Speaker und Multiunternehmer Dirk Kreuter klärt über die Gefahren einer chronisch unterforderten Belegschaft auf und gibt Tipps, wie sich das volle Potenzial aus den eigenen Mitarbeitern herauskitzeln lässt. Burnout hält sich seit Jahren als undifferenziertes Buzzword in der gesellschaftlichen Diskussion. Natürlich handelt es sich bei diagnostizierten schweren Erschöpfungserscheinungen um eine ernst zu nehmende psychische Ausnahmesituation, die niemand unterschätzen sollte.
Jedoch werden mögliche Auslöser häufig zu eindimensional betrachtet und es wird nur auf die angebliche Überforderung durch einen modernen Arbeitsmarkt geblickt. Zu oft ignorieren sowohl Ärzte als auch die Betroffenen selbst, dass auch das genaue Gegenteil die exakt gleiche Situation auslösen kann. Bei einem Boreout – also der stetigen Unterforderung im Berufsleben – besteht ebenso die Gefahr eines Auftretens von geistiger und körperlicher Erschöpfung. Dabei unterscheiden die Unternehmensberater Rothlin und Werder in ihrem Buch ‚Diagnose Boreout‘ von 2007 zwischen qualitativer und quantitativer Unterforderung; also dem Anspruch der zugeteilten Aufgaben und ihrer schieren Menge. Doch wie können Arbeitgeber einen Boreout bei ihrer Belegschaft erkennen und wie lässt sich diesem Phänomen entgegensteuern?
Tipp 1: Offene Augen, offene Ohren
„Um Mitarbeiter mit Boreout-Symptomen zu identifizieren, muss zuallererst ein Bewusstsein für das Problem her. Wie bereits erwähnt, fehlt vielen das Verständnis für durch Langeweile ausgelösten Stress. Weniger Arbeit identifiziert unsere Gesellschaft gemeinhin als positiv. ‚Freu Dich doch, dass Du entspannen kannst‘, bekommen Betroffene oftmals zu hören. Allerdings ist der menschliche Verstand auf Stimulation angewiesen und darauf ausgelegt, regelmäßig Herausforderungen zu lösen. Bleibt dies aus, verändert sich schnell das Gemüt – und das kann sich im Auftreten äußern. Für Warnsignale wie gelangweiltes Verhalten, wenig Interesse an der Arbeit oder schier geringen Output sollten Verantwortliche ein offenes Auge haben – und ein offenes Ohr für die Wünsche und Sorgen der Belegschaft.“
Tipp 2: Wir müssen reden
„Nach mehr Arbeit zu fragen hat in Deutschland immer noch ein absurdes Stigma. Fleiß und Leistungsbereitschaft wird von Kollegen als Anbiederung an den Vorgesetzten interpretiert; Ambitionen in der Karriere als unangenehme Charaktereigenschaft. Das Gespräch mit dem Chef zu suchen und um Mehrbelastung zu bitten, gestaltet sich daher als extrem hohe Hürde. Als Verantwortlicher selbst auf einen Mitarbeiter zuzugehen, kann daher Wunder wirken. Nicht nur löst es das Problem der Unterforderung und beugt so einem Boreout vor, sondern es kann auch zusätzlich motivierend wirken. Wenn eine Arbeitskraft realisiert, dass ihr Vorgesetzter das Potenzial in ihr entdeckt und ihr zutraut, mehr Aufgaben – und damit auch Verantwortung – zu übernehmen, kann dies Wunder bei der Moral bewirken. Feste Feedbackrunden stellen ein gutes Werkzeug dar, um diese unsichtbare Hürde so klein wie möglich zu halten.“
Tipp 3: Gezielte Überforderung
„Wie viel Arbeit sich einer einzelnen Person zumuten lässt, bleibt natürlich von Fall zu Fall unterschiedlich und benötigt oftmals ein gewisses Finetuning. Von einem Boreout Betroffene unkontrolliert mit zusätzlicher Belastung zuzuschütten, erweist sich selbstverständlich als nicht zielführend – alles so weiterlaufen zu lassen allerdings auch nicht. Vielversprechende Talente müssen die Möglichkeit erhalten, ihr volles Potenzial zu entfalten. Mitarbeiter zu fördern heißt, sie zu fordern. Das Ziel sollte also eine gezielte, wohldosierte Überforderung sein, unter der das Personal aufblühen und sich zu A-Mitarbeitern entwickeln kann. In der richtigen Atmosphäre und mit der Förderung durch Führungskräfte können sich Talente voll entfalten und Boreouts gehören zukünftig der Vergangenheit an.“
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