber nicht immer steht der Mehrwert in einem guten Verhältnis zu den Kosten, wie der Test des Deutschen Instituts für Service-Qualität zeigt.

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Das DISQ hat im Auftrag des Nachrichtensenders ntv die Premium-Mehrwertkonten von acht Finanzinstituten unter die Lupe genommen.

Extras rechtfertigen nicht immer den Preis

Die untersuchten Mehrwertkonten überzeugen nicht auf breiter Front. Während der Bereich Konditionen und Filialservices überwiegend gute Resultate erbrachte, fällt der Umfang der Mehrwertservices sehr unterschiedlich aus. Im Bereich Reise gibt es dabei für die Kundinnen und Kunden noch die meisten Benefits: Eine Auslandsreisekrankenversicherung und Rückvergütungen bei Reisebuchungen ist bei fast allen Konten dabei; ein Reisebuchungsservice ist bei immerhin fünf von acht Kontoprodukten inklusive. Extras im Bereich Freizeit und Ermäßigungen sind dagegen oft überschaubar: So werden etwa mehrheitlich keine Rabatte für Kino, Einzelhandel oder die Gastronomie angeboten.

Preis-Leistungs-Verhältnis kritisch prüfen

Die Grundgebühren fallen gegenüber klassischen Girokonten höher aus und variieren bei den untersuchten Produkten zwischen 9,00 und 17,95 Euro pro Monat. Die vergleichsweise hohen Fixkosten sorgen aber nicht für einheitlich bessere Konditionen. Beispiel Sollzinsen: Beim genehmigten Dispo wie auch bei ungenehmigten Überziehungen sind die anfallenden Zinsen happig – in beiden Fällen bis zu 15,17 Prozent jährlich. Markus Hamer, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für Service-Qualität: „Nicht jedes Mehrwertkonto hält, was der wohlklingende Name verspricht. Interessierte sollten prüfen, ob die inkludierten Mehrwertservices persönlich nützlich sind und den Preis rechtfertigen.“

Das Top-3-Ranking

Testsieger ist die Hamburger Sparkasse mit dem Gesamturteil „gut“. Das Konto „HaspaJoker premium“ punktet mit dem insgesamt besten Leistungsumfang an Mehrwertservices, etwa im Bereich Reise oder auch mit zahlreichen Ermäßigungen. Auch in puncto Konditionen und Filialservices positioniert sich die Haspa auf den ersten Rang. Der Zahlungsverkehr ist kostenfrei und es fallen beispielsweise die im Vergleich niedrigsten Sollzinsen für nicht genehmigte Überziehungen an.

Den zweiten Rang belegt die Nassauische Sparkasse mit dem Mehrwertkonto „Naspa Giro Komfort“ (Gesamturteil: „gut“). Mit neun Euro wird hier die vergleichsweise niedrigste monatliche Grundgebühr erhoben. Der Mehrwertservice überzeugt mit dem größten Angebot an Ermäßigungen. Zudem bietet die Sparkasse seinen Mehrwertkonto-Kundinnen und -Kunden beispielsweise auch eine Ticketversicherung an.

Die BW-Bank platziert sich auf Rang drei („befriedigend“). Das Premium-Konto „Giro extend gold“ überzeugt vor allem im Bereich Konditionen. So sind etwa alle Kosten für den Zahlungsverkehr in der Grundgebühr enthalten. Bei den Mehrwertservices punktet der Bereich Reise, etwa mit inkludierten Versicherungen und sieben Prozent Rückvergütung bei Buchungen.

Weitere Finanzinstitute im Test (alphabetisch): Commerzbank, Deutsche Bank, Hypovereinsbank, Postbank und Targobank.

Fakten zum Test: Das Deutsche Institut für Service-Qualität analysierte die Premium-Mehrwertkonten von acht Finanzinstituten mit Filialnetz. Der Test setzte sich aus einer Analyse der Konditionen und Filialservices sowie einer Leistungsbewertung der Mehrwertservices zusammen. Unter Konditionen fielen unter anderem die Kontoführungsgebühren und die Höhe der Sollzinsen bei Kontoüberziehung. Zu den untersuchten Filialservices zählten beispielsweise die Filialzahl und die für Kundinnen und Kunden kostenlos zur Verfügung stehenden Geldautomaten. Die Analyse der Mehrwertleistungen umfasste die drei Untersuchungsbereiche Absicherung, Reise sowie Freizeit und Ermäßigungen. Die Datenerhebung und -bewertung erfolgte auf Basis verbindlicher Angaben der Unternehmen (Stand: 21.05.2024).

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